China plant Magnetschwebebahnen in zwei Großstädten
Die chinesische Großstädte Shenzhen und Changsha wollen ihren Stadtverkehr mit Magnetschwebebahnen entlasten. Doch noch tobt ein Streit um den Grenzwert der elektromagnetischen Strahlung. Selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO kann die Gesundheitsgefährdung nicht richtig einschätzen.
Kurz vor der Bauentscheidung über eine Maglev-Stadtbahn stehen in China derzeit die beiden Großstädte Shenzhen nahe Hongkong und Changsha, die Hauptstadt der südlichen Provinz Hunan. Sie planen ein Stadtbahnnetz, in dem die Magnetschwebebahnen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h fahren sollen – wesentlich schneller also als normale S- und U-Bahnen. In Shanghai fährt bereits seit knapp zehn Jahren ein Transrapid von Siemens.
Die Bevölkerung steht dem Projekt größtenteils positiv gegenüber. Neben der höheren Geschwindigkeit liegt ein Reiz der Maglev-Bahn in ihrem geringeren Geräuschpegel von im Mittel nur 64 Dezibel gegenüber durchschnittlich 75 Dezibel konventioneller Stadtbahnen. Doch es gibt auch Gegner der Technologie. Ihr Hauptargument ist die elektromagnetische Strahlung der Magnetschwebebahn.
WHO kann Gesundheitsgefahr der Strahlung nicht einschätzen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO vertritt den Standpunkt, dass es bisher nicht möglich sei, die Gesundheitsauswirkungen der Strahlung richtig einzuschätzen. Die Umweltbehörde in Changsha gibt an, dass die geplante Stadtbahn eine elektromagnetische Strahlung mit einer Feldstärke von 1,6 Mikrotesla haben werde. Das ist weit weniger als die in China seit dem Jahre 1998 genannte Gefährdungsgrenze für Menschen in Höhe von 100 Mikrotesla. Die Gegner verweisen allerdings auf das Beispiel der Schweiz, wo die Gefährdungsgrenze bei immerhin nur 0,2 Mikrotesla liegt.
Über den für China tragbaren Wert wird derzeit heftig gestritten. Teils wird dagegen plädiert, für das ganze Land einen Einheitswert festzulegen. Wenn es aber zu einem Einheitswert käme, dann scheinen 10 Mikrotesla infrage zu kommen. Das wäre immerhin das Fünfzigfache des Schweizer Wertes – aber zugleich eben nur zehn Prozent des bisherigen chinesischen Wertes.
Nötiger Abstand der Wohnhäuser zur Maglev-Bahn immer noch unklar
Vom Ausgang dieser Diskussion werden die Baukosten der Maglev-Stadtbahnen abhängen. Je niedriger nämlich der gesundheitspolitisch akzeptierte Wert ausfällt, desto mehr Platz muss zwischen der Bahnstrecke und den nächst gelegenen Wohnhäusern freigelassen werden. Das aber zwingt unter Umständen zu umfangreichen, teuren Landkäufen, um die Gefahrengrenze einhalten zu können. Würde beispielsweise der Schweizer Wert in Changsha gewählt, so müssten auf beiden Seiten der Bahnstrecke jeweils 500 Meter unbebaut bleiben. Nach dem heutigen chinesischen Wert können dagegen unmittelbar an der Bahnstrecke Wohnbauten errichtet werden.
Technik für die Magnetschwebebahn kommt direkt aus Changsha
In Changsha ist übrigens die CSR Zhuzhou Electric Locomotive Company ansässig, die zu den größten chinesischen Herstellern von Lokomotiven und Schnellbahnen gehört. Sie arbeitet seit 2006 intensiv an der Maglev-Technik. Die Stadtväter von Changsha hoffen nun, dass eine eigene Stadtbahn mit dieser Technik überall in China Nachahmer findet, die auf der Produktionsseite dann allesamt wohl CSR und damit Changsha zugutekämen.
Angesichts dieser Aussicht ist die Stadt Changsha auch bereit, die Anlaufverluste einer eigenen Maglev-Stadtbahn auf wenigstens sechs bis acht Jahre hinaus selbst zu tragen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass selbst die berühmte Maglev-Strecke von Shanghai zum Flughafen Pudong bisher nicht aus der Verlustzone herausgekommen ist.
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