Daimler schickt selbstfahrenden Lkw auf die Autobahn
Es ist eine Deutschlandpremiere: Daimler hat heute um 11.20 Uhr zum ersten Mal einen selbstfahrenden Lkw im echten Verkehr auf die Autobahn A8 rund um Stuttgart geschickt. Die Welt verfolgte die aufregende Jungfernfahrt im Livestream.
Daimler startete die Show um 11.00 Uhr auf der Raststätte Denkendorf in der Nähe von Stuttgart: Daimlers Lkw-Chef Wolfgang Bernhard stieg gemeinsam mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einen modifizierten Mercedes Actros. Bis zur Autobahn blieb alles beim Alten. Bernhard steuerte den schwarzen Truck mit beiden Händen am Lenkrad.
Actros hält mit Radarsensoren automatisch die Spur
Kurz nach der Autobahnauffahrt kam der aufregende Moment: Bernhard drückte einen blauen Knopf, aktivierte das autonome Fahren und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das Lenkrad fing an, sich wie von Geisterhand gesteuert zu bewegen. Der Truck hielt bei 80 km/h automatisch die Spur.
Bernhard und Kretschmann machten es sich mit einem Kaffee gemütlich und feierten den Moment. Denn es ist das erste Mal, dass ein autonomer Lkw in Deutschland auf öffentlicher Straße rollen darf – bislang fanden Tests nur auf gesperrten Streckenabschnitten statt. Im August hatte Daimler schließlich die Erlaubnis für den Test auf der A8 erhalten, in den USA hat das Unternehmen die Premiere auf öffentlichen Straßen bereits hinter sich.
Daimler hat für den Autopiloten allerlei Technik in den Lkw integriert – unter anderem Fernbereichs- und Nahbereichsradarsysteme, die gemeinsam mit einer Stereokamera den Vorderbereich scannen. Sie erlauben dem Truck, in einem 250 m langen und 130° breiten Sichtfeld Spurbreite, Verkehrsschilder und Hindernisse zu erkennen. Für die Steuerungsbewegungen gleich der Lkw die Daten dann mit einer vorprogrammierten 3D-Karte in einem Hochleistungscomputer ab.
Bei Alarm muss der Fahrer das Steuer übernehmen
Der Actros mit Autopilot ist allerdings nur für das sogenannte teilautomatisierte Fahren zugelassen. Das bedeutet, dass der Fahrer die Verkehrssituation ständig überwachen muss – vom Laptop oder Smartphone darf er sich nicht ablenken lassen. Denn sobald der Autopilot einen Alarm gibt, muss er das Steuer sofort übernehmen.
Zu einer solchen Situation kam es auch bei der Jungfernfahrt. Der Actros steuerte auf eine Baustelle zu und gab Alarm, Bernhard übernahm sicherheitshalber das Steuer. Wahrscheinlich hätte der Truck die enger werdenden Spuren auch autonom gemeistert, denn sie waren im Computer programmiert. Doch sicher ist sicher.
Nächste Entwicklungsstufe ist der Future Truck 2025
Zukünftig soll sich der Fahrer während der Fahrt auch anderen Dingen widmen dürfen, beispielsweise Filme auf dem Laptop gucken oder im Internet surfen. Der Truck meistert den Straßenverkehr dann ganz von allein. Dafür muss Daimler allerdings die nächste Entwicklungsstufe zum vollautomatisierten Fahren nehmen. Sie hört auf den Namen Future Truck 2025.
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