Die legendäre Concorde bekommt so viele Nachfolger
13 Jahre nach dem Ende des Überschalljets Concorde scheint die Zeit reif für einen neuen Anlauf: Neben der Nasa und Airbus hat jetzt das US-Start-up mit dem Namen Boom Ideen für ein angeblich profitables Überschallflugzeug im Linienverkehr.
Am 26. November 2003 startete zum letzten Mal der Überschallflieger Concorde. Er endete schon kurz danach in einer Katastrophe. Und bis heute gibt es keine Überschallflieger in der zivilen Luftfahrt. Jetzt gibt es gleich mehrere Pläne, eine neue Ära der zivilen Überschallflüge zu starten. Gleich drei Unternehmen arbeiten derzeit an entsprechenden Konzepten.
Boom will mit Mach 2,2 fliegen
Das Start-up Boom aus Denver in den USA will ein Überschallflugzeug entwickeln, das schneller als die Concorde fliegen soll. Bereits Ende nächsten Jahres soll ein erster Prototyp abheben. Ein ehrgeiziges Projekt, besteht doch das Unternehmen derzeit nur aus elf Personen und sitzt in einem Hangar auf dem Flughafen Centennial in der Nähe von Boston.
Und mehr als Holzmodelle und Planungsunterlagen gibt es auch noch nicht. Und wer hinter der kleinen Firma mit den großen Plänen steckt, ist nicht einmal Bloomberg-Berichten zu entnehmen. Immerhin wird das Unternehmen von namhaften Flugzeugexperten beraten, etwa von früheren Managern des Flugzeugbauers Lockheed Martin.
Trotzdem glaubt Unternehmenschef Blake Scholl (35), ein Pilot und ehemaliger Amazon-Mitarbeiter, dass sein Unternehmen den Concorde-Nachfolger bauen kann. Boom plant einen Jet, der der Concorde ähnelt, aber deutlich kleiner ist. 40 Passagiere sollen in zwei Einzelreihen sitzen. Die Concorde hatte Platz für 128 Fluggäste.
Der Flugzeugkörper soll statt aus Aluminium aus karbonfaserverstärktem Kunststoff gefertigt werden. 30 Prozent effizienter als die Concorde soll die Boom sein. Was das genau bedeutet? Das sagt Scholl auch nicht.
Immerhin: Die Boom soll in einer Flughöhe von 18.000 Metern eine Geschwindigkeit von Mach 2,2 erreichen. Und den Flugpreis weiß Scholl auch schon, obwohl er nicht einmal sagen kann, wer das Flugzeug wann bauen wird. 5000 $ soll der Hin- und Rückflug zwischen New York und London kosten. Aber eine Vision, die hat der Boom-Chef: „Ich will in einer Welt leben, in der du an jeden Ort in fünf Stunden für 100 $ gelangen kannst.“
20 Millionen US-Dollar an Lockheed-Team von der Nasa
Deutlich realistischer sind die Pläne für ein ziviles Überschallflugzeug der Nasa. Die US-Raumfahrtbehörde hat erst Anfang März 2016 einem Team unter der Führung der Lockheed Martin Aeronautics Company in Palmdale in Kalifornien den Zuschlag für die Entwicklung der so genannten Quiet Supersonic Technology (QueSST) erteilt.
Lockheed Martin erhält von der Nasa für die vorbereitenden Designarbeiten über einen Zeitraum von 17 Monaten rund 20 Millionen $. Im Lockheed-Team wirken auch der Triebwerksbauer GE Aviation und der Windkanalmodell-Hersteller Tri Models mit. Die Nasa rechnet ab dem Jahre 2020 mit ersten Flugtests. Es wäre der „erste Schritt zur möglichen Rückkehr von überschallschnellem Passagierverkehr“, so die Raumfahrtbehörde.
Airbus plant Jungfernflug im Jahr 2019
Wenn die Nasa sich da mal nicht täuscht: Denn auch die europäische Airbus-Gruppe arbeitet an Konzepten für einen überschallschnellen Passagierbetrieb. Dafür kooperiert Airbus mit der US-amerikanischen Aerion Corporation.
Nach den bestehenden Planungen soll das Modell Aerion AS2 mit rund 1,6 Mach die Flugzeit zwischen der US-Ostküste und Europa von heute sechs bis sieben Stunden auf drei bis vier Stunden halbieren. Schon in drei Jahren soll die Maschine zu ihrem Jungfernflug abheben. 2021 soll die Aerion AS2 die Zulassung für den Regelbetrieb erhalten.
Bombardier will mit Mach 10 abheben
Spektakulär und visionär sind die Pläne der Flugzeugdesigner Charles Bombardier und Ray Mattison. Sie wollen ein Passagierflugzeug mit Scramjet-Antrieb mit dem Projektnamen Skreemr konstruieren, das 75 Passagiere mit über 10.000 km/h durch die Welt fliegen soll. Das wäre Mach 10.
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