Studie von CAM 30.11.2015, 13:52 Uhr

China überholt die USA als größter Markt für Elektrofahrzeuge

In fünf Jahren soll Deutschland internationaler Leitmarkt und Leitanbieter von Elektromobilität sein – so will es die Bundesregierung. Ihr ehrgeiziges Ziel sind eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen bis zum Jahr 2020. Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland derzeit allerdings nur im Mittelfeld. Die Nase vorn hat China. 

An der Nordsee können sich Urlauber seit November Elektroautos mieten. Was den privaten Kauf von Stromern anbelagt, sieht es hierzulande eher mau aus. Von einem Leitmarkt für Elektromobilität kann nach einer aktuellen Studie des CAM (Center of Automotive Management) in Bergisch-Gladbach noch nicht die Rede sein. 

An der Nordsee können sich Urlauber seit November Elektroautos mieten. Was den privaten Kauf von Stromern anbelagt, sieht es hierzulande eher mau aus. Von einem Leitmarkt für Elektromobilität kann nach einer aktuellen Studie des CAM (Center of Automotive Management) in Bergisch-Gladbach noch nicht die Rede sein. 

Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Laut einer Studie des Branchen-Instituts Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hat China – das bevölkerungsreichste Land der Welt und gleichzeitig der weltweit größte Produzent des Treibhausgases CO2 – die USA als größter Markt für Elektrofahrzeuge überholt. „Deutschland ist derzeit weder Leitmarkt noch Leitanbieter von Elektromobilität“, stellt Stefan Bratzel vom CAM im Hinblick auf die Zielvorgaben der Bundesregierung fest.

Eine halbe Million E-Autos weltweit

Für das Jahr 2015 prognostiziert das CAM rund 500.000 Elektroautos weltweit, wobei dann „fast jedes dritte Elektroauto in China neu zugelassen wird“. In den ersten neun Monaten des Jahres 2015 sei der Absatz von E-Autos in China um 135 % auf 100.000 gestiegen. Dagegen sei in den USA der Marktanteil von Elektrofahrzeugen aufgrund niedrigerer PHEV-Zulassungen jüngst sogar von 0,7 % auf 0,6 % gefallen.

Auch Hybridfahrzeuge gelten als Elektrofahrzeuge

PHEV steht für „Plug-In-Hybrid Electric Vehicle“ und meint ein Hybridfahrzeug, das sowohl mit einem Verbrennungsmotor als auch mit einem Elektromotor ausgestattet ist, und eine Batterie verwendet, die über das Stromnetz aufgeladen werden kann. Laut Definition der Bundesregierung zählen solche am Stromnetz aufladbaren PHEV ebenso zu den Elektrofahrzeugen wie die so genannten „BEV“ (Battery Electric Vehicle), die nur mit einem Elektromotor ausgestattet sind und ihre Energie aus einer Batterie im Fahrzeug erhalten, die ihrerseits über das Stromnetz aufgeladen wird.

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Die dritte Gruppe der Fahrzeuge, die die Bundesregierung zu den Elektrofahrzeugen zählt, sind die so genannten „Range Extender“ oder „REEV“ (Range Extended Electric Vehicle). Der Range Extender ist ein kleiner Verbrennungsmotor mit Generator, der nur dann anspringt, wenn der Batteriestrom zu Ende geht. Er liefert Strom für die Batterie, treibt das Fahrzeug im Gegensatz zum PHEV aber nicht direkt an.

Kaum mehr als 0,6 Prozent Marktanteil in Deutschland

In Deutschland waren im Juni 2015 laut Angaben der Nationalen Plattform Elektromobilität, einem Beratungsgremium der Bundesregierung, insgesamt 37.600 Elektrofahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen, im Dezember 2014 waren es noch gut 26.000 Fahrzeuge. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladestationen von 5553 auf 5571. Derweil meldet das Kraftfahrt Bundesamt 1686 neu zugelassene Elektrofahrzeuge im Oktober 2015, was einen Anteil von 0,6 % an den Neuzulassungen bedeute. Immerhin zeige der Elektroantrieb damit am deutschen Markt ein Plus von 100,5 % zum Vorjahresmonat. Hybride legten um 26,6 % zu, darunter Plug-In sogar um 156,5 %.

Fahrzeugbatterie als Schlüsselqualifikation des Leitanbieters

Im Hinblick auf die Entwicklung zum Leitanbieter sieht die Lage für Deutschland offenbar nicht viel anders aus. Zwar hatte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich der Nationalen Konferenz Elektromobilität der Bundesregierung im Juni dieses Jahres erklärt, dass die deutsche Automobilindustrie sehr wohl zu den Leitanbietern von Elektroautos gehöre. „Internationale Bewertungen“ zeigten dies. So seien bis dato 19 Serienmodelle deutscher Hersteller in den Autohäusern, bis Ende des Jahres würden zehn weitere folgen. „Eine solche Vielfalt hat keine andere Automobilnation“, hatte Wissmann erklärt.

In Deutschland gab es im Juni 2015 genau 5571 öffentlich zugängliche Ladestationen – das waren nur 18 neue in einem halben Jahr. 

In Deutschland gab es im Juni 2015 genau 5571 öffentlich zugängliche Ladestationen – das waren nur 18 neue in einem halben Jahr.

Quelle: Patrick Pleul/dpa

Sozusagen als Schlüsselqualifikation eines Leitanbieters im Bereich der Elektromobilität werden die Batterietechnologien für Elektrofahrzeuge und die inländische Zellproduktion gesehen. Wie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI feststellt, sei Deutschland jedoch „derzeit kein Leitmarkt für Fahrzeugbatterien. Hier führen die USA und Japan, die den mit Abstand größten Anteil der Elektrofahrzeug-Produktion erbringen“, heißt es in einer Meldung des Fraunhofer ISI vom November 2014 zu der Untersuchung mit dem Titel „Energiespeicher für die Elektromobilität – Deutschland auf dem Weg zum Leitmarkt und Leitanbieter?“.

Im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge habe Deutschland „im Hinblick auf den Wissensaufbau in Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen den Abstand zu den führenden Ländern Japan und Korea eindeutig verkürzt“, stellt das Fraunhofer ISI fest, doch noch gelinge es Deutschland nicht, dies in größerem Maßstab in eine inländische Zellproduktion umzusetzen. Das wäre jedoch auch laut Branchenexperte Bratzel besonders wichtig. Die größten Produzenten von Batteriezellen stammen aber inzwischen aus Fernost.

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Ein Beitrag von:

  • Susanne Neumann

    Susanne Neumann ist Webjournalistin. „Inhalt mit Anspruch“ ist das Motto der freien Journalistin und Online-Redakteurin. Sie steht für gründliche Recherche, eine verständliche Darstellung auch komplizierter Sachverhalte und Freude am Thema. Sie hat  Politik-, Theater-, und Kommunikationswissenschaften studiert.

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