DHL testet Datenbrillen in holländischem Paketzentrum
Die Datenbrillen wie die Google Glass können weit mehr, als nette Gimmicks auf das Display projizieren. Der Logistikkonzern DHL hat jetzt in einem dreiwöchigen Pilotversuch in seinem Logistikzentrum in Bergen op Zoom diese Datenbrillen erfolgreich eingesetzt: Die Effizienz konnte um 25 Prozent gesteigert werden.
Vor gut zwei Jahren stellte Google mit großer medialen Begleitung eine Innovation vor, die die Welt verändern sollte: die Datenbrille Google Glass. Laut Google sollte diese Brille die Art, wie Menschen kommunizieren, grundlegend verändern. Menschen sollten mit der Brille beispielsweise durch die Stadt laufen und dabei Zusatzinformationen einblenden können. Doch diese Technologie, im Fachchinesisch Augmented Reality (AR) genannt, hat sich bislang kaum durchsetzen können. Der Verkaufsstart der Google Glass steht in den Sternen. Unterdessen will auch Sony in den Markt einsteigen.
Nun sucht der Logistikkonzern DHL einen Weg, etwas Sinnvolles mit der Datenbrille anzustellen. In Kooperation mit dem japanischen Bürokommunikationshersteller und DHL-Kunden Ricoh und der Bremer Ubimax GmbH, einem Spezialisten für sogenannte Wearable-Computing-Lösungen, also tragbare Computer-Lösungen, wurden die Datenbrillen in der Praxis eingesetzt. Auf Neudeutsch heißt das „Vision Picking“, was DHL in seinem Distributionszentrum in Bergen op Zoom in den Niederlanden drei Wochen lang getestet hat.
Arbeitsanweisungen auf dem Display der Datenbrille
Insgesamt zehn Lagerfachkräfte liefen in dieser Zeit mit einer Datenbrille auf der Nase durch die Lagerhalle, wahlweise mit der Google Glass oder der VuzixM100. Auf dem Display der Datenbrille bekamen die Beschäftigten schrittweise Arbeitsanweisungen eingeblendet.
Ziel des Tests war es, den Kommissionierungsprozess zu beschleunigen und Fehler zu reduzieren. In der Sprache der Logistiker ist die Kommissionierung das Zusammenstellen von Einzelpositionen oder Teilaufträgen zu einem Gesamtauftrag.
Effizienz stieg durch Datenbrillen um 25 Prozent an
Der Test war mehr als erfolgreich und dokumentiert, dass AR-Anwendungen Logistikprozesse messbar optimieren können. Die Effizienz der Kommissionierung stieg um 25 Prozent.
„Die AR-gestützte Kommissionierung kommt ohne überflüssige Handgriffe aus und ist erheblich produktiver. Die Technologie ist eine große Unterstützung für unsere Beschäftigten und bietet unseren Kunden einen echten Mehrwert“, sagt Jan-Willem De Jong, Business Unit Direktor Technology bei DHL Supply Chain Benelux. „Allerdings ist dies nur der erste Schritt unserer Innovationsstrategie, da wir überzeugt sind, dass Augmented Reality in Zukunft für immer mehr Bereiche der Lieferkette relevant sein wird.“
In der Praxis lief der Test so ab: Auf dem Display der Datenbrillen bekamen die Lagerfachkräfte während der Kommissionierung wichtige Hinweise eingeblendet. Das waren beispielsweise Informationen darüber, wo sich der aktuelle gesuchte Artikel in welchem Gang der Lagerhalle befindet und in welcher Menge dieser Artikel benötigt wird.
Die bisher eingesetzten Handscanner und Pick-Listen wurden während des dreiwöchigen Pilotversuchs nicht benutzt. Die zehn Daten-Lageristen stellten im vorgegebenen Zeitrahmen mehr als 20.000 Artikel für insgesamt 9000 Bestellungen zusammen.
Die Fehlerquote sank auf Null
Die Abläufe wurden durch die Informationen in der Datenbrille deutlich beschleunigt und, noch viel wichtiger, Fehler wurden komplett vermieden. Derzeit überprüfen die DHL und Ricoh den weiteren Ausbau der Technik.
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