Der schwebende 3D-Zebrastreifen soll Autofahrer stoppen
Gehen die Fußgänger wirklich auf massiven weißen Blöcken über die Straße? Der rasende Autofahrer bremst und merkt erst dann, dass er Opfer einer optischen Täuschung wurde. Die weißen Blöcke sind ein Zebrastreifen, in 3D-Optik aufgemalt auf die Straße. Die optische Täuschung soll die Sicherheit für Fußgänger an Zebrastreifen erhöhen. Erste Städte überlegen, die 3D-Optik im Verkehr zu nutzen.
Wie nur kann man Autofahrer dazu bewegen, an Zebrastreifen anzuhalten? Diese Frage hat den Umweltbeauftragten Ralf Trylla aus dem 2571-Seelen-Fischerdorf Ísafjörður im Nordwesten Islands auf die Idee gebracht, zu schnelle Autofahrer mit einem dreidimensionalen Zebrastreifen auszubremsen. Er brachte die Idee dafür von einer Indienreise mit. Ohne Probleme bekam Trylla die notwendigen Genehmigungen von der örtlichen Polizei und der Verkehrsbehörde. Das Prinzip des 3D-Zebrastreifens ist denkbar einfach. Die weißen Zebrastreifen werden einfach mit grauen und schwarzen Farbschattierungen versehen und scheinen dann in der Luft zu schweben.
Die 3D-Zeichnung hat Gauti Ívar Halldórsson, Inhaber von Vegamálun GÍH, einer Firma für Straßenbemalung, bereits im September 2017 auf den Bodenbelag einer zentralen Einkaufsstraße Ísafjörðurs, was zu Deutsch Eisfjord heißt, gebracht. Durch diese auf die Straße gemalte optische Täuschung scheint der Zebrastreifen aus massiven Blöcken zu bestehen, die die Fahrbahn versperren. „Das hat eingeschlagen“, sagte Trylla, der ursprünglich aus Zürich stammt, der Süddeutschen Zeitung.
2016 verunglückten 5425 Personen an Zebrastreifen
Die Sicherheit an Zebrastreifen zu verbessern ist sicherlich eine sehr gute Idee. Denn viele Autofahrer geben sogar noch Gas, um die markierte Überquerungsanlage hinter sich zu lassen, bevor Fußgänger den Zebrastreifen betreten. Die amtliche Statistik zeigt: 2016 verunglückten in Deutschland 5425 Personen an Zebrastreifen, 25 der Unfälle endeten tödlich. Auch deshalb schwappt die kreative Idee der schwebenden Zebrastreifen jetzt nach Europa. Die österreichische Stadt Linz hat im November 2017 damit experimentiert.
Dort ist man allerdings nicht so zufrieden mit den Ergebnissen. Denn erstens entfaltet der Zebrastreifen nur aus einer Fahrtrichtung seine Wirkung, so der Linzer Verkehrs-Stadtrat Markus Hein. Zweitens verpufft der 3D-Effekt bei Nacht und auch bei Nässe. Drittens erkennt man den räumlichen Effekt nur aus nächster Nähe. Und viertens wirkt der Zebrastreifen nur bei einer geringer Fahrgeschwindigkeit dreidimensional. „Am besten wirkt der Zebrastreifen auf Fotos. Für uns in Linz ist das eher ein lustiger Marketing-Gag“, resümiert Hein.
Die Idee der 3D-Zebrastreifen wird derzeit in immer mehr Städten diskutiert. So will Basel demnächst über die Einführung entscheiden. Braunschweig hat lange darüber diskutiert und sich gerade gegen die Idee entschieden. Die Saarbrückener Straße, eine Hauptverkehrsstraße, sollte den ersten 3D-Überweg Deutschlands bekommen. Frank Schröter, der stellvertretende Bürgermeister des Stadtteils, und promovierte Ingenieur, der am Institut für Verkehr und Straßenbau der TU Braunschweig arbeitet, forcierte die Idee. Der Grünen-Politiker unterlag allerdings mit seiner Idee: Die Stadtverwaltung meldete rechtliche Bedenken an, und so stimmten CDU, SPD und FDP dagegen.
Ernüchterung in Eisfjord
Auch im kleinen isländischen Fischerdorf Ísafjörður ist inzwischen Ernüchterung beim schwebenden Zebrastreifen eingekehrt. Die Autofahrer haben sich offenbar schnell an die neue Optik des Zebrastreifens gewöhnt, lässt Ralf Trylla wissen. Aber, weil es den Touristen gefällt, wird der schwebende Zebrastreifen wohl bleiben im isländischen Küstenort Eisfjord.
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