„Ideen sind unser Antrieb“: Das ist das Motto der IAA Nutzfahrzeuge. Und es werden ab Donnerstag in Hannover viele umgesetzte Ideen zu sehen sein. 2.000 Aussteller aus 52 Ländern präsentieren 300 Welt- und 100 Europapremieren. Wir bereiten Sie auf den Marathon vor und zeigen Ihnen schon einmal vielversprechende Neuheiten.
250.000 Besucher werden vom 22. bis 29. Dezember in Hannover erwartet. Einen Vorgeschmack auf die Messe bekommen Sie hier: Klicken Sie sich durch unsere Bilderstrecke und lernen Sie schon heute die Neuheiten der IAA kennen.
Die IAA Nutzfahrzeuge beginnt am Donnerstag in Hannover: 2.000 Aussteller aus 52 Ländern präsentieren 300 Welt- und 100 Europapremieren.
Foto: IAA
Neue Fahrassistenten und Head-up-Displays speziell für Lkw werden in den nächsten Tagen auf der IAA vorgestellt.
Foto: IAA
Scania-Lkw im Konvoi auf dem Weg nach Rotterdam: Die Lkw sind über WLAN verbunden und halten einen Abstand von nur 15 Metern. Nur der Fahrer des ersten Lkw steuert, die anderen folgen mittels Autopilot.
Foto: MAN
Renault Renntruck: Nicht kaputt zu kriegenBeim französischen Lkw-Hersteller Renault Trucks weht auf der IAA Nutzfahrzeuge Abenteuerluft. Mit dem K-Modell von MKR Adventure wird ein robuster Truck präsentiert, der schon echte Härtetests hinter sich hat: Er war jüngst bei der Rallye Dakar und der Seidenstraßen-Rallye im Einsatz. Messebesucher haben hier die Möglichkeit – dank zweier Fahrsimulatoren an Bord – das Fahrgefühl einer Marathonrallye nachzuempfinden.
Foto: Renault
Stoneridge: Toter Winkel war gesternStoneridge, einer der größten Hersteller von Kombiinstrumenten für den Nutzfahrzeugbereich, präsentiert den Innovation Truck. Und der hat keinen Außenspiegel mehr, sondern ein elektronisches MirrorEye. Das System besteht aus HD-Digitalkameras und HD-Monitoren. MirrorEye beseitigt nicht nur das Problem des toten Winkels, sondern durch das aerodynamische Design wird laut Stoneridge auch Kraftstoff eingespart.Der digitale Fahrtenschreiber SE5000 Exakt Duo2 von Stoneridge gibt Fahrern Echtzeit-Updates und -Countdowns zu Lenk- und Ruhezeiten, wodurch Verstöße bis zu 60 % reduziert werden können, wie Stoneridge in einem 180-tägigen Vergleichstest ermittelt hat.
Foto: Stoneridge
Continental: Sicher informiert auf der WindschutzscheibeMit neuen Head-up-Displays (HUD) geht Continental ins IAA-Rennen. Mit ihnen erhält der Fahrer beim automatisierten Fahren auf der Windschutzscheibe frühzeitig Informationen über die vom Fahrzeug geplanten Fahrmanöver – ohne den Blick vom Verkehrsgeschehen abwenden zu müssen. Das HUD gibt es in zwei Varianten: als Frontscheiben-HUD speziell für die Nutzfahrzeuge mit flacher Windschutzscheibe, wie sie vor allem in den USA verbreitet sind. Für die in Europa üblichen Fahrzeugtypen mit steiler Windschutzscheibe ist das Combiner-HUD gedacht. Dabei übernimmt eine transparente Scheibe vor der Frontscheibe die Bildreflexion.
Foto: Continental
Bessere Aerodynamik: Betterflow verleiht dem Lkw Flügel Ab einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h strecken Laster demnächst am Heck Flügel aus. Wenn sie mit dem System des Aachener Unternehmens Betterflow ausgerüstet würden. Die vollautomatisch ein- und ausklappbaren Heckflügel sollen den CO2-Ausstoß von Lkw senken. Ausgeklappt verbessert das System die aerodynamischen Eigenschaften der aufgesattelten Anhänger. Bei Tests im Windkanal reduzierte sich der Strömungswiderstand um rund 9,5 Prozent und der Kraftstoffverbrauch um 4,5 Prozent.Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit unter 50 km/h, kehren die Flügel von alleine in ihren Ausgangszustand zurück. Möglich macht dies ein patentierter Schwenk-Schiebe-Mechanismus. Während des Be- und Entladens liegen die Flügel flach, so dass der Zugang zum Laderaum frei ist. Derzeit wird das System noch erprobt. Verkaufsstart soll Mitte 2017 sein.
Foto: Betterflow
Scania: Neue Generation und erster Seitenairbag für LkwSo viel Geld wie nie zuvor hat mit zwei Milliarden Euro Scania in die Entwicklung seiner neuen Modelle gesteckt. Dafür gibt es in den schwedischen Nutzfahrzeugen jetzt den ersten Seitenairbag für Lkw. Mehr Sicherheit bieten auch die neuen Fahrerhäuser. Sie wurden zusammen mit der Schwestergesellschaft Porsche Engineering in selbsttragender Monocoque-Bauweise entwickelt.Und mit den serienmäßig verbauten 30-Zoll-Bremszylindern für die Scheibenbremsen an der Vorderachse reduziert sich der Bremsweg der neuen Lkw um fünf Prozent. Beim Außendesign hatten die Schweden die Aerodynamik im Blick und damit einen geringeren Kraftstoffverbrauch. Sogar Scheinwerfer und Scheibenwischer wurden den Luftströmungen angepasst.
Foto: Scania
VW Crafter: windschnittig und gut vernetzt Im Alleingang – ohne die Unterstützung des bisherigen Entwicklungspartners Mercedes – hat VW den neuen Crafter entwickelt und ihm ein aerodynamisches Design verpasst. Mit einem cw-Wert von 0,33 soll der neue Kastenwagen zu den aerodynamischsten Transportern seiner Klasse gehören.Dank der neu entwickelten Euro-6-Motoren soll der Crafter zudem bei reduziertem Kraftstoffverbrauch auch die geringsten Emissionswerte seiner Klasse haben. Den Crafter bietet VW in drei Längen, drei Höhen und vier Grundmodellen an. Auch bei den Antrieben hat der Kunde die Wahl zwischen Front-, Heck- und Allradantrieb. Zusätzlich kann zwischen Schalt- oder Automatikgetrieben ausgesucht werden. Den eigens für den Crafter entwickelten 2.0 Liter TDI-Motor EA 288Nutz gibt es mit 102 PS, 122 PS sowie 140 PS oder als Bi-Turbo-TDI mit 177 PS. Natürlich sind auch Assistenten an Bord: Ausparkassistent und Fernlichtassistent sowieso, Seitenwindassistent und Anhängerrangierassistent gibt es auf Wunsch dazu.
Foto: VW Nutzfahrzeuge
Hyundai: Mit Wasserstoff in die ZukunftEs bleibt dabei: Hyundai setzt beim Thema Elektroantrieb auf Wasserstoff als Energieträger. Auf Basis des neuen Großraumtransporters H350 zeigen die Koreaner mit der Studie H350 Fuel Cell einen per Brennstoffzelle angetriebenen Kleinbus. Und bei dem kommt Wasserstoff in den Tank – so wie bei dem bereits am Markt erhältlichen SUV ix35 Fuel Cell.Vorteile der Technologie: Es gehen keine Nutzlast oder Volumen durch eine schwere und große Batterie verloren, Brennstoffzellen ermöglichen relativ große Reichweiten, und es kann schnell getankt werden. Aber: Noch gibt es nur wenige Wasserstofftankstellen. Der ix35 verfügt über einen 5,64-kg-Wasserstofftank; mit einer Füllung erzielt das 100 kW starke Elektro-Fahrzeug eine Reichweite von knapp 600 Kilometer. Ähnliche Werte sind beim H350 zu erwarten.
Foto: Hyundai
MAN: Der Truck zum ÜbernachtenIn einem umgebauten MAN-Truck lässt es sich so bequem ruhen, dass er bei airbnb auch als Übernachtungsmöglichkeit während der IAA gebucht werden konnte. Er steht direkt vor dem Hotel H4 in Hannover-Laatzen, mit direkter Anbindung zum Messegelände. Das MAN #TRUCKLIFE Hotel ist allerdings schon ausgebucht. Hotelannehmlichkeiten wie Frühstück oder Sauna sind für die glücklichen Frühbucher inklusive. Allerdings muss der Lkw dafür verlassen und das Hotel H4 aufgesucht werden. Ein paar Schritte nur – echte Trucker würden sich das sicher auch mal wünschen. Wer nicht im Trucker-Hotel untergekommen ist, kann sich als Entschädigung ja auf dem Messegelände Highlights von MAN wie sparsamere Antriebe und einen neuen Bus anschauen. Vielleicht lässt sich ja darin ein kurzes Nickerchen machen.
Klar ist: Ohne Vernetzung geht künftig auch in der Transportbranche nichts mehr. Elektronisch miteinander verbunden sollen Trucks im engen Verband die Straßen nutzen. Im Windschatten der Vorausfahrenden. Warum? Weil es Kraftstoff und Verkehrsraum spart. Miteinander statt gegeneinander fahren, in Zukunft nur noch im Abstand von 10 m.
Platooning nennt sich das. Elefantenrennen und Auffahrunfälle sollen damit der Vergangenheit angehören. Das ist wirtschaftlicher für die Speditionen, weil so Kraftstoff- und Reparaturkosten in der kostensensiblen Lkw-Branche reduziert werden können. Und für die Fahrer wird es bequemer, automatisiertes Parken oder Be- und Entladen werden selbstverständlich. Dafür können Sie während der Fahrt schon mal Büroarbeiten erledigen.
Doch die Trucks sollen noch aerodynamischer, leichter, emissionsärmer und sicherer werden. Wie das geht? Das zeigen Hersteller und Zulieferer auf der IAA Nutzfahrzeuge.
Ein Beitrag von:
Martina Kefer
Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger
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