Deutsche Bahn dementiert den Stopp der Digitalisierung und plant ein Sanierungsprogramm
Die Deutsche Bahn hat einen Medienbericht zurückgewiesen, der behauptete, sie wolle aus Kostengründen die Digitalisierung der Zugstrecken einstellen.
Mit maroder Infrastruktur, Zugausfällen und Verspätungen bleibt die Deutsche Bahn in den Negativschlagzeilen. Ein neues Sanierungskonzept soll nun Abhilfe schaffen. Das Papier offenbart jedoch, dass einige der angestrebten Ziele bereits vor fünf Jahren formuliert wurden. Und: Laut mehreren Medienberichten plante die Bahn, die Ausgaben für neue digitale Zugtechnik zu reduzieren. Doch dann hat die Bahn diese Berichte dementiert.
Die Deutsche Bahn hatte geplant, den Ausbau der digitalen Stellwerkstechnik und der digitalen Schieneninfrastruktur einzustellen, wie interne Unternehmenspläne zeigten, die dem SWR vorlagen. Stattdessen sollten, wie auch Golem berichtete, veraltete und marode Stellwerke durch traditionelle Technik ersetzt werden, was bedeutete, dass bei der Modernisierung Technologien verwendet werden sollten, die bereits 30 Jahre alt waren. Die Deutsche Bahn wies jedoch diese Informationen zurück und stritt ab, dass eine Verzögerung bei der Digitalisierung der Stellwerkstechnik und Schieneninfrastruktur vorlag.
Veraltete Stellwerke modernisieren
Der SWR hatte unter Berufung auf interne Dokumente berichtet, dass veraltete Stellwerke nicht wie ursprünglich vorgesehen durch digitale, sondern durch herkömmliche elektronische Technik ersetzt werden sollten. Ein Bahn-Insider erklärte gegenüber dem SWR, dass die Bahn plane, defekte Anlagen durch „bewährte Technik der 90er Jahre“ zu ersetzen. Kritiker äußern die Befürchtung, dass zugunsten der Sanierung nun an der Modernisierung gespart wird.
So teilte die Bahn teilte mit, dass sie weiterhin an ihrer Digitalisierungsstrategie für das gesamte Schienennetz festhält, ließ aber die Anfrage des SWR offen, ob die Bauarbeiten im ursprünglich geplanten Zeitrahmen stattfinden und welche Strecken zeitnah digital modernisiert werden sollen. „In den kommenden Jahren rüsten wir unsere Strecken und Knoten Stück für Stück von den bestehenden nationalen Zugsteuerungssystemen auf ETCS um. So erreichen wir mehr Kapazität im Netz und machen unsere Infrastruktur insgesamt leistungsfähiger“, hieß es in der Mitteilung.
Mit anderen Worten: Die Deutsche Bahn erklärte, dass der Bericht des SWR falsch sei. Tatsächlich halte man an der Digitalisierung der Bahnstrecken fest.
Die Situation bei der Deutschen Bahn bleibt äußerst angespannt. Die marode Infrastruktur führte erst am Wochenende erneut zu erheblichen Verspätungen. Der Bund als Eigentümer drängt auf rasche Verbesserungen.
Bis 2027 wieder profitabel und pünktlich werden
Bahn-Chef Richard Lutz plant, ein Sanierungsprogramm für den angeschlagenen Staatskonzern vorzulegen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, wurde das 110-seitige Papier mit dem Titel „S3“ bereits intern verteilt. Es soll am 18. September bei der nächsten Sitzung des Bahn-Aufsichtsrats besprochen werden, berichtet die dpa. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters erste Zahlen daraus veröffentlicht.
In dem Dokument „S3“ erklärt Lutz, wie die Bahn bis 2027 wieder profitabel und pünktlich werden soll. Dabei bezieht er sich auf Werte, die er größtenteils bereits vor fünf Jahren für das Jahr 2024 versprochen hatte, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Als Hauptursache für das Verfehlen der Ziele nennt Lutz die marode Infrastruktur. Außerdem zeigt das Papier, dass die Bahn sich beim Personal erheblich verschätzt hat. Die Personalkosten für 2024 belaufen sich demnach auf 34,3 Milliarden Euro, deutlich höher als die ursprünglich geschätzten 28 Milliarden Euro.
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