101 km lang 27.11.2015, 13:23 Uhr

Der längste Radschnellweg Deutschlands in Essen gestartet

Sechs Kilometer von Deutschlands längstem Radschnellweg, dem RS1, wurden am Morgen in Essen eingeweiht. 101 Kilometer lang wird der Radschnellweg Ruhr nach seiner Fertigstellung sein. Auf eigener Trasse, ohne Kreuzungen und Ampeln. Derzeit sind schon elf Kilometer in Betrieb. Ein Leuchtturmprojekt für Deutschland.

Drei Millionen Menschen feierten am 18. Juli 2010 anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr auf dem autofreien Ruhrschnellweg, der A40 quer durch das Ruhrgebiet. Damals wurde die Idee geboren, auch einen durchgehenden Radschnellweg quer durch das Revier zu bauen. Die ersten 11 km sind jetzt in Betrieb.

Drei Millionen Menschen feierten am 18. Juli 2010 anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr auf dem autofreien Ruhrschnellweg, der A40 quer durch das Ruhrgebiet. Damals wurde die Idee geboren, auch einen durchgehenden Radschnellweg quer durch das Revier zu bauen. Die ersten 11 km sind jetzt in Betrieb.

Foto: Roland Weihrauch/dpa

Viele Radfahrer konnten es gar nicht erwarten: Seit Tagen schon sind sie auf dem noch gesperrten, 6 km langen Teilstück des Radschnellwegs zwischen der Essener Universität und dem Mülheimer Hauptbahnhof unterwegs.

Kreuzungsfrei und ohne Ampeln

4,5 Millionen € hat dieses zweite Teilstück des RS1 gekostet, dessen erster 5 km lange Abschnitt von Essen-Frohnhausen zur Universität Essen führt. Für diese jetzt 11 km Radschnellweg wurde vom Regionalverband Ruhr der Damm der ehemaligen Rheinischen Bahn umgebaut.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, Staatssekretär Horst Becker vom NRW-Umweltministerium und RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel haben am Morgen gemeinsam mit den zweiten Abschnitt des längsten Radschnellweges in Deutschland eröffnet. Jetzt können Radfahrer zwischen den Zentren von Essen und Mülheim kreuzungsfrei und ohne Ampeln durchfahren.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, Staatssekretär Horst Becker vom NRW-Umweltministerium und RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel haben am Morgen gemeinsam mit den zweiten Abschnitt des längsten Radschnellweges in Deutschland eröffnet. Jetzt können Radfahrer zwischen den Zentren von Essen und Mülheim kreuzungsfrei und ohne Ampeln durchfahren.

Quelle: Tom Schulte/RVR

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Und das gründlich: Der RS1 ist sechs Meter breit, kreuzungsfrei und kennt keine Ampeln. Vorteil: Fahrradfahrer müssen nicht mehr anhalten und haben Platz satt zum überholen. Für Berufspendler ist der RS1 ein Segen. Sie können Tempo machen und kommen deutlich schneller, ohne anzuhalten, ans Ziel.

Idee entstand auf der autofreien A40

Die Idee für den RS1 wurde geboren, als Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas war. Am Tag des Kulturprojekts „Still-Leben“ wurde im Juli 2010 aus der vollständig gesperrten, sonst so pulsierenden Lebensader des Ruhrgebiets, der Autobahn A40, ein Stadtboulevard. Drei Millionen Menschen waren auf den Beinen und auf den Rädern. So ist es diesem Zufall geschuldet, dass Essen der Startpunkt für dieses Vorzeige-Infrastrukturprojekt in NRW ist.

Sechs Meter breit ist der Radschnellweg Ruhr. In beiden Richtungen können jeweils zwei Radfahrer nebeneinander fahren. Die Strecke ist kreuzungsfrei, ohne Ampeln, verfügt über einen besonders glatten Asphalt und ist weitgehend steigungsfrei.

Sechs Meter breit ist der Radschnellweg Ruhr. In beiden Richtungen können jeweils zwei Radfahrer nebeneinander fahren. Die Strecke ist kreuzungsfrei, ohne Ampeln, verfügt über einen besonders glatten Asphalt und ist weitgehend steigungsfrei.

Quelle: Tom Schulte/RVR

101 km RS1 kosten 183,7 Millionen €

In etwa vier Jahren soll der RS1, der schon eine eigene Homepage hat, fertiggestellt sein und dann auf gut 100 km die Städte Duisburg, Mülheim, Bochum, Dortmund und Hamm verbinden. Nach bisherigen Schätzungen wird der RS1 183,7 Millionen Euro gekostet haben. Eine Machbarkeitsstudie des Regionalverbands Ruhr listet die positiven Aspekte dieser Investition auf.

So werden durch die gesundheitlichen Effekte des Radfahrens jährlich bis zu 11 Millionen € an Krankheitskosten eingespart. Die Zahl der Verkehrsunfälle im Einzugsbereich des RS1 wird um bis zu 2 % sinken. Konkret entspricht das einer Senkung um etwa 0,6 Verkehrstote, 14,5 Schwerverletze und 85 Leichtverletzte auf den Straßen der Metropole Ruhr pro Jahr.

Nutzen fünfmal so hoch wie Kosten

Die Autoren der Machbarkeitsstudie beziffern den Nutzen-Kosten-Faktor des RS1 mit 4,8. Rein rechnerisch ist damit der Nutzen durch die verbesserte Gesundheit und den verringerten Unfallzahlen fast fünfmal so hoch wie die entstehenden Kosten. Anders ausgedrückt: Ein Kilometer Autobahnbau ohne Tunnel und Brücken kostet rund 10 Millionen €. Ein Kilometer RS1 kostet hingegen nur 1,8 Millionen €.

Der Radschnellweg Ruhr soll im Endausbau 101 km lang sein und einmal quer durch das Ruhrgebiet führen – kreuzungsfrei auf eigener Trasse. Wie eine Autobahn.

Der Radschnellweg Ruhr soll im Endausbau 101 km lang sein und einmal quer durch das Ruhrgebiet führen – kreuzungsfrei auf eigener Trasse. Wie eine Autobahn.

Quelle: RVR

400.000 Pkw-Kilometer weniger

Es gibt in dieser Machbarkeitsstudie noch eine andere interessante Zahl: Die Autoren rechnen vor, dass der Autoverkehr durch den RS1 täglich um bis zu 52.000 Pkw-Fahrten mit entsprechend 400.000 Pkw-Kilometer entlastet wird. 16.600 t Kohlendioxid werden dadurch im Jahr eingespart. Das sind kurz vor der Weltklimakonferenz in Paris doch recht belastbare Zahlen für den RS1.

„Wenn er einmal fertig ist, wird alle Welt auf das Ruhrgebiet schauen und staunen, wie viele Menschen man zum Umstieg vom Auto auf das Rad motivieren kann – und wie viel Stauentlastung das bringt“, prophezeit Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC

Der RS1 wird zwar der längste Radschnellweg Deutschlands, aber bei weitem nicht der einzige. Und viele Städte wie London und Kopenhagen sind dabei, ganze Netze aus Radschnellwegen anzulegen. Was in Europa los ist in Sachen Radschnellwege lesen Sie hier.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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