Chinesische Flugzeugträger bekommen modernste Starttechnik für Kampfjets
China ist auf dem besten Weg, auch auf dem Meer zur Supermacht aufzusteigen. Die geplante Aufrüstung mit vier Flugzeugträgern liegt im Plan, und die Technik, die China entwickelt, reicht offenbar an US-Niveau heran.
Kein Land hat in so rascher Folge große Flugzeugträger gebaut wie die Volksrepublik China. Der erste chinesische Flugzeugträger, die Liaoning, wurde 2012 in Dienst gestellt. Dabei handelte es sich allerdings um den ehemaligen russischen Träger Varyag, der in der Ukraine gebaut wurde, aber nie ganz fertig gestellt worden war. 1998 verkaufte Russland den Flugzeugträger für 20 Millionen US-Dollar an einen chinesischen Geschäftsmann, der den Flugzeugträger angeblich zu einem Hotelschiff umbauen wollte. Doch das ganze war nur eine Finte, um an die Militärtechnik heranzukommen.
Der Flugzeugträger wurde dann von chinesischen Werften stark modifiziert, weiter entwickelt und schließlich fertig gebaut. Inzwischen hat China mit dem Bau zwei weiterer Träger begonnen. Der erste davon soll 2017 vom Stapel laufen und 2020 in Dienst gestellt werden. Der andere soll 2022 in Betrieb gehen. Darüberhinaus bereitet China inzwischen den Bau von vier weiteren Flugzeugträgern vor.
Drei Werften arbeiten beim Bau der Flugzeugträger zusammen
Ursprünglich hatte China das Problem, dass seine Werften von der Größe und vom technischen Standard her nicht in der Lage waren, große Flugzeugträger zu bauen. Deshalb entschied sich das Land, neben den Marinewerften auch Schiffbaubetriebe in das Flugzeugträgerprogramm einzubinden. Heute werden die Träger auf der Changxingdao Werft in Shanghai und auf der Dalian Werft in Dalian gebaut.
Inzwischen ist auch die Huangpu Wenchong Werft in den Bau eingebunden. Letztere ist dazu in den Besitz der China State Shipping Corporation (CSSC) übergegangen. CSSC zählt zu den zehn größten Unternehmen der chinesischen Wehrtechnik.
Chinas Marine setzt auf modernste Starttechnik
Während der erste chinesische Träger, die Liaoning, seine Kampfflugzeuge noch über eine Art Sprungschanze in die Luft schickt, werden die nun im Bau befindlichen oder geplanten chinesischen Flugzeugträger mit der modernsten Starttechnik ausgestattet. Statt schweren, dampfgetriebenen Katapulten setzen die chinesischen Ingenieure auf elektromagnetische Antriebe, die die Flugzeuge so stark beschleunigen, dass sie mit voller Waffenlast starten können.
Was das bedeutet, verdeutlicht das Beispiel der chinesischen Shenyang J-15 Marine-Kampfflugzeuge, laut Tageszeitung Die Welt eine chinesische Raubkopie der russischen Suchoi SU-33. Starten die Kampfjets allein mit eigener Triebwerkskraft, dann können sie zwei Tonnen Waffen mitnehmen. Mit Hilfe des elektromagnetischen Beschleunigers ist es dagegen möglich, die volle Waffenausstattung mit einem Gewicht von zwölf Tonnen an Bord zu nehmen.
Auf modernste Technik setzt die chinesische Marine auch beim Radar sowie der Avionik der Flugzeuge, mit denen die Träger ausgerüstet werden. Von der amerikanischen Marine wird die chinesische Technik nach wie vor als insgesamt der eigenen unterlegen bewertet. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Rückstand deutlich kleiner geworden ist. Spätestens mit den neuen, 2020 und 2022 in Betrieb gehenden Trägern dürften die Chinesen nach amerikanischer Einschätzung weitgehend aufgeholt haben.
Liaoning ist 32 Knoten schnell trotz höheren Gewichtes
Auch beim Antrieb der Träger rüstet China kräftig auf. Die Liaoning verfügt noch über einen herkömmlichen Antrieb, bei dem die ursprünglichen russisch-ukrainischen Motoren in China durchgreifend modernisiert worden sind. Ursprünglich sollte der Träger 32 Knoten oder rund 60 km/h Spitzengeschwindigkeit erreichen können. Durch den Umbau in China ist das Schiff deutlich schwerer geworden, erreicht inzwischen aber trotzdem die genannten 32 Knoten.
Künftig will China nukleare Antriebe in seinen Flugzeugträgern einbauen, damit die Schiffe lange Zeit auf See bleiben können. Von den nun zu bauen Trägern wird der mit 90.000 Bruttoregistertonnen größere vom Typ 085 nach chinesischer Klassifizierung bereits einen Nuklearantrieb erhalten. Die Träger des Typs 089 mit 60.000 Bruttoregistertonnen werden dagegen genauso wie die kleinen, 35.000 Bruttoregistertonnen messenden Träger des Typs 081 einen herkömmlichen Antrieb erhalten. Dass die chinesische Marine auf so unterschiedlich große Träger setzt, erklärt sich aus den Einsatzzielen.
Die großen Flugzeugträger sind für die Weiten des Pazifischen Ozeans gedacht. Die kleinen Träger sollen amphibische Landeoperationen in Ostasien unterstützen. Allesamt werden sie nach dem derzeitigen Stand mit Shenyang J-15 und J-31 Kampfflugzeugen sowie Hubschraubern ausgestattet.
Lange Vorbereitung auf den Flugzeugträgerbau
China hat sich lange und intensiv auf den Flugzeugträgerbau vorbereitet. Erste Planungen reichen bis in das Jahr 1970 zurück. 1985 kaufte die chinesische Marine den ausrangierten australischen Träger “Melbourne” als Untersuchungsmodell. Daran schlossen sich Verhandlungen mit dem spanischen Marineschiffbau an, die zwar nicht zum ursprünglich beabsichtigten Kauf eines spanischen Trägers führten, wohl aber erwarb China umfangreichen Baupläne für Flugzeugträger von der Empresa Nacional Bazar in Spanien.
In Russland wurden dann die alten sowjetischen Träger Minsk und Kiew erworben. Pläne für den Kauf des alten französischen Trägers Clemenceau ließen sich aus politischen Gründen nicht verwirklichen.
Aus russischem Flugzeugträger wurde ein Hotelschiff
Dass in China auch in Sachen Flugzeugträger vielfach anders gedacht wird als in der westlichen Welt, lässt sich schon allein daraus ablesen, dass der frühere sowjetische Träger Kiew nach eingehender Analyse durch die chinesische Marine schließlich mit einem Aufwand von rund 15 Millionen Euro zu einem schwimmenden Hotel umgebaut wurde. Zur Begründung verweisen die Chinesen darauf, dass sie auf Dauer mit einer starken Begeisterung der Bevölkerung für Flugzeugträger rechnen.
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