Luftfahrt 06.12.2024, 06:00 Uhr

Chinas Flugzeugbauer Comac will zu Airbus und Boeing aufschließen

Chinas Luftfahrtkonzern Comac plant mit dem C929 eine Alternative zum Airbus A350 und der Boeing B787.

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Chinas Luftfahrtkonzern Comac plant mit dem C929 eine Alternative zum Airbus A350 und der Boeing B787. Die Technik stammt bislang aber noch großteils aus dem Westen.

Foto: IMAGO/CFOTO

Die chinesischen Wirtschaftsplaner haben ihr Vorhaben, einen speziellen Konzern für die Entwicklung und den Bau von Düsenverkehrsflugzeugen zu gründen, viel schneller verwirklicht, als in der westlichen Welt erwartet worden war. Die staatliche Commercial Aircraft Corporation of China in Shanghai (Comac) hat sogar schon mit der Einrichtung eigener Verkaufsbüros für nicht chinesische Fluggesellschaften und sonstige Abnehmer begonnen. Diese Büros arbeiten bereits in Singapur und Hongkong, obwohl die chinesischen Jets bisher noch nicht über die Musterzulassungen verfügen, die für ihren Betrieb im internationalen Luftverkehr unabdingbar sind. Als erstes chinesisches Verkehrsflugzeug hat die C919 im kommenden Jahr Aussicht auf die begehrten Dokumente.

Comacs C929 soll A350 und B787 Konkurrenz machen

Die neue Ordnung im chinesischen Zivilflugzeugbau reicht so weit, dass das erste und damit älteste Muster, die kleine ARJ21 für weniger als 100 Passagiere, nun als C909 von Comac angeboten wird. Deutlich größer und moderner ist die C919 für maximal 192 Fluggäste. Sie ähnelt den westlichen Absatzrennern Airbus A320 und Boeing B737 und ist bislang schon in größerer Zahl an chinesische Luftverkehrsgesellschaften verkauft worden.

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Die C919 fliegt bereits auf verschiedenen Inlandsstrecken in China. Um einiges größer ist die C929, ein im westlichen Sprachgebrauch sogenanntes Großraumflugzeug für maximal 300 Passagiere und mit einer Reichweite von 12.000 km, was für den Nonstop-Flug von Beijing nach New York ausreichen würde. Sie soll vor allem westlichen Flugzeugen wie der A350 von Airbus und der B787 von Boeing Konkurrenz machen.

Comac will zu Airbus und Boeing aufschließen

Als erster Kunde hat die Fluggesellschaft Air China im November eine C929 bestellt, die allerdings kaum vor dem Jahre 2027 ausgeliefert werden könnte. Das derzeitige Spitzenmodell unter den chinesischen Verkehrsjets ist die C939, die mehr als 400 Fluggäste auf Strecken bis zu 13.000 km Länge befördern soll und wohl nicht vor dem Beginn der 2030-Jahre ihren Erstflug absolvieren wird. Entfernt vergleichbar ist sie dem Boeing Jet B777.

Mit diesen vier Modellen glaubt Comac den größten Teil des Marktes abdecken zu können und damit in den Kreis der großen Flugzeugbauer der Welt aufzurücken. Als ersten Kunden in der westlichen Welt zielt der chinesische Konzern auf die brasilianische Fracht- und Charterfluggesellschaft Total Linhas Aereas, die vermutlich C919 im reinen Inlandsverkehr und wohl auch lediglich mit einer brasilianischen Zulassung statt der internationalen Musterzulassung einsetzen könnte.

Technik kommt zu großen Teilen aus dem Westen

Auf den ersten Blick nimmt sich das von Comac bisher so schnell Erreichte durchaus bemerkenswert aus. Das ändert allerdings nichts daran, dass Comac bisher im Grunde nur ein Flugzeugproduzent ist, der Metall- und andere Elemente aus sogenanntem Verbundwerkstoff produziert, miteinander zu einem Rumpf und den Tragflächen verbindet und dann mit einer Fülle westlicher Komponenten ausstattet.

Das beginnt mit den von General Electric aus den USA und Safran in Frankreich gemeinsam produzierten Leap-1C-Düsenmotoren und reicht über das von Liebherr aus Deutschland produzierte Fahrwerk für die C919 bis hin zur kompletten westlichen Avionik und Hydraulik. Aus den Vereinigten Staaten kommen auch die Flugzeugreifen, die Treibstoffsysteme, das Wetterradar und die sogenannten Recorder, die während des Fluges unablässig wichtige Daten zu den verschiedensten Funktionen aufzeichnen und damit die Aufklärung von Unfällen erleichtern.

Selbst die Feuerbekämpfungseinrichtungen an Bord sowie die Enteisungsanlage werden von den Chinesen aus dem Westen importiert. Einige der ausländischen Unternehmen – so etwa Liebherr für die Fahrwerke – haben mittlerweile schon einschlägige Produktionsanlagen auf chinesischem Boden errichtet.

Zulassung eines chinesischer Triebwerks wird dauern

Natürlich bemüht sich die chinesische Wirtschaftsplanung im Zusammenspiel mit Comac und den militärischen Flugzeugbauern des Landes darum, künftig auf immer weitere Zulieferungen aus dem eigenen Lande zurückgreifen zu können. Den Prototyp eines chinesischen Düsenmotors für die C919 mit der Bezeichnung CI–1000 gibt es bereits. Dieser Motor stammt von der Aero Engine Corporation of China. Bis dieses Triebwerk allerdings wirklich großserienreif ist und dann zugleich auch die unumgänglichen internationalen Zulassungen erhalten hat, dürften noch mehrere Jahre vergehen. So muss beispielsweise zeitraubend nachgewiesen werden, dass ein zweimotoriger Jet bei Ausfall eines der beiden Triebwerke wenigstens noch drei Stunden lang weiter fliegen kann – was bei langen Überwasserrouten lebenswichtig ist.

Comac muss eine globale Ersatzteilversorgung aufbauen

Schon jetzt steht daher fest, dass das erste chinesische Großraumflugzeug, die C929, mit westlichen Triebwerken abheben wird. Die bekannten Flugmotorenhersteller aus den Vereinigten Staaten wie Westeuropa, sind derzeit in Shanghai mit Nachdruck bemüht, ihre Triebwerke zu verkaufen.

Mit modernen Flugzeugen zu attraktiven Preisen ist es aber für einen Konzern wie Comac noch längst nicht getan. Um weltweit nachhaltig Flugzeuge verkaufen zu können, müssen eine weltumspannende Ersatzteilversorgung mit einem einschlägigen technischen Kundendienst aufgebaut werden. Keine Fluggesellschaft bestellt eine Maschine, für die sie nicht überall in ihrem Streckennetz die erforderlichen Ersatzteile bekommt. Aber auch das kostet sehr viel Zeit und Geld.

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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