Hybrid Air Vehicle 04.02.2020, 11:43 Uhr

Das Antriebssystem des Airlander 10 wird hybrid-elektrisch sein

Erst im vergangenen Monat kündigte Hybrid Air Vehicles die geplante Serienversion seines Prototyps Airlander 10 an. Die Rede war von einem optionalen elektrischen Antriebssystem. Details zum Airlander 10 wurden jetzt veröffentlicht.

Der Airlander soll in anderthalb Jahren wieder einsatzfähig sein. Im November 2017 war das größte Hybrid-Luftschiff der Welt am Boden verunglückt.

Der Airlander soll in anderthalb Jahren wieder einsatzfähig sein. Im November 2017 war das größte Hybrid-Luftschiff der Welt am Boden verunglückt.

Foto: Hybrid Air Vehicles

Airlander 10 hebt ab zu neuen Dimensionen

Airlander 10 ist derzeit das größte Flugzeug der Welt. Der 92 Meter lange Motor wird von 4 Dieselmotoren mit 325 PS (242 kW) Turbolader angetrieben und hebt wie ein herkömmliches Flugzeug mit aerodynamischem Auftrieb ab. Helium hält ihn in der Luft. Des Weiteren kann es Nutzlasten von bis zu 10.000 Kilogramm tragen, bleibt mit einer Besatzung 5 Tage in der Luft und benötigt keine eigens dafür gebaute Landebahn. Das neue elektrische Antriebssystem soll ein Hybrid sein. Die hinteren beiden Dieselmotoren bleiben zwar bestehen, aber die vorderen beiden werden durch 500-kW-Elektromotoren ersetzt. Die Fahrer können entweder nur diese beiden Motoren für einen umweltfreundlichen rein elektrischen Flug oder die Motoren gemeinsam für einen schnelleren hybrid-elektrischen Antrieb betreiben.

Der rein elektrische Modus soll eine Reisegeschwindigkeit von 50 Knoten (93 km/h) und eine maximale Reichweite von 350 Kilometer bieten, wobei der Hybridmodus sowohl die Reichweite als auch die Geschwindigkeit auf bis zu 70 Knoten (130 km/h) erhöht.

Airlander hat seinen Sitz in Großbritannien. Die Briten geben an, dass die Hybridversion des Airlander 10 insgesamt 90 Passagiere von Liverpool nach Newcastle in rund zwei Stunden befördern kann. Das entspricht einer Entfernung von 200 Kilometern. Airlander fliegt mit 90 % weniger Emissionen als ein herkömmliches Verkehrsflugzeug.

Bruchlandung im November 2017

Noch vor wenigen Jahren war das Unternehmen nicht so weit, einen sicheren Flug zu absolvieren. Wie ein vom Sturm zerfetztes Bierzelt liegt der Airlander im November 2017 auf der Wiese. Ein fatales Unglück, das auch noch planmäßig ablief. Denn als sich der Hybrid aus Luftschiff und Flugzeug von seiner Befestigung am Boden los riss, startete automatisch die Selbstzerstörung: Die zwei Hälften, die je nach Blickwinkel an zwei Zigarren oder ein ausgeprägtes Gesäß erinnerten, rissen auseinander, das Gas entwich, die Hülle sank zu Boden. Planmäßig, damit ein trudelnder Airlander keinen Schaden in der Umgebung anrichten kann. Rätselhaft, weil bis heute niemand so richtig weiß, wie sich das Fluggerät losreißen konnte. Auch deshalb schien es, als wäre das Projekt eines leisen Lastenträgers für bis zu 50 Tonnen Fracht damit endgültig Geschichte. Aber da ist ja noch Bruce Dickinson.

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Versicherung zahlt 40 Millionen

Dickinson ist ein Endfünfziger, der viele Jahre lang zwei Jobs hatte: Einen als Sänger der höchst erfolgreichen Metal-Band Iron Maiden, einen als Pilot der britischen Charter-Airline Astraeus, die 2011 pleite ging. Dickinson begeistert sich für alles, was fliegt, und übernahm 2014 das Projekt Airlander, nachdem die US-Armee sich von dem Plan eines Aufklärungs-Luftschiffes verabschiedet hatte. Nun sollte mit Hilfe des erfolgreichen Musikers und einer ähnlich begeisterten Crowd ein ziviles Fluggerät für den Transport von Schwerlasten bis zu 50 Tonnen daraus werden. Und dank der Versicherung kann das vielleicht wirklich noch klappen.

Auch als Transporter für schwere Lasten auf Großbaustellen könnte der Airlander eingesetzt werden.

Auch als Transporter für schwere Lasten auf Großbaustellen könnte der Airlander eingesetzt werden.

Quelle: Hybrid Air Vehicles

Dickinson jedenfalls kündigte im Magazin „Edison“ aus der Verlagsgruppe Handelsblatt an, dass ein neuer Airlander in etwa eineinhalb Jahren abheben werde. Da die Versicherung bereits umgerechnet rund 40 Millionen Euro für den Unfall bezahle, sei das Projekt gesichert.

Bis zu 130 km/h schnell

Der 2017 verunglückte Prototyp ist nur auf 10 Tonnen ausgelegt, und die neu gebaute Version soll es auf maximal 15 Tonnen bringen. Aber auch deren Maße sind schon eindrucksvoll: 92 Meter lang und 42 Meter breit, soll der Airlander 10 bis zu 5 Wochen in der Luft bleiben und eine Geschwindigkeit von immerhin 130 km/h erreichen können. Dank einer besonderen Hülle aus Kohlefasern ist er einerseits besonders stabil, andererseits besonders leicht, weil auf ein inneres Traggerüst verzichtet werden kann.

Der Airlander soll künftig schwere Lasten und Fracht transportieren können.

Der Airlander soll künftig schwere Lasten und Fracht transportieren können.

Quelle: Hybrid Air Vehicles

Franzosen lassen einen „Wal“ fliegen

Die relativ hohe Geschwindigkeit des Airlander macht ihn durchaus für längere Strecken interessant. Andere aktuelle Luftschiff-Projekte sind eher auf kurze Strecken etwa für den Holztransport in Waldgebieten ausgelegt. Der französische „Flying Whale“ etwa soll dann sogar 60 Tonnen Fracht tragen können. Vor 2022 wird der Wal allerdings auch nicht abheben. Da fliegt vielleicht doch erst der Popo wieder.

LCA60T: Das französische Unternehmen Flying Whales und der Konzern Skeleton Technologies mit Sitz in Estland und dem ostdeutschen Bautzen bauen gemeinsam ein Schwerlast-Luftschiff. Der mit Helium gefüllte Zeppelin soll Lasten bis zu 60 t transportieren können.

LCA60T: Das französische Unternehmen Flying Whales und der Konzern Skeleton Technologies mit Sitz in Estland und dem ostdeutschen Bautzen bauen gemeinsam ein Schwerlast-Luftschiff. Der mit Helium gefüllte Zeppelin soll Lasten bis zu 60 t transportieren können.

Quelle: Sketeton Technologies

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

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