Das Elektrobike pflügt als Fatbike durch den Sand zum Meer
Der Trend zum Elektrobike ist ungebrochen – schon mehr als zwei Millionen Pedelecs und E-Bike rollen auf deutschen Straßen und stehen im Mittelpunkt der Eurobike. Die größte Fahrradmesse der Welt in Friedrichshafen am Bodensee startet am Mittwoch. Und sie wird zeigen, dass der Elektromotor auch die Funbikes erreicht.
„Wir liegen auf Rekordkurs“, freut sich Messechef Klaus Wellmann. 1320 Aussteller aus 54 Ländern präsentieren sich vom 27. bis 30. August am Bodensee in 14 Messehallen und dem riesigen Freigelände. Mehr als 45.000 Fachbesucher aus rund 100 Nationen und rund 1.800 Journalisten aus 40 Ländern werden erwartet.
Elektromobilität ist auch auf der Eurobike 2014 das Megathema. „Für Hersteller hochwertiger Räder stellt sich inzwischen die Frage, ob man sich die konventionellen Modelle komplett spart und sich stattdessen ausschließlich auf die E-Bikes konzentriert“, so Gunnar Fehlau, Geschäftsführer des Pressedienstes Fahrrad, einem Brancheninformationsdienst von 50 Herstellern und Vereinen.
Elektroräder werden immer vielseitiger
Die dicken Akkupakete zieren inzwischen nicht mehr nur Stadträder, sondern gehören auch bei vielen Mountainbikes zur Ausstattung. „Es geht auch darum, Belastungsspitzen rauszunehmen“, erklärt Fehlau. Mit einem E-Mountainbike wie dem „Sdurno HardNine RC“ sind Belastungsspitzen in der Tat schnell vergessen. Das Bike mit einem Antrieb von 250-Watt von Yamaha bietet ein Drehmoment von 70 Newtonmeter. Da kommt man mit Tretunterstützung binnen drei Sekunden auf 20 km/h. Allerdings wiegt das Rad auch 20,4 Kilogramm und ist somit nicht geeignet für die Menschen, die in den oberen Stockwerken von Stadthäusern wohnen und keine Garage haben.
Dass Pedelecs längst nicht mehr langweilige Designs haben müssen, zeigen nicht nur die Mountainbikes. Der deutsch-amerikanische Hersteller Felt präsentiert in Friedrichshafen ein reines Funbike, mit dem man so gar im tiefen Sand am Strand noch vorankommt. Das Fatbike Lebowsk-e transportiert spielend ein Surfbrett durch den Sand, kann Treppen steigen oder bringt Reiseradler auch noch über die schlimmsten Schotterstrecken ans Ziel.
Dafür sorgen Reifen so dick wie Oberarme und ein kräftiger Elektromotor von Bosch. Der Land Rover unter den Fahrrädern kommt im Herbst für 3800 Euro. Ohne Elektromotor gibt es das Rad übrigens nicht – bei einem Gewicht von 23 Kilogramm und dem Rollwiderstand im Sand kein Wunder.
„Pony“ ist ein wendiger Cityflitzer
Wer weiter auf filigrane Technik setzt, für den ist eine leichte und kleine Stadtrad-Variante interessant. Das „Pony“ von Blue Label des Darmstädter Herstellers Riese und Müller entpuppt sich als kleiner, wendiger Cityflitzer. Mit den kleinen 20-Zoll-Reifen erinnert das Pony an das ästhetisch unspektakuläre Faltrad aus den 70er-Jahren. Das täuscht: Denn das Pony ist einstellbar auf fast alle Körpergrößen, bietet Federgabe, Scheibenbremsen und einen Motor für ein Tempo bis zu 45 km/h in der Spitze. Dafür kostet es allerdings auch 3.500 Euro.
Der Trend zur elektrischen Tretunterstützung ist nicht mehr aufzuhalten. Von den jährlich rund zwei Millionen im Fachhandel verkauften Fahrrädern besitzen inzwischen 400.000 eine elektrische Tretunterstützung. Als erster Hersteller hat inzwischen die Darmstädter Edelmanufaktur Riese und Müller reagiert und hat fast nur noch elektrifizierte Räder im Programm.
20 Prozent der verkauften Fahrräder sind elektrifiziert
Seit 1995 bietet das Unternehmen seinen Klassiker „Culture“ an, dessen fünfte Modellgeneration nun auf der Eurobike gezeigt wird. Dabei verschwindet der von vielen Radlern als störend empfundene Akku elegant im Rahmen und auch der Bosch-Mittelmotor passt sich dem klassischen Design an. Das mit Scheibenbremsen ausgestattete vollgefederte Stadtrad ist in vier Versionen lieferbar und kostet mindestens 4.200 Euro.
Das ist natürlich fast geschenkt, wenn man seinen Bikerblick auf das „IA FRD LTd“ von Felt richtet: Diese Rakete ist ein Renner aus Karbon, aerodynamisch geformt wie ein Raumschiff aus dem Star-Wars-Universum. Überraschung pur bietet der beherzte Griff, um diesen eigens im Windkanal gestaltetet Rahmen in die Luft zu lupfen. Das gelingt bei 8,65 Kilogramm fast problemlos mit dem linken Zeigefinger.
Mit diesem Leichtgewicht hat Mirinda Carfrae im vergangenen Jahr den Ironman auf Hawaii gewonnen, bekanntermaßen keine Spazierfahrt. In der Topvariante bietet diese Rennrad-Rakete auch noch eine elektrische Schaltung. Für diese Luxusausstattung muss der Ironman-Interessierte dann auch 12.000 Euro locker machen. Wer sich zutraut, mit einer mechanischen Schaltung voran zu kommen, zahlt mit 5200 Euro nicht einmal die Hälfte für dieses Hightech-Rad aus Karbonfaser.
Ähnliche Leichtgewichte sind inzwischen auch im Mountainbike-Segment anzutreffen. So bringt das Freed, eine Karbonmaschine von Haibike, gerade neun Kilogramm auf die Waage. Es dürfte damit zu den leichtesten seiner Kategorie gehören. „So niedrige Gewichte gab es bis vor Kurzem nur bei Rennrädern“, kommentiert Gunnar Fehlau den Trend zur Gewichtsreduktion. Auch das Freed gibt es mit einer elektrischen Schaltung. Das ist damit die erste elektrische Schaltung, die es für Mountainbikes überhaupt gibt. Alles das kann der normale Fahrradfahrer am Publikumstag, am Samstag, den 30. August 2014, besichtigen.
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