Ende der Hydropneumatik 26.11.2015, 15:12 Uhr

Citroën verabschiedet sich von legendärer Kult-Federung

Citroën-Fans werden Tränen vergießen: Der französische Autobauer schmeißt die legendäre Hydropneumatik aus dem Programm. Zukünftig soll eine andere Federtechnologie für Fahrkomfort sorgen. 

Die Hydropneumatik kam erstmals 1955 erstmals im Modell DS zum Einsatz – eine Markenikone, die als "Göttin" bekannt wurde. 

Die Hydropneumatik kam erstmals 1955 erstmals im Modell DS zum Einsatz – eine Markenikone, die als "Göttin" bekannt wurde. 

Foto: Citroën

Alle Citroën-Besitzer kennen es, viele lieben es: Man steigt ins Auto, startet den Motor, muss vor dem Losfahren aber einen Moment warten, bis sich die Karosserie auf Fahrthöhe angehoben hat. Nach dem Parken dann ein behagliches Seufzen, wenn sich der Wagen wieder absenkt. Hinter diesen liebevollen Eigenheiten steckt die sogenannte Hydropneumatik.

Und genau dieses legendäre Federungssystem wird Citroën zukünftig nicht mehr anbieten, sagte Chefin Linda Jackson gegenüber Automotive News Europe. Das aktuelle Mittelklassemodell C5 ist demnach die letzte Baureihe mit Hydropneumatik.

Citroën hat geheime Federung in der Hinterhand

Und was jetzt? Citroën scheint eine neue Technologie in der Hinterhand zu haben, damit es beim markentypischen komfortablen Fahrverhalten keine Abstriche gibt. Sie soll ab 2017 zum Einsatz kommen. Technische Details sind bislang aber geheim. Denkbar wären die von deutschen Premiumherstellern favorisierte Luftfederung oder einfache adaptive Stoßdämpfer. Diese Lösungen wären auch günstiger als die Hydropneumatik.

Aber Citroën wird schon was einfallen. Wie kreativ die französischen Ingenieure sind, zeigt zum Beispiel die Idee, Energie nicht in einer Batterie zu speichern, sondern als Druckluft. Im nächsten Jahr soll die Technik erstmals in einem Serienauto eingebaut werden. Wie die Technik funktioniert, lesen Sie hier.

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Die Hydropneumatik der Citroën-Ikone DS hat schon Leben gerettet: 1962 konnte der französische Präsident während eines Attentats mit zerschossenem Hinterreifen fliehen. 

Die Hydropneumatik der Citroën-Ikone DS hat schon Leben gerettet: 1962 konnte der französische Präsident während eines Attentats mit zerschossenem Hinterreifen fliehen.

Quelle: Citroën

Für die Hydropneumatik geht eine lange Geschichte zu Ende: Citroën experimentierte mit der Federung erstmals im 2CV, dem Prototypen der Ente. Auf den Markt kam sie dann 1955, und zwar in der legendären Markenikone DS – auch bekannt als „Göttin“. Sie sorgte für Aufsehen. Denn im Vergleich zur damals üblichen Stahlfederung setzte das System neue Maßstäbe in puncto Fahrkomfort und Straßenlage.

Möglich wurde das durch einen mit Stickstoff und Flüssigkeit gefüllten Hydraulikzylinder, der durch raffinierte Ventilwege die Karosserie immer auf idealer Höhe halten konnte.

Hydropneumatik rettete französischem Präsidenten das Leben

Dass die Hydropneumatik Leben retten kann, bewies ein dramatisches Ereignis am 22. August 1962: Damals kam es zu einem Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulles. Er konnte aber trotz eines zerschossenen Hinterreifens fliehen. Denn die Federung glich permanent das Niveau der drei Räder aus und hielt den Wagen sicher auf der Fahrbahn.

In diesen Modellen finden Sie die Kult-Federung

Aktuell stattet Citroën nur noch den C5 mit Hydropneumatik aus. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wimmelt es jedoch von Modellen mit der Kultfederung: 15CV, Typ H, DS/ID, SM, GS/GSA, M35, CX, BX, XM, Xantia und C6.

Auch der Sechszylinder-15CV bekam im letzten Baujahr (1957) die hydropneumatische Federung serienmäßig.

Auch der Sechszylinder-15CV bekam im letzten Baujahr (1957) die hydropneumatische Federung serienmäßig.

Quelle: Citroën

Außerdem waren Rolls-Royce/Bentley und Mercedes Benz Lizenzabnehmer von Citroën. Die Federung findet sich entsprechend auch in den Modellen Rolls-Royce Silver Shadow, Bentley T1 und T2, Mercedes W116 und W126.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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