Container rollen emissionsfrei zum Empfänger
In Berlin hat das weltweit größte elektrisch betriebene Zugfahrzeug, das eine Straßenzulassung hat, den Betrieb aufgenommen. Es transportiert Fracht, die per Bahn, also ebenfalls emissionsfrei, im Westhafen ankommt.
Normalerweise verlassen Müllwagen, Wohnmobile und andere Spezialfahrzeuge die Werkshallen der Terberg Gruppe im niederländischen Utrecht. Kürzlich war es ein völlig neues Produkt, das zudem weltweit einmalig ist: Eine rein elektrisch angetriebene Zugmaschine für Container-Trailer, die auf öffentlichen Straßen fahren darf. Sie transportiert Container, die per Bahn im Berliner Westhafen ankommen, zu den Empfängern.
Elektro-Zugmaschine schafft 40 Kilometer pro Stunde
Gerade mal 140 Kilowatt leistet der Gleichstrom-Antriebsmotor. Das reicht bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde, was Berlins Autofahrer nicht begeistern wird. Zumal der Koloss keine Autobahnen benutzen darf.
Dass das Zugfahrzeug so schwach motorisiert ist liegt an einer Umwidmung. Ursprünglich wollte die landeseigenen Berliner Hafen- und Lagergesellschaft (Behala) es lediglich im Bereich des Hafens zum Umsetzen von Containern einsetzen. Dann aber wurde es Teil des Projekts KV-E-Chain, mit dem eine rein elektrisch betriebene Transportkette vom Sender zum Empfänger demonstriert werden sollte.
Bundeswirtschaftsministerium fördert mit 870.000 Euro
Es ist eins von 30 Projekten im „Internationalen Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg“ und wird mit 870.000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.
„Vollständig elektrifizierte Lieferkette“
„Die Behala bemüht sich als Betreiber des umschlagsstärksten Containerterminals in den neuen Bundesländern um eine grüne und nachhaltige Logistik“, sagt Behala-Geschäftsführer Peter Stäblein. Professor Herbert Sonntag, Leiter der Forschungsgruppe Verkehrslogistik der Technischen Hochschule Wildau, der das Projekt wissenschaftlich begleitet, assistiert: „Zum ersten Mal wird eine vollständig elektrifizierte Lieferkette im kombinierten Verkehr mit Vor- und Nachlauf auf der Straße demonstriert. Das Projekt wird so neue Möglichkeiten zur Belieferung von Ballungsgebieten demonstrieren.“
Sonntag will unter anderem herausfinden, wie das Fahrzeug optimal eingesetzt werden kann. Denn die Lithium-Ionen-Batterien, die eine Kapazität von 112 Kilowattstunden haben, reichen wahrscheinlich nur für wenige kurze Fahrten. Dann müssen sie auf dem Behala-Gelände an einer neu gebauten Stromtankstelle, die ihre Energie aus eine Photovoltaikanlage bezieht, aufgeladen werden.
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