Wasserstoff-Zug: Weltweit größte Flotte entsteht in Deutschland
Wo bislang Dieselschwaden in die Luft stiegen, entweicht nun Wasserdampf dem Auspuff der weltweit ersten Wasserstoffzug-Flotte. Coradia iLint erreicht eine Reichweite von 1.000 Kilometern. Welche Stadt die größte Flotte baut.
Ab 2022 soll in Hessen die größte Wasserstoffzug-Flotte weltweit starten. 27 Züge des neuen Fahrzeugtyps Coradia iLint der Firma Alstom werden im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main mit Wasserstoff betankt – dieser fällt dort als Abfallprodukt an.
Die Wasserstoffzüge werden auf den Taunus-Linien RB 11, RB 12, RB 15 und RB 16 fahren. Das Ziel: Die nachhaltigen Züge sollen die bisher eingesetzten Dieselzüge ersetzen. Coradia iLint ist bereits zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude unterwegs.
Klimafreundliche Alternative zu Dieselzügen
Herz des Wasserstoffantriebs ist eine Brennstoffzelle. Sie wandelt Umgebungsluft und Wasserstoff in Wasser um. Bei dieser exothermen Reaktion entsteht Strom, der Lithium-Ionen-Akkus im Fahrzeugboden auflädt. So steht genügend Energie für den Elektromotor zur Verfügung, der den Zug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h beschleunigt. Und dank eines sogenannten Rekuperationssystems lässt sich auch aus der Bremsenergie Strom für die Akkus gewinnen.
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Die CO2-Emissionen liegen bei Null, sofern der Wasserstoff mit Hilfe erneuerbarer Energien hergestellt wurde. Aus dem Auspuff strömt lediglich harmloser Wasserdampf. „Die emissionsfreie Antriebstechnologie des Coradia iLint bietet eine klimafreundliche Alternative zu konventionellen Dieselzügen, gerade auf nichtelektrifizierten Strecken“, unterstreicht Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Althusmann.
Eine Wasserstoff-Füllung reicht für 1.000 km
Derzeit ist der Zug auf eine mobile Tankstelle angewiesen, die neben den Gleisen zum Beispiel im Bahnhof Bremervörde steht. Sie pumpt gasförmigen Wasserstoff aus einem 12 m langen Stahlcontainer in einen Tank auf dem Dach des Zuges. Mit einer Füllung fährt Coradia iLint 1000 km weit und ist somit den ganzen Tag im Elbe-Weser-Netz einsatzfähig. 2021 will die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG) eine festinstallierte Wasserstoff-Tankstelle in Betrieb nehmen, um dann 14 weitere Wasserstoffzüge zu versorgen, die Alstom in drei Jahren liefern wird.
Nun können die Wasserstoff-Züge auch bundesweit zum Einsatz kommen. „Wasserstoff ist eine echte emissionsarme und effiziente Alternative zum Diesel“, ist Enak Ferlemann überzeugt, Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr. Insbesondere auf Nebenstrecken, an denen Oberleitungen unwirtschaftlich sind, könnten die Züge sauber und umweltfreundlich unterwegs sein. „Deshalb unterstützen und fördern wir diese Technologie, auch um sie weiter in die Fläche zu bringen.“ Im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) werden aktuell noch rund 30 bis 35 Prozent aller Strecken mit Dieselloks befahren – doch das Ende naht. Außerdem sollen die Fahrten mit den Wasserstoffzügen geräuscharmer sein.
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Bombardier, die TU Berlin und lokale Verkehrsbetriebe arbeiten derweil noch an einer anderen Idee, dem Batteriezug. Er soll kürzere Strecken ohne Oberleitung mit einem eigenen Akku überbrücken.
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