Die letzte Reise der Costa Concordia führt nach Genua
Die italienische Regierung hat sich entschieden: Die Costa Concordia soll im Hafen von Genua abgewrackt werden. Zweieinhalb Jahre nach ihrem Unfall tritt der frühere Luxusliner seine letzte Reise an, bevor er innerhalb eines Jahres Stück für Stück auseinandergenommen wird. Rund 100 Millionen Euro wird das kosten – bereits jetzt handelt es sich um die teuerste Schiffsbergung aller Zeiten.
Das Drama um die Costa Concordia nähert sich dem letzten Akt: Italiens Regierung hat jetzt nach wochenlangen Diskussionen entschieden, dass das am 13. Januar 2012 vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel Giglio havarierte Luxuskreuzfahrtschiff in den Hafen von Genua abgeschleppt werden und dort abgewrackt werden soll. Zuvor hatten sich rund ein Dutzend Häfen um den lukrativen Auftrag beworben, der voraussichtlich ein Jahr lang dauern und für diese Zeit um die 100 Arbeitsplätze sichern wird. Rund 280 Kilometer entfernt liegt der Hafen, indem das einstmals strahlende Schiff demnächst nach seiner voraussichtlich fünf Tage dauernden letzten Reise in seine Einzelteile zerlegt werden wird, die so weit wie möglich recycelt werden sollen.
Genua verfügt über die benötigte Infrastruktur
Der Hafen hatte die Konkurrenten mit der Kombination von Infrastruktur, Entfernung und Preis aus dem Rennen geschlagen: Genua – zufälligerweise auch der Heimathafen der Costa Concordia – verfügt über Trockendocks und entsprechende Einrichtungen zur Demontage und hatte die Arbeiten für knapp 100 Millionen Euro angeboten. Die billigste Offerte hatte ein türkischer Hafen gemacht, der aber schon wegen der Entfernung – das Schiff hätte um den italienischen Stiefel herum und an Griechenland vorbei durch das halbe Mittelmeer geschleppt werden müssen – nicht in Frage kam. Der nächstgelegene Hafen im toskanischen Piombino wiederum war zum einen zehn Millionen Euro teurer als Genua, außerdem kann er ein Dickschiff wie die Costa Concordia derzeit gar nicht aufnehmen – entsprechende Umbauarbeiten wären zu spät beendet gewesen. Bezahlen wird das Abwracken die Costa-Concordia-Reederei Costa Crociere.
Zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass das 290 Meter lange, 35,5 Meter breite und 114.500 Tonnen schwere Kreuzfahrtschiff mit 4229 Menschen an Bord bei einem waghalsigen Manöver des Kapitäns auf einer Länge von 70 Metern aufgeschlitzt wurde und kenterte. 32 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Seitdem liegt das Schiff am Unglücksort wie ein angeschwemmter Wal. Die Bergung hat bereits mehrere hundert Millionen Euro verschlungen und ist damit bereits jetzt die teuerste Schiffsbergung aller Zeiten. Die Baukosten von damals etwa 450 Millionen Euro sind inzwischen locker überstiegen, Experten rechnen am Ende mit rund einer Milliarde.
Transport zu einem wettertechnisch idealen Zeitpunkt
Allein, um das Wrack schwimm- und damit transportfähig zu machen, sind derzeit rund 350 Techniker des Bergungsunternehmens Titan Micoperi unter anderem damit beschäftigt, Pontons am Rumpf zu befestigen. Wenn alles gut geht, kann das Aufschwimmen Mitte Juli beginnen – passend zum geplanten Abtransport am 20. Juli und, am Rande bemerkt, ziemlich genau acht Jahre nach der Jungfernfahrt des Schiffs, die es am 15. Juli 2006 angetreten hatte. Das geplante Aufschwimmen liegt exakt in dem Zeitfenster, das als ideal für die anspruchsvolle Tour gilt: In der Zeit vom 13. Juli bis zum 8. August seien das Wetter und die Meeresbedingungen statistisch gesehen am günstigsten, sind sich die Experten einig.
Bereits im Vorfeld hatte das nach dem Unfall auf der Seite liegende Schiff langsam aufgerichtet werden müssen. Im September 2013 hatte die Bergungsfirma Titan Salvage das Schiff mit Hilfe von 150 hydraulischen Seilwinden mit einer Zugkraft von 6000 Tonnen aufgerichtet. Dabei war viel Fingerspitzengefühl notwendig gewesen: Das Schiff hätte bei der Aktion auch auseinanderbrechen können. Erst als das Wrack um 25 Grad gedreht war und die Schwerkraft übernahm, weil sich riesige Tanks auf der freilegenden Seite des Schiffs mit Wasser füllten, war die größte Hürde genommen. Seitdem ruht das Schiff auf einer eigens in 30 Metern Tiefe installierten Plattform.
Ein Beitrag von: