DHL fliegt Pakete mit Drohnen auf die Winklmoosalm
Der Beruf des Paketzustellers in den Bergen wird von autonomen Paketkoptern bedroht. Nun hat DHL in Reit im Winkl im oberbayerischen Traunstein erfolgreich die Belieferung von Endkunden mit einer Pakektdrohne getestet. Das gelb-rote Fluggerät pendelte zwischen dem Taldorf und der Winklmoosalm hin und her.
Das Präsentationsvideo der Post-Tochter DHL zur weltweit ersten erfolgreichen Einbindung einer Paketdrohne in die Paketzustellung trumpft mächtig auf. So wie einst Han Solo in Star Wars auf seinen Millennium-Falken zuschreitet, geht die blonde DHL-Mitarbeiterin in Superzeitlupe auf den Skyport zu.
Dort gibt sie den Code ein und legt das Paket in die Ladevorrichtung. Schwarzblende, die Musik setzt einen wuchtigen Akzent, das Skyport-Dach schwingt auf und der DHL-Paketkopter lädt das Paket in seinen Bauch. Die Flügel klappen nach oben, im Kontrollzentrum drückt der Kontroller den Startknopf. Dann hebt das Fluggerät vor malerischer schneebedeckter Bergkulisse majestätisch ab in den Himmel.
130 autonome Be- und Entladungen durchgeführt
Willkommen im DHL-Testgebiet Reit im Winkl im oberbayerischen Landkreis Traunstein. Von Januar bis März 2016 konnten Privatkunden ihre Pakete durch das automatisierte Einlegen der Sendungen in den Skyport direkt per Paketkopter versenden und empfangen. 130 autonome Be- und Entladungen hat DHL durchgeführt.
Der Paketkopter-Test ist die Fortsetzung eines beispiellosen Experiments. Im Dezember 2013 schickte DHL einen Kopter in Bonn über den 400 Meter breiten Rhein. Dieser wurde manuell per Sichtkontakt gesteuert. Im September 2014 sorgte der Bonner Paketdienstleister für große mediale Aufmerksamkeit, indem er in einer Weltpremiere eilige Medikamente mit einer automatisch fliegenden Drohne auf die Nordseeinsel Juist flog. Der eingesetzte Quadkopter konnte eine Nutzlast von bis zu 1,2 kg mit einer Fluggeschwindigkeit von 43 km/h transportieren.
Kippflügler kann senkrecht starten und landen
Der jetzt eingesetzte Paketkopter 3.0 ist „ein sogenannter Kippflügler, der aufgrund seiner besonderen Konstruktionsweise senkrecht starten und landen kann und daher keine Start- und Landebahn benötigt“, betont DHL.
In der Tat ist diese Beförderungsmethode in bergigen Regionen von Vorteil. Der Kippflügler kann bis zu 2 kg mit einer Reisegeschwindigkeit von 70 km/h transportieren. Und er ist stark genug, um in größere Höhen zu fliegen. Die Winklmoosalm liegt gut 500 m über dem Taldorf Reit im Winkl. Vom Tal bis zur Alm auf 1200 Meter Höhe legte der Paketkopter jeweils 8 km zurück. „Eilige Medikamente oder kurzfristig benötigte Sportartikel konnten dabei innerhalb von nur acht Minuten geliefert werden – eine Abholung mit dem Auto hätte im Winter mehr als 30 Minuten gedauert“, schreibt DHL stolz.
DHL hat Konkurrenz im autonomen Liefergeschäft
„Wir sind weltweit die ersten, die eine Transportdrohne – bei uns der Paketkopter – für einen Endkundenzugang einsetzen können“, betont Jürgen Gerdes, Vorstandsmitglied der Deutschen Post DHL. „Mit dieser Kombination aus vollautomatisierter Be- und Entladung des Fluggeräts, erweiterter Flugdistanz und Traglast haben wir alle technischen und prozessualen Verbesserungen erreicht, um diese Lieferoption langfristig auch im urbanen Raum zu erproben.“
Allerdings ist DHL beim Thema autonome Paketlieferung nicht alleine unterwegs. Amazon hat Ende November 2015 eine neue Lieferdrohne mit rund 25 km Reichweite vorgestellt.
RWTH Aachen wertet die Daten aus Bayern aus
Für das Paketkopter-Forschungsprojekt hat das Bundesverkehrsministerium extra ein Flugbeschränkungsgebiet eingerichtet, das Luftamt der Regierung von Oberbayern erteilte die erforderlichen Fluggenehmigungen. Nun steht die Auswertung der gewonnenen Daten und Erkenntnisse an. Dazu hat sich DHL die RWTH Aachen an die Seite geholt.
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