China lässt ersten selbst gebauten Flugzeugträger zu Wasser
Erst vergangenes Wochenende hat China den ersten Transporter an seiner künftigen Raumstation angedockt, jetzt lässt es den ersten selbst gebauten Flugzeugträger zu Wasser. China mausert sich im All und auf See zum ernsthaften Herausforderer der USA und Russlands. Auf Deck des 315 m langen Flugzeugträgers herrscht aber noch gähnende Leere. Die Flugzeuge sind noch nicht fertig.
Nach dem ersten Andockmanöver im All feiert China heute den nächsten technischen Meilenstein: Der erste selbst gebaute Flugzeugträger wurde heute zu Wasser gelassen. Rote Fahnen flatterten entlang der Start- und Landebahn im Wind, als der Flugzeugträger das Dock in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian verließ.
Ansonsten alles leer auf Deck, denn die Flugzeuge und Hubschrauber, die einmal von dem noch unbenannten Flugzeugträger starten sollen, sind noch nicht gebaut. Nach derzeitigem Stand soll das Schiff mit Shenyang J-15 und J-31 Kampfflugzeugen sowie Hubschraubern ausgestattet werden.
Flugzeugträger soll 2020 in Dienst gestellt werden
Aber es ist auch noch genug Zeit: Denn nach früheren Angaben soll der erste ganz von chinesischen Ingenieuren entwickelte Flugzeugträger erst 2020 in Dienst gestellt werden. Bis dahin muss er noch viele Testfahrten absolvieren.
Gebaut wurde das Schiff seit November 2013 von der China Shipbuilding Industry Corporation (CSIC) in Dalian. Der Flugzeugträger ist Teil eines Aufrüstungsprogramms der chinesischen Marine. China will möglichst auf allen Kontinenten mit Flugzeugträgern präsent sein, besonders aber im Westpazifik und im Indischen Ozean. Das sehen die chinesischen Nachbarn mit Argwohn. Denn China beansprucht offen Inseln anderer Länder, um sich Rohstoffe und strategische Punkte im Meer zu sichern. Konflikte sind da vorprogrammiert.
Einziger einsatzfähiger Flugzeugträger aus der Ukraine
Derzeit verfügt China über einen einzigen einsatzfähigen Flugzeugträger, die Liaoning. Das Schiff wurde 2012 in Dienst gestellt. Dabei handelt es sich allerdings um den ehemaligen russischen Träger Varyag, der in der Ukraine gebaut wurde, aber nie ganz fertig gestellt worden war.
1998 verkaufte Russland den Flugzeugträger für 20 Millionen US-Dollar an einen chinesischen Geschäftsmann, der das Schiff angeblich zu einem Hotelschiff umbauen wollte. Doch das ganze war nur eine Finte, um an die Militärtechnik heranzukommen. Der Flugzeugträger wurde dann von chinesischen Werften stark modifiziert, weiter entwickelt und schließlich fertig gebaut.
Moderne Starttechnik für volle Bewaffnung der Flugzeuge
Der neue Flugzeugträger verfügt im Vergleich zur Liaoning über deutlich modernere Technik. Während auf der Liaoning die Flugzeuge noch über eine Art Sprungschanze in die Luft geschickt werden, verfügt der jetzt zu Wasser gelassene Träger über dampfgetriebene Katapulte. Dabei setzen die chinesischen Ingenieure auf elektromagnetische Antriebe, die die Flugzeuge so stark beschleunigen, dass sie mit voller Waffenlast starten können.
Über diese Technik verfügt auch der größte amerikanische Flugzeugträger, der USS Gerald R. Ford, der gerade erst ebenfalls zu ersten Testfahrten ausgelaufen ist.
Wie wichtig die neue Starttechnik ist, zeigt folgende Berechnung. Das Kampfflugzeug Shenyang J-15 kann bei einem Start mit eigener Triebwerkskraft zwei Tonnen Waffen mitnehmen. Mit Hilfe des elektromagnetischen Beschleunigers ist es dagegen möglich, die volle Waffenausstattung von zwölf Tonnen an Bord zu nehmen.
Nuklearantriebe für große Flugzeugträger
Zum Antrieb des Schiffes ist bislang wenig bekannt. Die Liaoning verfügt noch über einen herkömmlichen Antrieb, bei dem die ursprünglichen russisch-ukrainischen Motoren in China durchgreifend modernisiert worden sind. Die nun selbst konstruierten Flugzeugträger sollen eigentlich nukleare Antriebe erhalten, um länger auf See bleiben zu können. Auch der neue amerikanische Flugzeugträger USS Gerald R. Ford ist mit Nuklearantrieb ausgestattet.
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