Schiffbau 11.10.2002, 18:22 Uhr

Der unspektakuläre Sachwalter

Heute (Freitag, den 11.10.) beruft der HDW-Aufsichtsrat Dr. Helmut Burmester auf die Brücke des Unternehmens.

Die zweite „Landratte“ am HDW-Ruder ist ganz anders als ihr Vorgänger, der Selbstdarsteller Klaus Lederer (54). Burmester ist ein Team-Mensch, Ausbund an Zurückhaltung und Seriösität. „Um sich selbst zu disziplinieren“, so formuliert der 63-Jährige aus Düsseldorf, habe er sich nur einen Ein-Jahres-Vertrag geben lassen.
Burmester stuft sich als Übergangskandidat ein. HDW mit seinem Auftragspolster von 6,4 Mrd.€ will er in ruhige Fahrwasser bringen. Dem derzeitigen Alleineigentümer aus den USA, der OEP-Investoren-Gruppe, sollen mit ThyssenKrupp und Ferrostaal jeweils zwei 15 %-Aktionäre zur Seite gestellt werden. Und schließlich sucht Burmester – kaum im Amt – nach seinem Nachfolger. Da gilt es zu ordnen und vertrauensvoll zu managen.
Der Kiel-Job ist eine Aufgabe nach Geschmack des studierten Volkswirtes. Wie üblich steht seine Arbeit derart im Vordergrund, dass die Person dahinter fast verschwindet. Burmester ist seit über dreißig Jahren verheiratet, hat drei Kinder und spielt gerne Golf. Außerdem, heißt es, sei er Liebhaber moderner Malerei. Das war“s aber auch schon, Burmester schützt sein Privatleben. Das ist kein Zufall, sondern Konzept – oder ein Charakterzug. Ebenso wie seine Beharrlichkeit.
Die Karriere begann 1968: Er trat beim Benzin-Verkäufer Aral in Bochum an. Er erlebte und gestaltete den Wandel des Konzerns hin zum Handelsunternehmen mit angeschlossener Zapfsäule. 1987 gelang ihm der Sprung in den Vorstand, 1990 wurde Burmester Vorstandsvorsitzender. 1993 wechselte er an die Spitze von Klöckner & Co, fünf Jahre später auf den Posten des Vorstandschef von Deutschlands größtem Aluminiumkonzern, der VAW in Bonn.
Allen Stationen war eines gemein: Traditionelle Produkte in hart umkämpften Märkten mussten an den Käufer gebracht werden – bei der letzten Station, VAW, sogar die Firma selbst. Als VAW Anfang dieses Jahres von E.on an den norwegische Norsk-Hydro-Konzern verkauft wurde, hatte Burmester sich selbst wegrationalisiert. Doch gleichzeitig wurde er vom neuen Eigentümer beglückwünscht zur Art, wie er seinen Job ausgefüllt hat – fast hanseatisch kühl halt. Dies ist doch eine gute Empfehlung für HDW.
MARTIN ROTHENBERG

 

Ein Beitrag von:

  • Martin Rothenberg

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