Deutschlands Automobilkonzerne weltweit an der Spitze
Ein Triumph der deutschen Ingenieurkunst: Die VW Group, Daimler und BMW stehen auf Spitzenplätzen im weltweiten Ranking, gefolgt von Tesla. Hyundai, Geely-Volvo und PSA legen ebenfalls zu.
Selbst nach dem Abgasskandal kann sich Deutschlands Automobilindustrie an der Weltspitze behaupten. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Center of Automotive Management (CAM), einem unabhängigen Institut für empirische Automobilforschung, hervor. Basis waren 2.500 untersuchte Neuerungen im Zeitraum von Anfang 2016 bis Mitte 2019.
Im Fokus der CAM-Studien stehen langfristige Tendenzen des Marktes. Seit 14 Jahren untersuchen Forscher pro Quartal mehrere hundert fahrzeugtechnische Innovationen, derzeit bei 38 Automobilherstellern. Alle Datenanalysen folgten dem sogenannten MOBIL-Ansatz: Maturity (Reifegrad), Originality (Originalität), Benefit (Kundennutzen) und Innovation Level (Innovationsgrad). Beispielsweise werden Weltneuheiten, die schon in Serie verfügbar sind, höher bewertet als Me-too-Innovationen, die lediglich als Prototyp existieren. Nach diesem Schema wurden die Neuerungen eingeordnet.
Volkswagen, Daimler und BMW auf dem Siegertreppchen
An der Spitze des Rankings steht der Volkswagen-Konzern mit 467 Neuerungen in Serie. „Die derzeitige Absatzstärke und hohen Gewinne dürfte Volkswagen auch seiner Innovationskraft zu verdanken haben“, heißt es im Report. Dann folgen Daimler (395 Neuerungen in Serie) und BMW (263 Neuerungen in Serie).
Neben Neuerungen in Serie wurden auch Weltneuheiten analysiert. Daimer steht mit 77 solcher Innovationen auf dem Siegertreppchen. Zu den Entwicklungen zählen die A-Klasse mit ihrem MBUX-Bedienkonzept beziehungsweise die Aerodynamik der B-Klasse. Mit 73 Weltneuheiten, allen voran dem Engstellenassistenten (Audi Q7) oder dem Curved Display (VW Touraeg), kommt Volkswagen auf den zweiten Platz. BMW ist mit 41 neuen Technologien wie X5-Rückfahrassistent oder dem 5er-Induktions-Ladesystem auf Platz drei der Liste zu finden.
Deutsche Hersteller führend in vielen Technologiefeldern
Alles in allem seien deutsche Hersteller „führend in vielen Technologiefeldern“, heißt es in der Studie. Zu den Innovationen „Made in Germany“ gehören beispielsweise Bedien- und Anzeigekonzepte, Connectivity, Fahrerassistenzsystemen und Plug-in-Hybride. Defizite sehen die Autoren jedoch im Bereich der reinen Elektromobilität (BEV).
„Die tatsächliche technologische Stärke von Volkswagen, Daimler und BMW ist deutlich besser als die gefühlte, allgemeine öffentliche Wahrnehmung“, fasst Studienleiter Stefan Bratzel zusammen. „Auf die drei deutschen Automobilhersteller entfällt derzeit mehr als ein Drittel der Gesamtinnovationsstärke aller 38 Konzerne.“
Die Konkurrenz schläft nicht
Zwar konnten die drei führenden deutschen Konzerne und Tesla auf Platz vier ihre gute Positionierung im Vergleich zum Zeitraum 2013 bis 2015 behaupten, doch der Druck wächst. Die Branchenvorreiter haben sich auf neue Herausforderungen vorzubereiten. „Insbesondere die Kompetenzfelder Software, Daten und Mobilitätsdienstleistungen müssen die deutschen Hersteller künftig noch besser beherrschen, um in dieser Transformationsperiode nicht zurückzufallen, beziehungsweise den Anschluss zu verlieren“, warnt Bratzel. „Hierbei werden strategische Kooperationen eine immer wichtigere Rolle spielen.“ Alphabet, Alibaba, Uber und Didi Chuxing stehen längst in den Startlöchern und haben viel Expertise vorzuweisen. Der Paradigmenwechsel lautet: Aus dem Produkt Auto wird mehr und mehr Mobilität als Dienstleistung.
Das kann noch dauern. Im klassischen Bereich droht deutschen Firmen auch Konkurrenz von asiatische Automobilherstellern. Der Hyundai-Kia-Konzern hat aktuell 146 Innovationen vorzuweisen. Er verbesserte sich stark von Platz zwölf auf Platz fünf. Ähnlich gut sieht die Entwicklung für Geely inklusive Volvo aus. Kam der chinesische Konzern in den Jahren 2013 bis 2015 lediglich auf Platz elf, hat er jetzt den sechsten Platz im Ranking erobert. Und die PSA-Gruppe schaffte es von Platz 16 auf Platz acht – nicht nur durch die Übernahme von Opel, sondern durch die Elektrifizierung verschiedener Peugeot- und Citroen-Baureihen.
Abwärtstrend bei japanischen und amerikanischen Herstellern
Des einen Freud‘ ist des anderen Leid: US-Hersteller überzeugen aus dem Blickwinkel technischer Innovationen nicht. Ford rutscht von Rang sechs auf Rang neun, und General Motors bewegt sich vom fünften auf den zehnten Platz.
Auch bei Toyota (Platz zwölf versus Platz neun) und Honda (Platz 14 versus Platz sieben) fanden die Studienautoren nur wenige Neuerungen mit Relevanz. Und Nissan sackt vom zehnten auf den 16. Platz ab. Alles in allem haben die japanische und die amerikanische Automobilindustrie an Innovationsstärke verloren.
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