Das weltweit erste vollelektrische Verkehrsflugzeug fliegt in Kanada
Ein in Kanada umgebautes und vollelektrisch betriebenes Flugzeug hat seinen ersten Flug mit Bravour bestanden und könnte die Tür für zukünftige Projekte endgültig aufgestoßen haben.
Im kanadischen Vancouver hat ein Wasserflugzeug, welches auf einen Elektroantrieb umgerüstet wurde, seinen ersten Flug sicher bestanden. Vor etwa 100 begeisterten Zuschauern flog die DHC-2 de Havilland Beaver immerhin 15 Minuten über den Fraser Fluss hinweg und landete anschließend erfolgreich auf dem Wasser. Während vollelektrische Antriebe bei Kraftfahrzeugen längst auf dem Vormarsch sind, steht die Forschung mit Blick auf die Luftfahrt noch am Anfang. Der geglückte Test könnte daher ein wichtiger Fingerzeig für die zukünftige Entwicklung darstellen.
Erste Flotte vollelektrischer Flugzeuge schon bald im Einsatz?
Am Steuer der DHC-2 de Havilland Beaver saß Greg McDougall, welcher nicht nur ausgebildeter Pilot, sondern auch Geschäftsführer des Flugunternehmens Harbour Air ist. Dass er die Maschine steuern durfte, ist auf 2 Faktoren zurückzuführen. Einerseits gehört das umgebaute Wasserflugzeug zu seiner Flotte. Andererseits verfolgt er große Pläne und möchte gemeinsam mit der Ingenieursfirma „magniX“ die gesamte Flotte seines Unternehmens umrüsten. Dass dies möglich sei, sieht magniX-Chef Roei Ganzarski aufgrund des gelungenen Testflugs als bewiesen an. Laut Aussagen von Greg McDougall soll die Kooperation nun ausgebaut werden, sodass alle seiner etwa 40 Wasserflugzeuge auf den umweltfreundlichen Antrieb umgebaut werden. Dabei rückt er insbesondere zwei Vorteile in den Vordergrund. In erster Linie könne er somit große Mengen Treibstoff sparen, während zeitgleich auch die Wartungskosten sinken würden, da Elektromotoren im Durchschnitt deutlich seltener gewartet werden müssen.
Allerdings ist die Umsetzung noch nicht sicher. Bevor die anderen Maschinen umgebaut werden, bedarf es zunächst weiterer Tests. Diese sollen sicherstellen, dass der verwendete magni500 E-Antrieb mit einer Leistung von 560 Kilowatt auch tatsächlich zuverlässig ist, um dauerhaft genutzt zu werden. Zudem gibt es derzeit noch keine Genehmigung seitens der Behörden. Kanadas Verkehrsminister Marc Garneau blickt positiv auf die Entwicklung und zeigt sich zuversichtlich, dass die kanadischen Wasserflugzeuge einen Trend auslösen könnten.
Harbour Air setzt auf umweltfreundliche Alternative
Dass vollelektrische Verkehrsflugzeuge durchaus einen Sinn ergeben, machen die nackten Zahlen mehr als deutlich. Laut Angaben der Europäischen Umweltbehörde EEA stellt die Luftfahrtindustrie mit 285 Gramm CO2 pro Passagier sowie Kilometer die mit Abstand klimaschädlichste Sparte im Verkehrswesen dar. Entsprechend könnte eine großflächige Umrüstung einen erheblichen Einfluss auf die CO2-Bilanz haben. Allerdings zeigt der Jungfernflug von Vancouver auch die größte Baustelle der vollelektrischen Antriebe auf. Mit einer Reichweite von nur 160 Kilometern steckt die Entwicklung zweifelsfrei noch in den Kinderschuhen. Insbesondere mit Blick auf die genutzte Maschine, welche maximal 7 Passagieren Platz bietet. Um wirklich verkehrstauglich zu sein, müssten die Antriebe deutlich mehr Reichweite ermöglichen und zudem auch den Antrieb großer Modelle ermöglichen. Bis es so weit ist, dürften noch viele Jahre vergehen. Nichtsdestotrotz werden Harbour Air und magniX weiter zusammenarbeiten. Für die beiden Unternehmen steht nämlich nicht die Langstrecke im Fokus. Vielmehr möchten sie ihren künftigen Passagieren eine umweltfreundliche Alternative bieten, um zur Arbeit zu gelangen oder kurze Reisen anzutreten. Entsprechend ist die Reichweite von 160 Kilometern für dieses Vorhaben bereits nahezu optimal.
Start in ein neues Zeitalter des Fliegens?
Ein erster Testflug über 15 Minuten ist sicherlich noch kein großer Schritt in Richtung umweltfreundliches Fliegen. Dennoch zeigt der Test, dass generell die Möglichkeit besteht. Wie schnell wir in Zukunft auf diese Art und Weise reisen können, steht bislang noch in den Sternen. Schließlich gilt es nun, die Reichweite der Flugzeuge deutlich zu erhöhen. Andernfalls werden vollelektrische Flugzeuge über viele Jahre hinweg nur auf Kurzstrecken eingesetzt werden. Somit würde es zu keiner wirklichen Revolution des Flugverkehrs kommen. Schaffen es die Entwickler jedoch, eine Lösung für das Reichweitenproblem zu entwickeln, so könnte der Testflug der DHC-2 de Havilland Beaver in Vancouver der Start in ein neues Zeitalter des Fliegens gewesen sein.
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