Die legendäre Isetta kommt als Elektroauto zurück
Retrofans aufgepasst! Die Isetta kommt als Elektroversion zurück auf den Markt. Die legendäre Knutschkugel hört auf den Namen Microlino und wird rund 12.000 € kosten.
Hat man heutzutage den Eindruck, dass sich viele Fahrzeugdesigns kaum noch voneinander unterscheiden, gab es früher Klassiker, die tatsächlich einzigartig waren. Unter ihnen die Isetta von BMW, von Fans liebevoll Knutschkugel genannt. Der kultige Zweisitzer war vorne breit, hinten schmal, und mit einer einzigen Tür ausgestattet, die sich wie bei einem Kühlschrank nach vorne aufklappen ließ – Lenkrad inklusive. Mehr als 217.000 Mal hat sich dieses Kultauto mit den süßen comichaften Scheinwerferaugen verkauft, bevor BMW die Produktion 1962 einstellte. Doch die besten Ideen überleben bekanntlich.
Microlino kommt für 12.000 € auf den Markt
Heute, 55 Jahre später, erlebt die Isetta ein Revival. Dank Oliver Ouboter. Der Züricher Erfinder, Geschäftsführer des Tretroller-Herstellers Micro Mobility Systems und Fan der Knutschkugel hatte 2016 den Prototyp seiner E-Isetta auf dem Automobil-Salon in Genf vorgestellt. Ursprünglich nur als PR-Gag. Doch die Idee schlug durch die Decke.
Die Menschen reagierten derart begeistert auf das blau-weiße Mobil, dass Ouboter mit dem Elektroauto nun in Serie geht. In Kooperation mit dem italienischen Elektroautohersteller Tazzari wird der Erfinder noch dieses Jahr den sogenannten Microlino produzieren und für nur 12.000 Euro inklusive Batterie auf den Markt bringen. Bislang sind rund 2.900 Reservierungen eingegangen, bis Ende des Jahres erwartet Ouboter 5.000 Bestellungen.
Gemütlich: Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h
Microlino wird das Herz des Retrofans höher schlagen lassen. Da macht es auch nichts, dass die Technikfeatures der neuen, 2,4 m kurzen Knutschkugel den Teslas dieser Welt nicht viel entgegenzusetzen haben. Angetrieben wird der Microlino von zwei 7,5 kW Motoren von Bosch, die bereits in elektrischen Motorrädern genutzt werden. Bosch wird deshalb auch die Wartung der Fahrzeuge in seinen Bosch Servicestationen übernehmen.
Die beiden Bosch-Motoren werden den 450 kg leichten Wagen (ohne Batterie) aus Faserverbundwerkstoffen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h beschleunigt. Durch die sparsamen Motoren genügt ein 11 kWh-Akku, um eine Reichweite von bis zu 120 km zu ermöglichen.
Zum Vergleich: Tesla nutzt mittlerweile 100-kWh-Batterien, die eine Reichweite von über 600 km in Aussicht stellen, und forscht an Graphen-Batterien für Reichweiten bis zu 800 km. Dafür kommt Microlino ganz ohne Ladestationen aus und lässt sich an jeder Haushaltssteckdose in nur vier Stunden aufladen. Das könnte zum Durchbruch der E-Mobilität in den Städten beitragen, hofft Ouboter.
Das Microlino-Konzept, ein Elektroauto besonders leicht zu konstruieren, um dann mit kleinen, sparsamen Elektroantrieben und ebenso kleinen und dadurch leichten Batterien arbeiten zu können, setzt sich zunehmend durch. Auch das Aachener Start-up e.GO Mobile, eine Ausgründung der RWTH Aachen, hat ein kleines, aber viersitziges Elektroauto entwickelt, das nur 600 km wiegt und im nächsten Jahr in Serie geht. Es soll nur 16.000 Euro kosten.
Auch die Aachener kooperieren mit Bosch, der Antrieb liefert und Service übernimmt.
Isetta war das erste 3-Liter-Auto der Welt
Die Original-Isetta hatte BMW am 5. März 1955 der Öffentlichkeit vorgestellt – zum Preis von 2.580 DM. Das Auto war damals – man glaubt es kaum – das erste in Großserie gebaute 3-Liter-Auto der Welt. Der luftgekühlte Einzylinder-Viertaktmotor stammte aus dem Motorradprogramm von BMW, hatte 12 PS und verbraucht auf 100 km nur 3,45 Liter Benzin.
Das Design geht auf Renzo Rivolta zurück, Firmenchef des Motorradherstellers Iso Revolta.
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