Tödliche Gefahr 10.02.2016, 11:14 Uhr

Daimler ruft 840.000 Autos mit Schrott-Airbags zurück

Der Schaden durch defekte Airbags des Herstellers Takata wird immer schlimmer. Jetzt muss auch Daimler 840.000 Autos in die Werkstatt rufen und die Airbags austauschen. Sie können einfach platzen, verteilen gefährliche Metallteile und sollen schon zehn tödliche Unfälle verursacht haben. Etwa 60 Millionen Autos weltweit sind betroffen. 

Der japanische Airbag-Hersteller Takata engagiert sich auch im Motorsport: Inzwischen ist das Unternehmen für den Rückruf von 60 Millionen Autos verantwortlich, weil die Airbags einfach explodieren können. Schon zehn Todesfälle sollen auf die Airbags zurückgehen.

Der japanische Airbag-Hersteller Takata engagiert sich auch im Motorsport: Inzwischen ist das Unternehmen für den Rückruf von 60 Millionen Autos verantwortlich, weil die Airbags einfach explodieren können. Schon zehn Todesfälle sollen auf die Airbags zurückgehen.

Foto: Takata

840.000 US-Modelle von Mercedes sind von dem Rückruf betroffen. Eine Aktion, die Daimler nach eigener Schätzung rund 340 Millionen Euro kosten wird. Bei einem bis dato auf rund neun Milliarden Euro geschätzten Gewinn für das Geschäftsjahr 2015 ist das zwar verkraftbar, aber die anhaltenden technischen Probleme mit Takata-Airbags sorgen doch für wachsende Unsicherheit bei den Kunden.

Zehntes Todesopfer durch Takata-Airbag Ende 2015

Grund genug dafür gibt es. Erst Ende Dezember vergangenen Jahres ereignete sich der weltweit zehnte Todesfall, der nach Einschätzung der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA auf die Mängel bei Takata-Airbags zurückgeht. Ein Mensch starb in South Carolina bei einem Unfall mit seinem Pickup, einem Ford Ranger aus dem Jahr 2006.

Auch hier war die Ursache wieder ein Riss des Inflators, der den Airbag bei einem Zusammenstoß blitzschnell aufblasen soll. Dadurch lösen sich teils auch ohne äußere Einwirkung Metallteile, die Insassen schwer verletzen können. Eine Frau wurde beispielsweise am Kopf getroffen und erblindete dadurch auf einem Auge. Allein in den USA seien mit dem jüngsten Fall zehn Menschen wegen dieser technischen Probleme gestorben, teilte die Behörde mit.

Neuer Rückruf betrifft auch VW, Audi und BMW

Ende Januar kündigte die NHTSA an, dass es weitere Rückrufe geben werde, die insgesamt vermutlich rund fünf Millionen Fahrzeuge betreffen würden. Darunter sollten neben vielen anderen auch Modelle die deutschen Hersteller Volkswagen, Audi und BMW sein. Dass nun allein Daimler 840.000 Autos und Vans zurückruft, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Zahl noch höher liegt.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 

In den USA wurden bislang jedenfalls schon 24 Millionen Autos in die Werkstätten beordert. Weltweit sind 60 Millionen Autos mit den fehlerhaften Airbags ausgerüstet, teilte das japanische Transportministerium mit. Eine unglaubliche Zahl. Und erstaunlich ist auch, dass Takata überhaupt noch Kunden hat.

Zwar haben einzelne Hersteller mitgeteilt, künftig auf Takata-Airbags zu verzichten, dennoch meldet der Hersteller eine Ausweitung seiner Produktionskapazitäten und erwartet im aktuellen Geschäftsjahr, das im März endet, einen Gewinn von fünf Milliarden Yen, umgerechnet rund 38,5 Millionen Euro.

Vorbereitung eines Crashtest im Takata-Werk in Sachsen: Das Unternehmen produziert auch in Deutschland Airbags. Jetzt muss Daimler 840.000 Autos in den USA in die Werkstatt rufen, weil die Airbags explodieren können.

Vorbereitung eines Crashtest im Takata-Werk in Sachsen: Das Unternehmen produziert auch in Deutschland Airbags. Jetzt muss Daimler 840.000 Autos in den USA in die Werkstatt rufen, weil die Airbags explodieren können.

Quelle: Wolfgang Thieme/dpa

Derzeit tragen die Autohersteller die Kosten für die Rückrufe noch selbst. Allerdings ist davon auszugehen, dass es schon bald Forderungen an Takata geben wird. Honda, der größte Takata-Kunde, hat bereits Gespräche mit dem Unternehmen aufgenommen. Allerdings zeigt die geringe Gewinnsumme, dass das Unternehmen nicht einmal in der Lage, einen Teil der Kosten von 340 Millionen Euro zu übernehmen, die Daimler jetzt entstehen.

Die Gesamtkosten der weltweiten Rückrufe gehen aber in die Milliarden. Das heißt: Die Hersteller bleiben auf ihren Kosten sitzen.

BMW hat 2015 wegen Airbag-Problemen 400.000 Autos zurück gerufen

Nach dem Unfall in South Carolina hat Takata eingeräumt, dass es bei dem betroffenen Modell seines Inflators Probleme gebe. Zuvor hatte der Hersteller der Behörde aber schon Mängel bei einem anderen Modell gemeldet – zwangsweise, weil bei Untersuchungen im Rahmen einer Toyota-Rückrufaktion vier dieser Geräte explodierten.

Die anderen deutschen Hersteller haben sich noch nicht zu konkreten Konsequenzen der aktuellen Entwicklung geäußert. Bislang war vor allem BMW von den Problemen bei Takata betroffen. Die Münchner riefen im vergangenen Jahr in den USA mehr als 400.000 Autos in die Werkstätten. Nach den genauen Ursachen für die Defekte wird schon seit Jahren gesucht, auch deutsche Wissenschaftler sind daran beteiligt.

 

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.