Deutsche Bahn modernisiert Streckennetz für 28 Milliarden Euro
Die Deutsche Bahn modernisiert ihr Schienennetz im bisher noch nicht gekannten Ausmaß: Bis 2019 werden 17.000 Kilometer Schienen, 8700 Weichen und 875 Brücken erneuert. Das Modernisierungsprogramm kostet 28 Milliarden Euro. Das hat Folgen: Es wird zu gravierenden Einschränkungen für Bahnreisende kommen.
Es ist das größte Modernisierungsprogramm der Schieneninfrastruktur aller Zeiten, das die Deutsche Bahn jetzt vorgestellt hat: Verteilt auf die Jahre 2015 bis 2019 will die DB 28 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren. Es geht um 17.000 Kilometer Schienen und 8700 Weichen, die in diesen fünf Jahren erneuert werden. Dazu kommt die Erneuerung von gut 875 Brücken für über drei Milliarden Euro.
„So wenig Einschränkungen für unsere Reisenden wie möglich“
Im kommenden Jahr stehen bereits 3800 Kilometer Schienen und 2000 Weichen, 2,5 Millionen Eisenbahnschwellen und etwa vier Millionen Tonnen Schotter auf dem Sanierungsplan der Bahn. Zudem sollen 125 Brücken saniert werden.
Verspätungen sind angesichts des Bauvolumens unvermeidlich. Dr. Volker Kefer, DB-Vorstand für Infrastruktur und Dienstleistung, geht daher schon jetzt in die Offensive und gibt klare Vorgaben: „Oberstes Ziel: So wenig Einschränkungen für unsere Reisenden wie möglich. Bei dem großen Bauvolumen lassen sie sich aber leider nicht komplett vermeiden.“
Strecke Köln-Frankfurt wird an vier Wochenenden gesperrt
Sogar Streckensperrungen wird es geben. So werden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und dem Rhein-Main-Gebiet von Mitte April 2015 bis Mitte Mai 2015 die Schienen auf einer Länge von 44 Kilometern erneuert. Die Folge: Die wichtige und schnelle Verkehrsverbindung durch den Westerwald, die unter anderem auch zum Flughafen Frankfurt führt, wird in diesem Zeitraum an vier Wochenenden gesperrt. Die Züge werden über die Rheinstrecke mit einer Stunde längeren Fahrtzeit umgeleitet. Zum Teil fallen sie auch aus.
Um die Belastungen so gering wie möglich zu halten, will die Bahn die Arbeiten in zeitliche Korridore bündeln. Es wird 80 solcher Baukorridore geben, die rund 500 Einzelmaßnahmen beinhalten.
12.750 Notfahrpläne allein 2015 geplant
Trotz dieser Bündelung von Baumaßnahmen wird es eine wahre Flut von sogenannten Baufahrplänen im nächsten Jahr geben. 2011 enthielten die Netzfahrpläne der Bahn noch weniger als 5300 solcher Baufahrpläne, 2015 werden aus heutiger Sicht 12.750 geben.
Es wird in Spitzenzeiten 850 Baustellen am Tag geben, die zu Langsamfahrten zwingen oder Zugausfälle bedingen. Die Bahn will für den Bau und für die Koordination des Mammutvorhabens rund 1700 Mitarbeiter zusätzlich einstellen.
Bund beteiligt sich an Sanierung mit 20 Milliarden Euro
Der Bund steuert zu den 28 Milliarden Euro, die das Sanierungspaket kostet, 20 Milliarden bei, den Rest muss die Bahn erwirtschaften. Das ist der Kern der neuen „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“, die Bahn und Bund jetzt nach jahrelangen Verhandlungen unterzeichnet haben. Der Bund hat darin sein jährliches Schienenbudget von 2,5 Milliarden auf 4 Milliarden Euro erhöht.
Es geht neben den Erneuerungen von Schienen, Brücken und Tunneln auch um die deutlich in die Jahre gekommene Leit- und Sicherungstechnik. Bis 2019 will die Bahn diese für rund 4 Milliarden Euro erneuern. Das ist die Untergrenze dessen, was die EU-Kommission von Deutschland an Investitionen verlangt.
Baumaßnahmen gehen quer durch die Republik
Die Baumaßnahmen gehen quer durch die Republik. In der Bundeshauptstadt saniert die Bahn von Mitte Januar an bis Anfang Mai den Oberbau, die Leit- und Sicherheitstechnik und die Tunnelanlagen der Nord-Süd-Verbindung der S-Bahn. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Göttingen werden Mitte Mai zwölf Weichen ausgetauscht, die Strecke wird während der Baumaßnahme gesperrt. Die Umleitung kostet Reisende 30 Minuten Fahrtzeit mehr.
Die Sanierung der Strecke von Köln nach Aachen wird die Fahrzeit zwischen beiden Städten um 45 Minuten verlängern. Von Köln nach Siegen wird während der Sanierung der Strecke ein Busersatzverkehr organisiert, auf die Angabe von Fahrtzeitverlängerungen verzichtet die Bahn gleich ganz. Für den Herbst von Mitte September bis Ende Oktober hat sich die Bahn die Strecke Mannheim-Stuttgart aufgehoben, Reisende sollten hier mit 40 Minuten längerer Fahrtzeit rechnen.
Bahnchef Grube: „Das kostenloses WLAN für alle kommt“
Ab 2016 können die Reisenden hoffentlich nicht nur mit den Zügen wieder zügiger unterwegs sein, sondern auch noch Highspeed ins Internet gehen. Dann will die Bahn kostenloses WLAN in Schnellzügen einführen. Bis Ende 2015 werden deshalb 231 der 255 ICE-Züge mit der dafür nötigen Technik ausgestattet sein. Das ist nicht trivial.
„In so einem ICE können bis zu 900 Fahrgäste sitzen. Mal angenommen, nur die Hälfte von denen würde WLAN nutzen – dann muss die Strecke links und rechts der Gleise so ausgestattet sein, dass sich bei Tempo 250 oder noch schneller 450 Menschen gleichzeitig aus einer Funkzelle auswählen und in die nächste einwählen können, ohne das die Verbindung abbricht“, verdeutlich Bahnchef Rüdiger Grube die technische Herausforderung.
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