Giftige Dämpfe 26.03.2013, 18:27 Uhr

China warnt vor deutschen Premiumautos

Die drei deutschen Premiumhersteller BMW, Audi und Mercedes weisen den Vorwurf des chinesischen Staatsfernsehens zurück, Unterboden-Dämmplatten ihrer Autos sonderten giftige Dämpfe in den Fahrzeuginnenraum ab. Sie verweisen auf ihre hohen internationalen Qualitätsstandards.

Audi, Mercedes und BMW beherrschen inzwischen rund drei Viertel des Premiummarktes in China. Jetzt warnte das chinesische Staatsfernsehen vor giftigen Gasen in deren Autos.

Audi, Mercedes und BMW beherrschen inzwischen rund drei Viertel des Premiummarktes in China. Jetzt warnte das chinesische Staatsfernsehen vor giftigen Gasen in deren Autos.

Foto: dpa

Nicht jeder verträgt Autofahren gleich gut. Insbesondere Kinder reagieren häufig mit Übelkeit, müssen sich übergeben, leiden an Bauchschmerzen. Autos riechen auch manchmal seltsam, beinahe unangenehm. Der im chinesischen Staatsfernsehen ausgestrahlte Bericht, wonach  aus den Karossen der deutschen Edelmarken Audi, BMW und Mercedes giftige Dämpfe in den Fahrzeuginnenraum dringen, scheint bisher eher solche Einzelfälle zu betreffen. So berichtete ein chinesischer Mercedes-Fahrer im chinesischen Staatsfernsehen CCTV, das Problem mit den üblen Gerüchen sei im Sommer am schlimmsten. „Da ist es unerträglich. Ich will mit meiner Familie losfahren, doch mein Kind verzichtet lieber auf den Freizeitpark, statt bei mir ins Auto zu steigen.“

Bitumen in Unterboden-Dämmplatten soll Schwindel und Müdigkeit erzeugen

Die Berichte ähneln sich: Schwindel und Müdigkeit werden gerne genannt. Das chinesische Staatsfernsehen geht nun sogar so weit, zu behaupten, die Gerüche in den Fahrzeugen der deutschen Premiummarken könnten Krebs auslösen. Dabei beruft sich der Sender auf einen Test der Universität Peking, bei dem Bitumen in den Dämmplatten von sechs Autos gefunden wurden. Audi ging sofort in die Offensive und bestätigte den Einsatz von Bitumen in der Fahrzeug-Unterbodendämmung. Und zwar weltweit. Audi meldete auch, an seinen Autos Materialtests in China und Deutschland durchgeführt zu haben. „Es wurden keine gesundheitsgefährdenden Emissionen festgestellt“, betonte Audi-Sprecher Martin Kühl. Die eingesetzten Materialien erfüllten alle die strengen globalen Standards von Audi und auch die nationalen chinesischen Standards. Audi sei aber einverstanden, mit den chinesischen Behörden zusammen zu arbeiten, um „potentielle Probleme mit unseren Fahrzeugen zu untersuchen“.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Fachexperte Umweltschutz (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Torsional Vibration Solution Architect (m/f/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Torsionsschwingungslösungen (m/w/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
MicroNova AG-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Electrical Engineering / Elektrotechnik MicroNova AG
Vierkirchen Zum Job 
JOSEPH VÖGELE AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur (m/w/d) Maschinenbau JOSEPH VÖGELE AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
NORMA Group Holding GmbH-Firmenlogo
Product Design Engineer (m/f/d) NORMA Group Holding GmbH
Maintal Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) - Teilprojektleitung für Bauprojekte DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
SARPI Deutschland GmbH-Firmenlogo
Junior-Betriebsingenieur/Verfahrensingenieur Prozesstechnik (m/w/d) SARPI Deutschland GmbH
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Application Engineer (m/w/d) Systems / Software für Nutzfahrzeuge Cummins Deutschland GmbH
Nürnberg Zum Job 
Jülich Forschungszentrum-Firmenlogo
Revisor mit Schwerpunkt Baurevision oder IT-Revision (w/m/d) Jülich Forschungszentrum
Jülich bei Köln Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
MKH Greenergy Cert GmbH-Firmenlogo
Projekt-Ingenieur (m/w/d) in der Anlagenzertifizierung MKH Greenergy Cert GmbH
Hamburg Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
mondi-Firmenlogo
Junior Anwendungstechniker (m/w/x) mondi
Steinfeld Zum Job 
Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG-Firmenlogo
Technische Mitarbeiter Vertragsmanagement (m/w/d) Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG
Leverkusen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Sprint Sanierung GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Großschäden Sprint Sanierung GmbH
Düsseldorf Zum Job 

ADAC spekuliert über Kostendruck bei den Zulieferern

Experten begegnen den Berichten im chinesischen TV deshalb mit großer Skepsis. „Durchaus möglich, dass  ein Zulieferer plötzlich die Kosten etwas drücken wollte und eine neue Zusammensetzung bei den Dämmmaterialien verwendet hat“, mutmaßt etwa Helmut Schmaler, der als Projektleiter beim ADAC-Technikzentrum in Landsberg beschäftigt ist. Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach, hält zwar Geruchsbelästigungen für möglich, relativiert aber: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei den deutschen Herstellern ein solches Problem in der großen Masse auftritt.“ Er vermutet hinter dem Bericht eher eine Machtdemonstration der chinesischen Führung: „Ein Fingerzeig an die deutschen Hersteller, bei der Produktion in China die gleiche Sorgfalt walten zu lassen wie in Europa auch. Der Bericht im Staatsfernsehen wird nicht ohne Einverständnis der Regierung gezeigt worden sein.“

Michael Dunne, Experte für den chinesischen Automarkt,  sieht hinter den Vorwürfen, eine „politische Hand“, die am Image der Hersteller aus dem Ausland kratzen sollen. Der Bericht solle die „notleidenden chinesischen Hersteller“, die mit der erfolgreichen ausländischen Konkurrenz nicht mithalten könnten, unterstützen. So fallen Marktanteile und Gewinne der chinesischen Autobauer seit drei Jahren. Und die jetzt mit den Vorwürfen der Innenraum-Geruchskontamination konfrontierten deutschen Autobauer Audi, BMW und Mercedes beherrschen inzwischen rund drei Viertel des Premiummarktes in China.

Auch VW ist Opfer der Angriffe aus dem Staatsfernsehen

Chinas Staatsfernsehen greift deutsche Autohersteller nicht zum ersten Mal an. Auch am 15. März, dem  Weltverbrauchertag, der dieses Jahr unter dem Motto „Verbraucherrechte jetzt!“ begangen wurde, berichtete CCTV über die bereits seit einem Jahr bekannten Getriebeprobleme bei Volkswagen. Der Konzern reagierte im vorauseilenden Gehorsam mit einer freiwilligen Rückrufaktion von 384.000 Autos, um die chinesischen Kritiker zum Schweigen zu bringen. Laut Dunne hat diese Aktion VW 600 Millionen Dollar gekostet – zusätzlich zum Imageschaden.

Beobachter wundern sich angesichts der Bilder aus Peking, die in den letzten Wochen in den deutschen Hauptnachrichtensendungen gesendet wurden, über die Berichte von Geruchsbelästigungen im Innern von Fahrzeugen gleich welcher Marke. Teilweise war der Smog dort derart stark, dass es nicht mehr möglich war, ohne Mundschutz die Wohnung zu verlassen. Augenscheinlich hat China viel schwerwiegendere Probleme, als ein paar lästige Gerüche im Auto. Und davon kann ein Bericht im Staatsfernsehen allenfalls nur sehr kurz ablenken.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.