Chinesische Millionenstadt markiert ersten Smartphone-Gehweg
Eine verrückte Idee: In der chinesischen Millionenstadt Chongqing erhalten Handy-Nutzer ihre eigene Spur auf dem Gehweg. Dort können sie ungestört twittern, Nachrichten schreiben und E-Mails checken. Daneben ist noch ein Gehweg für Menschen, die noch normal zu Fuß gehen.
Die Situation ist inzwischen überall zu sehen: Fußgänger, die mit gesenktem Kopf unterwegs sind, verdächtig langsam gehen, gar nicht wissen, wo sie gerade sind und beim Laufen eine SMS ins Smartphone tippen. Sogar beim Überqueren einer Straße bleibt der Blick oftmals nach unten gerichtet. Da bekommt es der Handy-Junkie nicht mal mehr mit, wenn die Ampel auf Rot schaltet oder ein Auto um die Ecke gefahren kommt.
Smartphone-User gehen auf eigene Gefahr
Die chinesische Millionenstadt Chongqing will nun Abhilfe schaffen und hat in einem Pilotprojekt einen Fußgängerweg eingerichtet, der Online-Passanten und Offline-Passanten trennt.
Die Firma Meixin hat zunächst einen Fußweg von 50 Metern Länge in zwei Spuren unterteilt. Eine Seite ist für die Handy-Süchtigen bestimmt, die nicht mehr ohne Smartphone in der Hand gehen können. Dort können sie während des Gehens „auf eigene Gefahr“ chatten und E-Mails checken. Auf der anderen Seite des Weges sind elektronische Geräte jeglicher Art verboten.
„Es gibt viele ältere Menschen und Kinder in unserer Straße, mit dem Mobiltelefon spazieren zu gehen kann hier unnötige Kollisionen verursachen“, sagt Marketingsprecherin Nong Cheng aus Chongqing.
Idee für Handy-Gehweg kommt aus den USA
Die Idee des getrennten Gehweges stammt aus den USA. Dort hat eine Fernsehsendung des National-Geographic-Channels in einem Experiment in Washington einen 30 Meter langen Fußgängerweg für Handy-Nutzer getrennt. Der Test zeigte, dass sich jedoch nur wenige Leute entsprechend auf dem Weg einordneten.
Beim Betreten des Handystreifens hatten die meisten Passanten bereits ihr Smartphone in der Hand. Und wenn nicht, wurde es spätestens dann herausgeholt. Die Sendung wurde bisher noch nicht ausgestrahlt.
Mit dem Experiment sollen Fußgänger sensibilisiert werden, beim Gehen ihre Umwelt wieder wahrzunehmen, anstatt ständig auf ihren elektronischen Begleiter zu schauen. Wie überall weltweit steigt auch in China die Zahl der Handy-Süchtigen. Noch in diesem Jahr soll nach offiziellen chinesischen Angaben die Zahl der Handynutzer die 500 Millionen übersteigen.
Auch in Großbritannien zeigte sich bereits das Problem auf dem Gehweg. Einer Umfrage zufolge hat sich jeder zehnte Nutzer während des Gehens schon verletzt. Straßenlaternen auf viel frequentierten Straßen wurden sogar schon von einer PR-Agentur gepolstert.
Stadt in Idaho verteilt Knöllchen an Online-Fußgänger
„Abgelenktes Laufen ist im Prinzip das gleiche wie abgelenktes Autofahren. Und beides nimmt zurzeit zu“, weiß auch Jack Nasar von der Ohio State University. Der Anteil der Fußgängerunfälle hat sich zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt. Grund der Unfälle war die Handy-Nutzung, so der Professor für Stadtplanung.
Eine Stadt um US-amerikanischen Bundesstaat Idaho hat inzwischen sogar das SMS-Schreiben auf bestimmten Zonen der Straße verboten und ahndet diese Tat mit 100 Dollar Strafe.
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