Deutsches Start-up baut Fahrräder aus Bambus
Das Kieler Jungunternehmen myBoo macht Fahrradfahren noch nachhaltiger: Es lässt Rahmen aus Bambus in Ghana fertigen. Und sichert mit einem Teil des Erlöses Jugendlichen im afrikanischen Land ein Schulstipendium.
Manchmal hilft es, einfach mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, um neue Geschäftsfelder zu entdecken. Genauso ging es Niklas Juhl, der vor drei Jahren über die Weltwärts-Organisation in Ghana ein freiwilliges soziales Jahr in der Nähe von Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, machte. Als plötzlich jemand auf einem handgefertigten Fahrrad aus Bambus an ihm vorüber radelte, war Juhl begeistert. Denn Bambus ist eine der am schnellsten wachsenden Pflanzen der Welt und gleichzeitig extrem robust, flexibel und stabil.
Juhl erzählte seinem Schulfreund Maximilian Schay, Student an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, von seiner Entdeckung. Auch dessen Kommilitone Jonas Stolzke war rasch überzeugt von der Geschäftsidee. Kurze Zeit später war myBoo gegründet. „Unsere Bambusfahrräder sollen eine ernsthafte Alternative zu konventionellen Fahrrädern darstellen, und wir wollen uns als Anbieter für einzigartige Bambusfahrräder international etablieren“, heißt es auf der Website.
Fahrradkauf sichert einem Kind ein Jahr lang den Schulbesuch
Die junge Firma arbeitet mit einer Hilfsorganisation in Ghana zusammen, die für die Qualität der edlen Bambusfahrradrahmen verantwortlich ist. Diese zahlt den Arbeitern einen fairen Lohn und Kranken- und Rentenversicherung. Gleichzeitig sichert diese Hilfsorganisation, dass mit jedem verkauften Rahmen ein Schulstipendium in Ghana für ein volles Jahr eingerichtet wird.
„Wir haben in den ersten 12 Monaten 150 Bambusfahrräder verkauft“, sagt Maximilian Schay. „Pro Rahmen überweisen wir 55 Dollar nach Ghana. Das sind dann auch 150 Schulstipendien.“ Ein Modell mit Zukunft, bringt es doch wirtschaftliches Denken und Handeln mit sozialem Engagement zusammen.
Produktion des Bambusrahmens dauert 90 Stunden
Die Herstellung der Bambusrahmen ist aufwendig. Zuerst wird der Bambus geschlagen und getrocknet. Nur die besten Bambushölzer kommen für den Rahmenbau infrage. Dann kommen Vorrichtungen aus Deutschland zum Einsatz. In diesen Einspannvorrichtungen sind Aluminiumkomponenten fixiert, damit die Geometrie des Rahmens immer exakt stimmt.
Die Verbindungsstücke des Bambusrahmens bestehen aus Hanfseilen und Bioharz. Sind die Verbindungen getrocknet, geht es ans Schleifen von Hand. Es dauert 90 Stunden, bis über diese mühseligen Prozesse ein Rahmen für ein Bambusfahrrad fertig ist.
In Deutschland entsteht dann das straßentaugliche Fahrrad
Der fertige Fahrradrahmen wird von Ghana aus nach Deutschland geschickt und mit einer hochwertigen Lackierung versehen. „Das ist ganz entscheidend für die Langlebigkeit“, betont Schay. Hochwertige Bauteile vollenden die Rahmen zum straßentauglichen Fahrrad. Das Herrenfahrrad my Afram wird zum Beispiel mit einer 8-Gang-Nabenschaltung und Scheibenbremsen von Shimano ausgestattet. Die hochwertigen Ledergriffe und der Ledersattel stammen von der englischen Traditionsmarke Brooks.
Die Bambusfahrräder sind relativ leicht. Fertig ausgestattet kommt zum Beispiel das my Afram Bambusfahrrad auf knapp 14 Kilogramm Gewicht. Der Rahmen alleine wiegt nur drei Kilogramm. Das myBoo-Konzept passt nicht ins Billigfach: Das Herrenfahrrad my Afram wechselt deshalb auch erst für 2.490 Euro den Besitzer.
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