Das ist eine Klingel – und Navi, Lampe und Diebstahlschutz
Das ist eine Klingel. Und eine Lampe. Navigieren kann das Ding auch. Und Alarm schlagen, wenn ein Fahrrad gestohlen wird. Shoka Bell heißt der Alleskönner in Klingelform. Und klingeln kann die Klingel besonders gut – der Lautstärke des Verkehrs angepasst. Unüberhörbar für Autos.
Es gibt kaum ein simpleres Bauteil an einem Fahrrad als eine Klingel: Man betätigt mit dem Daumen einen mechanischen Hebel, und schon läutet die Klingel. Im Idealfall springen dann verträumte Fußgänger vom Fahrradweg oder Autofahrer riskieren doch noch einen Schulterblick, bevor sie abbiegen. Warum, bitte, soll man dieses einfache Prinzip künstlich aufblähen? Und wieso braucht eine Fahrradklingel plötzlich Strom, wenn auch nicht sehr viel?
Farbenfrohes Multitalent zum Aufstecken
Ganz einfach: Weil die Shoka Bell viel mehr kann als eine handelübliche Klingel. Das kleine Teil in farbenfroher Vielfalt zum Aufstecken auf den Fahrradlenker ist ein Multitalent, gebaut von Shoka-Chef Daniel Faulus aus Singapur und seinen Freunden Nikolai Lebedovsky und Jack Mazurak. Es ist ein Vorderlicht, ein Navigations-Tool und ein Diebstahlschutz fürs Bike. Und ja, klingeln kann es auch.
Das sogar in verschiedenen Tönen und bis zu 105 Dezibel laut: Die Macher schlagen einen freundlichen, angenehmen Klang bei Fußgängern und ein eindringlicheres Hupen bei Autos vor, sogar eigene Klingeltöne einschließlich Sprachnachricht kann man basteln – welchen Ton man nutzt, wählt man einfach per Joystick-Knopf an der Rückseite aus. Damit das Geräusch seinen Sinn erfüllt und wahrgenommen wird, misst Shoka Bell die Umgebungsgeräusche und passt den Warnton daran an – nur auslösen muss der Besitzer das Geräusch noch selbst.
Im Dunkeln wird die Klingel zur Lampe
Auch optisch macht das Kästchen, das mit seiner gitterartigen abgerundeten Aluminium-Oberfläche und einem stabilen Kunststoffgehäuse an einen kleinen Lautsprecher erinnert, auf sich und damit auf das Fahrrad aufmerksam. Wenn es dunkel wird, schalten sich LEDs in der Front ein: Die Klingel wird zur Lampe. Auch hier passt es sich an die Umgebung an – gesehen werden ohne andere zu blenden ist die Devise.
Selbst, wenn man sich mal verfahren hat, hilft einem die Klingel aus der Bredouille. Per Bluetooth verbunden mit einer speziellen App auf dem iPhone – die Android-App folgt später –, lotsen LED-Pfeile auf der Oberseite der Shoka Bell den Fahrer ans Ziel. Eine Sprachausgabe präzisiert die Anweisungen. Dabei weist die Klingel nicht unbedingt den schnellsten, aber den bequemsten und sichersten Weg – schließlich will sich niemand mit seinem Fahrrad auf der nächsten Autobahn wiederfinden, egal wie kurz die Strecke wäre.
Informationen teilen in der Shoka-Bell-Community
Das System warnt außerdem in Echtzeit vor Verkehrshindernissen – den Fahrer selbst, aber auch andere Shoka-Bell-Nutzer, die sich per Community zusammenschließen können. Ist man Mitglied, kann man sich übrigens auch per Shoka Bell finden und finden lassen.
Oder man teilt seine sportlichen Fortschritte: Wenn die Multifunktionsklingel mit eingebautem Beschleunigungssensor sowieso schon weiß, wo man sich wie schnell entlang bewegt, kann sie diese Informationen auch zur Überwachung der Fitness nutzen. Umweltschützern verrät sie zudem das eingesparte CO2 im Vergleich zu motorisierter Fortbewegung.
Die Installation am Fahrrad ist kein Hexenwerk: Am Lenker wird eine Schelle dauerhaft befestigt, auf die die Shoka Bell vor Fahrantritt einfach aufgeclippt wird. Sie hält magnetisch. Wenn die Fahrt beendet ist, schaltet sich die gerade einmal 85 g leichte Klingel einfach ab und kann abgenommen werden.
Die per Mikro-USB-B-Anschluss ladbare Batterie hält laut Erfinder rund 200 Betriebsstunden, die der Befestigungsschelle etwa zwei Monate, falls sie nicht durch die Shoka Bell selbst durch einfache Benutzung wieder aufgeladen wird. Die Energie benötigt die Befestigungsschelle für die Diebstahlwarnung, die ebenfalls integriert ist: Wird das Fahrrad nach Trennung der Shoka Bell bewegt, schlägt ebendiese Alarm. Die Reichweite für diese Funktion beträgt 250 Meter, so Daniel Faulus und seine Mitstreiter.
Riesenerfolg bei Kickstarter
Erhältlich sein wird die Klingel in den Farben Rot, Gelb, Türkis, Grün und Violett, jeweils mit metallischer Gitter-Abdeckung, zum vergleichsweise stolzen Preis von 170 US-Dollar (150 Euro). Finanziert hat Shoka-Bell-Gründer Faulus die Produktion per Kickstarter.
Das angepeilte Ziel lag bei 75.000 Dollar. Doch die Leute waren von der Erfindung so begeistert, dass bis zum Ende 200.000 Dollar zusammengekommen sind. Damit ist nicht nur die Produktion der bunten Multifunktionsklingel sichergestellt, sondern der Weg frei für Funktionserweiterungen, über die die Macher bereits laut nachdenken.
Eine davon könnte die Kommunikation mit internetfähigen Autos sein, damit Radfahrer besser wahrgenommen werden. Bis es soweit ist, müssen allerdings noch Licht und Klingelton reichen. Notfalls auch mechanisch.
Schlaue Klingeln gibt es übrigens noch mehr. Zum Beispiel die Klingel Pingbell. Sie macht es möglich, dass man sein Fahrrad auch unter Tausenden abgestellter Bikes wiederfindet. Das ist nämlich in Fahrradmetropolen wie Amsterdam und Kopenhagen, erst recht in China, gar nicht so leicht. Und wenn Sie nach weiteren Neuheiten aus der Fahrradbranche suchen: Hier sind die Highlights der Eurobike 2016.
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