Die letzten Spurbusse Deutschlands stehen vor dem Aus
Die letzten Spurbusse Deutschlands, in den 1990er Jahren als die Zukunft des Nahverkehrs gefeiert, stehen vor dem Aus. Die Essener Verkehrsgesellschaft will die letzten beiden Linien einstellen. Eine verläuft spektakulär auf den Mittelspuren der Autobahn A40 im Ruhrgebiet.
Vorgestellt wurde der Spurbus auf der Internationalen Verkehrsausstellung (IVA) 1979 in Hamburg von Mercedes. Es dauerte dann bis 1990, als die ersten Spurbusse ihren Betrieb in Essen aufnahmen. Es waren die ersten Spurbusse Deutschlands. Später folgte noch ein ähnlicher Versuch in Mannheim, der vor zehn Jahren schon eingestellt wurde. Spurbusse gibt es aber noch in einigen Städten im Ausland.
In Essen fuhren die Spurbusse zeitweise sogar durch Tunnel – inzwischen sind davon nur noch zwei Verbindungen übrig geblieben. Und auch die sollen im nächsten Jahr verschwinden. Die Essener Verkehrs-AG und die Stadt wollen sich endgültig von der Technik verabschieden und lassen bis 2015 ein alternatives Konzept erarbeiten.
Busse zum Fahren auf Straßen und Schienen
Das Prinzip des Spurbusssystems war einst vielversprechend: Omnibusse wurden mit Führungsschienen an den Seiten und teils mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet. In Randgebieten der Stadt konnten sie wie normale Linienbusse auf der Straße fahren. Auf bestimmten Abschnitten wurden sie aber über eine Art Trichter in eine Führung eingeschoben. Der Vorteil: Die Busse konnten vorhandene Bahntrassen nutzen und so zum Beispiel stauträchtige Wege vermeiden.
Außerdem sollten sie hohe Spurstabilität und damit Fahrkomfort für die Passagiere gegenüber den oft schaukelnden Bussen bringen. Die hohen Kosten für die Anschaffung von Straßenbahnen könnten zudem gespart werden, hofften die Betreiber.
In Essen waren jahrelang zahlreiche so genannte Duo-Busse im Einsatz, die auch über elektrische Oberleitungen verfügten. Mitte der 1990er wurden die letzten aber aus dem Betrieb genommen, weil sie zu oft ausfielen. Heute bedienen die Spurbusse vor allem noch eine wichtige Strecke, die mitten über die A40 führt. Dafür wurde eigens eine Spur zwischen den normalen Fahrbahnen angelegt.
Spurbustechnik konnte sich weltweit nicht durchsetzen
Die Essener Verkehrsgesellschaft will nun wahrscheinlich auch diese durchaus schnelle Verbindung wegen zu hoher Kosten stilllegen. Außerdem seien kaum noch Ersatzteile für die Technik zu bekommen, heißt es. Der Grund dafür ist einfach: Die Spurbustechnik hat sich weltweit nicht durchgesetzt. Und da, wo sie noch zum Einsatz kommt, fahren kaum noch umgebaute Omnibusse, sondern Fahrzeuge, die eher modernen Straßenbahnen ähneln.
Ein solches System betreibt seit mehr als zehn Jahren die französische Stadt Nancy. Komfortable Niederflurfahrzeuge, die bequemen Ein- und Ausstieg ermöglichen, verkehren auf den Schienenstrecken mit elektrischem Antrieb, können aber auch ohne Spurführung auf Straßen fahren. Auch hier sind die Erfahrungen aber keineswegs nur positiv: In der Anfangszeit musste das System nach schweren Unfällen für ein Jahr stillgelegt und überarbeitet werden. Und weil für eine sichere Spurführung hoher Anpressdruck der Räder notwendig ist, machen die Busbahnen ziemlich viel Lärm.
Technik überholte auch Mannheimer Spurbusssystem
Auch in Mannheim verkehrten einst Spurbusse: So wurde parallel zu einer stauanfälligen Straße eine 800 Meter lange Spurbusstrecke eingerichtet. Die Holzkonstruktion direkt neben den Schienen, auf der die Busse rollten, erwies sich jedoch als wenig stabil.
Außerdem war die Zeitersparnis in der Praxis doch sehr gering. Hinzu kam, dass die Entwicklung diese Technik überholte: Moderne, große Gelenkbusse sind meist breiter. Um sie zu nutzen, hätte man die Versuchsstrecke für viel Geld wieder umbauen müssen. Seit 2005 fahren nun Bahnen auf Schienen, die in die Straße eingelassen sind – gewöhnliche Busse können darauf ebenso fahren.
Ein Beitrag von: