Der Hamburger Hafen ist Bayerns Containertor zur Welt
Bayern als größter deutscher Flächenstaat bündelt seinen Export auf die Eisenbahnachse zum Hamburger Hafen. Der schon heute hohe Anteil der Schiene soll dabei weiter steigen: Neue Züge zwischen München-Riem, dem Hafen Nürnberg und der Hansestadt sind dafür bereits unterwegs.
„Rund 700 000 Standardcontainer (TEU) wurden 2012 für Bayerns Außenhandel via Hamburg verschifft, rund zwei Drittel auf der Schiene“, erklärte kürzlich Hamburgs Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof bei einem Treffen mit Abgeordneten des Bundestags in Berlin. Diesen Anteil von gegenwärtig rund 62 % weiter zu erhöhen, sei ein erklärtes Ziel.
Jirí Samek, Gründer des Bahnunternehmens Metrans, heute eine Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), rechnete vor: „Durch Verlagerung von weiteren 5 % der Container auf die Schiene könnten jährlich rund 23 000 Lkw-Fahrten und 15 000 Tonnen CO2 eingespart werden.“
Direkter Containerzug zwischen München und Hamburg
Allerdings müsse einiges dafür getan werden, betonte Karl Fischer, Geschäftsführer des Logistik-Kompetenz-Zentrums Prien (LKZ). Was konkret, das hatte das im vergangenen Jahr vom LKZ zusammen mit Hamburg und den Bayern-Häfen erarbeitete Projekt „Hafen Hamburg 62+“ aufgezeigt. Ein Bündel von Erkenntnissen harrt der Umsetzung.
Zu den ersten Schritten gehörte ein neuer Containerzug, den Metrans seit 14. Januar zunächst zweimal wöchentlich, inzwischen jeden Werktag zwischen Hamburg und München über Nürnberg einsetzt: „Die neue Küste-Bayern-Verbindung ist ein konkreter Baustein von ,Hafen Hamburg 62+‘“, unterstrich Samek.
Als wichtigste Voraussetzung, um den Bahnanteil weiter zu erhöhen, gilt eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur. „Der Preisvorteil, den die inzwischen zahlreichen Bahnunternehmen bieten, reicht allein nicht aus“, so Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing. Das Angebot im Schienengüterverkehr müsse auch in Zuverlässigkeit und Anpassungsfähigkeit markt- und kundengerecht gestaltet werden können. Der vom Projekt vorgeschlagene und vom Bund auch geplante „Ostkorridor“ sei vor diesem Hintergrund besonders wichtig.
Die Verbindung ist als Alternative zu der überlasteten Nord-Süd-Achse Hamburg – Hannover – Würzburg vorgesehen der Bypass soll in Uelzen nach Osten abzweigen und über Stendal – Magdeburg – Leipzig – Hof und Regensburg nach Bayern führen. Benutzt würden durchweg vorhandene, vielfach jedoch nur eingleisige und noch nicht elektrifizierte Strecken. Der Ausbau ist für die nächsten Jahren ins Auge gefasst, sofern dem Bund die Mittel zur Verfügung stehen. Ziel ist außer München auch der südostbayrische Chemiestandort um Burghausen, Gendorf und Trostberg. Dort fordert die Industrie seit langem einen leistungsfähigeren und schnellen Exportweg Richtung Nordsee.
18 Zugverbindungen ab dem Bayernhafen Nürnberg
Drehpunkte für Export wie Import zwischen Hamburg und dem bayrischen Hinterland bilden die Bayernhäfen Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg und Regensburg mit ihren hohen Umschlagkapazitäten im Containerverkehr und regelmäßigen Bahnverbindungen mit Hamburg. „Direkte Wege sind ein Wettbewerbsvorteil“, unterstrich Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann. Allein das Containerterminal Nürnberg biete dorthin jede Woche 18 Zugverbindungen der neue Metrans-Zug sei einer davon.
„Die Erfolgsgeschichte geht weiter“, freut sich auch Alexander Ochs, der Intermodal-Veranwortliche der Bayernhafen-Gruppe und Geschäftsführer der TCA Trimodales Containerterminal Aschaffenburg, darüber, dass der Direktzug zwischen deutschen Seehäfen und Bayern so gut angenommen wird.
Zu den Erkenntnissen des Projekts „Hafen Hamburg 62+“ gehörte unter anderem auch, dass sich dem Projektziel keineswegs nur mit kostspieligen Investitionen näher kommen lässt vielfach fehlt es nach Ansicht der Bayernhafen-Gruppe schlicht an Informationen über die Möglichkeiten des kombinierten Straße-Schiene-Verkehrs (KLV). Das, so Ochs, soll sich nun schnell ändern denn dafür entstünden keine hohen Kosten. Der als Berater für den umweltfreundlicheren Bahntransport vorgeschlagene „Green Logistics Coach“ werde jetzt von den Bayernhäfen in Regensburg bereits verwirklicht. Über kurz oder lang gilt aber der Bau weiterer Umschlaganlagen wie auch die bessere Vernetzung der bestehenden, zum Teil weit von einander entfernten Terminals als unverzichtbar.
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