Der längste Radschnellweg Deutschlands in Essen gestartet
Sechs Kilometer von Deutschlands längstem Radschnellweg, dem RS1, wurden am Morgen in Essen eingeweiht. 101 Kilometer lang wird der Radschnellweg Ruhr nach seiner Fertigstellung sein. Auf eigener Trasse, ohne Kreuzungen und Ampeln. Derzeit sind schon elf Kilometer in Betrieb. Ein Leuchtturmprojekt für Deutschland.
Viele Radfahrer konnten es gar nicht erwarten: Seit Tagen schon sind sie auf dem noch gesperrten, 6 km langen Teilstück des Radschnellwegs zwischen der Essener Universität und dem Mülheimer Hauptbahnhof unterwegs.
Kreuzungsfrei und ohne Ampeln
4,5 Millionen € hat dieses zweite Teilstück des RS1 gekostet, dessen erster 5 km lange Abschnitt von Essen-Frohnhausen zur Universität Essen führt. Für diese jetzt 11 km Radschnellweg wurde vom Regionalverband Ruhr der Damm der ehemaligen Rheinischen Bahn umgebaut.
Und das gründlich: Der RS1 ist sechs Meter breit, kreuzungsfrei und kennt keine Ampeln. Vorteil: Fahrradfahrer müssen nicht mehr anhalten und haben Platz satt zum überholen. Für Berufspendler ist der RS1 ein Segen. Sie können Tempo machen und kommen deutlich schneller, ohne anzuhalten, ans Ziel.
Idee entstand auf der autofreien A40
Die Idee für den RS1 wurde geboren, als Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas war. Am Tag des Kulturprojekts „Still-Leben“ wurde im Juli 2010 aus der vollständig gesperrten, sonst so pulsierenden Lebensader des Ruhrgebiets, der Autobahn A40, ein Stadtboulevard. Drei Millionen Menschen waren auf den Beinen und auf den Rädern. So ist es diesem Zufall geschuldet, dass Essen der Startpunkt für dieses Vorzeige-Infrastrukturprojekt in NRW ist.
101 km RS1 kosten 183,7 Millionen €
In etwa vier Jahren soll der RS1, der schon eine eigene Homepage hat, fertiggestellt sein und dann auf gut 100 km die Städte Duisburg, Mülheim, Bochum, Dortmund und Hamm verbinden. Nach bisherigen Schätzungen wird der RS1 183,7 Millionen Euro gekostet haben. Eine Machbarkeitsstudie des Regionalverbands Ruhr listet die positiven Aspekte dieser Investition auf.
So werden durch die gesundheitlichen Effekte des Radfahrens jährlich bis zu 11 Millionen € an Krankheitskosten eingespart. Die Zahl der Verkehrsunfälle im Einzugsbereich des RS1 wird um bis zu 2 % sinken. Konkret entspricht das einer Senkung um etwa 0,6 Verkehrstote, 14,5 Schwerverletze und 85 Leichtverletzte auf den Straßen der Metropole Ruhr pro Jahr.
Nutzen fünfmal so hoch wie Kosten
Die Autoren der Machbarkeitsstudie beziffern den Nutzen-Kosten-Faktor des RS1 mit 4,8. Rein rechnerisch ist damit der Nutzen durch die verbesserte Gesundheit und den verringerten Unfallzahlen fast fünfmal so hoch wie die entstehenden Kosten. Anders ausgedrückt: Ein Kilometer Autobahnbau ohne Tunnel und Brücken kostet rund 10 Millionen €. Ein Kilometer RS1 kostet hingegen nur 1,8 Millionen €.
400.000 Pkw-Kilometer weniger
Es gibt in dieser Machbarkeitsstudie noch eine andere interessante Zahl: Die Autoren rechnen vor, dass der Autoverkehr durch den RS1 täglich um bis zu 52.000 Pkw-Fahrten mit entsprechend 400.000 Pkw-Kilometer entlastet wird. 16.600 t Kohlendioxid werden dadurch im Jahr eingespart. Das sind kurz vor der Weltklimakonferenz in Paris doch recht belastbare Zahlen für den RS1.
„Wenn er einmal fertig ist, wird alle Welt auf das Ruhrgebiet schauen und staunen, wie viele Menschen man zum Umstieg vom Auto auf das Rad motivieren kann – und wie viel Stauentlastung das bringt“, prophezeit Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC
Der RS1 wird zwar der längste Radschnellweg Deutschlands, aber bei weitem nicht der einzige. Und viele Städte wie London und Kopenhagen sind dabei, ganze Netze aus Radschnellwegen anzulegen. Was in Europa los ist in Sachen Radschnellwege lesen Sie hier.
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