Nuro bringt erstes autonomes Lieferfahrzeug auf die Straßen
Bis Ende 2020 will Nuro gemeinsam mit der US-amerikanischen Handelskette Walmart die aktuell mit einem autonom gesteuerten Toyota Prius durchgeführten Zustelldienste um den Nuro R2 erweitern. Durch eine Sammlung verschiedenster Sensoren und Systeme soll das Gefährt verkehrssicher sein. Wir stellen es vor.
Vor etwa zwei Jahren stellte Nuro den R1 der Öffentlichkeit vor. Entwickelt wurde der Bot von zwei ehemaligen Google-Ingenieuren, die das kalifornische Robotik-Unternehmen im Jahr 2016 gründeten. Nun folgt bereits die zweite Generation, der Nuro R2, eine gemeinsame Entwicklung mit dem Fahrzeugbauer Roush. Kleiner als ein Kleinstwagen, nur 40 km/h Maximalgeschwindigkeit, aber ein stattliches Gewicht von rund 1.150 Kilogramm bringt das E-Fahrzeug wegen seiner Akkumulatoren auf die Waage. Der kleine Lieferwagen bietet Platz für bis zu 12 Einkaufstüten oder eine Zuladung von bis zu 190 Kilogramm. In Kooperation mit Walmart läuft aktuell bereits ein Testbetrieb mit einem ausgewählten Personenkreis in Houston, Texas. Ende 2020 soll dieser Service weiter ausgedehnt werden und einem größeren Kundenkreis sowie weiteren Partnern wie Paketdiensten oder Pizzalieferanten zur Verfügung stehen.
Aufbau und Antrieb des Nuro R2
Der Nuro R2 weist eine Länge von 2,74 Meter sowie eine Höhe von 1,50 Meter auf. Die geringe Breite von 1,10 Metern stellt dabei sicher, dass das Gefährt anderen Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern möglichst wenig Platz nimmt. Dank der autonomen Fahrweise fallen zudem die Außenspiegel weg und die Windschutzscheibe wurde durch eine erweiterte Knautschzone ersetzt, die im Falle einer Kollision die Aufprallenergie abfedern soll. Das Lunchbox-ähnliche Fahrzeug ist in zwei Abschnitte mit jeweils einer nach oben öffnender Klappe geteilt. Insgesamt fasst das Fahrzeug ein Ladevolumen von 634 Litern. Zudem lässt sich der Laderaum klimatisieren, sodass auch verderbliche Ware wie Lebensmittel transportiert werden kann. Angetrieben wird der R2 rein elektrisch. Die dafür benötigte Energie wird einer 31 kWh-Batterie entnommen, welche den ganztägigen Betrieb des Fahrzeugs sicherstellen soll. Geladen wird auf Level 2-Basis, also mit 240V anstatt der in den USA üblichen 110V. Damit liegt die Ladedauer, bis der Akku wieder vollgeladen ist, in etwa bei 6 Stunden. Im Vergleich zum Nuro R1 weist der Nachfolger eine um rund 65 % erhöhte Batteriekapazität auf.
Sensoren für mehr Verkehrssicherheit
Ausgestattet mit 360°-Kameras, Kurz- und Langstreckenradar, Lidar sowie einer Wärmebildkamera und Ultraschallsensoren sollen Hindernisse zuverlässig erkannt und sicher umfahren werden. Doppelt ausgelegte Bremskreisläufe und Kontrollsysteme sollen zudem die Ausfallsicherheit erhöhen. Die Lichtanlage gleicht der eines konventionellen Autos, aber eben mit dem kleinen Unterschied, dass Licht und Blinker vollautomatisch gesteuert werden. Sollten sich Fußgänger im Aktionsbereich des Nuro R2 befinden, dient ein Tongenerator als Hupe zur Warnung des herannahenden Fahrzeugs. Die Materialien an Front und Heck sind sehr weich, um den Schaden bei einem Aufprall möglichst gering zu halten. Der im Vergleich zu seinem Vorgänger überarbeitete Aufbau und die verbesserte Sensorik sollen außerdem einen reibungslosen Fahrbetrieb in schwierigeren Wettersituationen ermöglichen – ein Thema, bei dem autonome Systeme nach wie vor an ihre Grenzen stoßen.
Der Weg zur Ausnahmegenehmigung
Für den Betrieb des Nuro R2 im öffentlichen Straßenverkehrsnetz der Vereinigten Staaten war es notwendig, bereits im Vorfeld einen Produktionsrahmen von maximal 5.000 Fahrzeugen festzulegen sowie einige Fahrsysteme an die Gesetzgebung anzupassen. Zum Beispiel gibt das Gefährt Sicherheitsmeldungen in Echtzeit an die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA, zu Deutsch: Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit) weiter. Zudem sieht die Gesetzgebung vor, die lokale Bevölkerung im Vorfeld über die Nutzung autonomer Fahrzeuge zu informieren. Da kein Fahrer im Inneren Platz findet, lässt sich der R2 im Notfall auch per Fernbedienung steuern. Zwar müssten, dem Gesetzgeber zufolge, in jedem autonomen Fahrzeug Steuervorrichtungen vorhanden sein, jedoch bietet die Fernsteuerung die gleiche Sicherheit, weshalb letztendlich die Ausnahmegenehmigung erteilt wurde.
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