Das sind die Renner der Zukunft: elektrisch, autonom, schlau
Rennwagen ohne Reifen? Oder mit flexibler, austauschbarer Kabine? Wenn Sie Lust auf Rennwagen der Zukunft haben, dann sind die Siegerentwürfe der Michelin Design Challenge für das legendäre Langstreckenrennen von Le Mans genau das Richtige.
Die Aufgabe war schon riesig. Zukunftsweisende Technologien, echte Innovationen und pioniermäßige Lösungen waren gefragt bei der Michelin Challenge Design. Die Bewerber sollten ein Rennauto entwerfen, das in der Lage wäre, im Jahr 2030 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen.
Jetzt hat der Reifenhersteller aus rund 1600 Bewerbern die Sieger gekürt. Den ersten Preis räumt ein erst 26 Jahre alter Designer aus China ab: Tao Ni entwarf einen „Infiniti“, der äußerlich so erscheint, wie eine sportliche Zukunftsvision eben aussehen muss – noch ein bisschen flacher, schicker, raketenartiger als die heutigen Modelle. Der Entwurf wirkt wie ein Katamaran auf Rädern, aber die Argumente, die die Jury überzeugten, liegen innen.
In jedem Rad steckt ein weiteres
Der Clou ist die flexible Fahrerkabine, die in Sekundenschnelle getauscht werden kann. Eine ist für den menschlichen Fahrer gedacht, die andere soll autonomes Fahren ermöglichen. Bei einem 24-Stunden-Rennen soll der Roboter-Pilot nach der Idee des Designers vor allem die Nachtfahrten übernehmen, weil er mithilfe von Sensoren sicher navigieren kann, wo das menschliche Auge an seine Grenzen stößt.
Die zweite bemerkenswerte Innovation im Siegerentwurf steckt in den Rädern. Jedes einzelne hat wiederum ein zusätzliches inneres Rad, das diagonal ausgestellt werden kann und so höhere Kurvengeschwindigkeiten ermöglichen soll.
Elektrische Steuerung über leitfähige Kunststoffe
Dass Rennwagen im Jahr 2030 elektrisch und zumindest teilautonom fahren werden, davon gehen die meisten Designer aus, die sich am Wettbewerb beteiligt haben. So auch Daniel Pereira, der seinen äußerlich sehr klassisch wirkenden Bentley im britischen Racing Green mit einem reinen Elektroantrieb versah und damit Platz 2 erreichte.
Vor allem auf optimierte Aerodynamik setzt indes der Drittplatzierte, Kurt Scanlan aus Kanada. Er verpasste seinem Entwurf große vertikale Flossen, die das Auto förmlich „um die Kurven fliegen“ lassen würden, wie er sagt. Und das meint er nicht bloß metaphorisch, denn die das Auto umfließende Luft soll in den Kurven so viel Stabilität erzeugen, dass man Reifen mit dünneren Profilen nutzen könne und auch weniger Abtrieb am Fahrzeug nötig sei.
„Das Ergebnis sind geringere Rundenzeiten und weniger Boxenstopps“, sagt Scanlan, der eine weitere interessante Idee vorgesehen hat: Die Streben und Naben an der Vorderachse sollen aus leitfähigen Polymeren gefertigt werden, also speziellen Kunststoffen, die durch elektrische Impulse ihre Form ändern können. So sollen sowohl Räder als auch Flossen präzise gesteuert werden.
Fächer statt Reifen
Alles in allem sind die Rennwagen der Zukunft also wohl vor allem eines: schlauer. Optisch sind die meisten indes nicht so aufregend. In dieser Hinsicht macht der auf Rang 5 liegende Entwurf von Carlos Eduardo de Carvalho noch am meisten her, denn er ist extrem schlank und verfügt über Räder, die wie das Innenleben einer Flugzeugturbine aussehen: fächerartig und himmelweit entfernt von heutigen Gummireifen.
Tatsächlich kommt die Analogie zur Flugzeugtechnik nicht von ungefähr, denn der Designer arbeitet für die brasilianische Firma Embraer, die eigentlich Business-Jets baut. Die „Flügelräder“ sollen dafür sorgen, dass das Auto immer fest auf allen vier Füßen steht, und das ermöglicht dann wiederum schnellere Kurvenfahrten.
Wer die Siegerentwürfe live sehen will, kann das zwischen dem 8. und 22. Januar 2017 auf der Auto Show in Detroit tun. Und hier finden Sie eine spektakuläre McLaren-Studie zur Zukunft in der Formel 1.
Ein Beitrag von: