Neues Gesetz zur Ladeinfrastruktur 24.04.2020, 14:51 Uhr

Als Mieter das eigene E-Auto zuhause aufladen – das sagt die Rechtslage

Viele Besitzer von Elektroautos wünschen sich eine komfortable Aufladung über Nacht. Morgens einsteigen und losfahren, ohne die Suche nach der nächsten Ladestation. Das wird jetzt wahr.

Elektroauto lädt an einer Ladestation von ABL

Ladestation von ABL.

Foto: ABL

Viele Autofahrer scheuen den Kauf eines E-Autos. Fehlende Ladesäulen machen die Form der Fortbewegung unattraktiv. Nun gibt es einen neuen Gesetzesentwurf. Mieter sollen künftig Anspruch auf Ladestationen für Elektroautos haben. Das Bundeskabinett hat einen entsprechenden Entwurf für die Reform des Miet- und Wohnungseigentumsrechts beschlossen. Ein weiterer Schritt für den Ausbau der Elektromobilität.

Mieter, die eine Ladestation am Mietshaus nutzen, kommen für die Kosten auf. Daher bedarf es nicht mehr der Zustimmung aller Wohnungseigentümer. Den entsprechenden Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium beschloss das Kabinett in Berlin.

„Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Förderung der E-Mobilität“, sagte Justizministerin Christine Lambrecht.

„Bauliche Maßnahmen im individuellen Interesse einzelner Wohnungseigentümer, die zugleich im gesamtgesellschaftlichen Interesse liegen, werden künftig erleichtert“, schreibt das Justizministerium über das neue Gesetz. Zudem soll bei einem Neubau oder einer größeren Renovierung von Gebäuden mit mehr als 10 Parkplätzen jeder Stellplatz, in Nichtwohngebäuden jeder 5. Stellplatz mit Schutzrohren für Elektro- und Datenleitungen ausgestattet werden.

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„Endlich wird die Rechtsgrundlage geschaffen, damit die Hürden für den Einbau privater Ladeinfrastruktur überwunden werden können“, sagte die Geschäftsführerin des deutschen Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Kerstin Andreae.

In Deutschland gibt es rund 83.000 Elektroautos (Stand 2019), doch leider ist mit rund 18.400 (Stand erstes Quartal 2020) Ladestationen noch kein flächendeckendes Angebot zur Aufladung vorhanden. Die Suche nach einer Ladestation kann je nach Region zu einer großen Herausforderung werden. Daher ist die komfortable Aufladung über Nacht mittels eigener Ladestationen für viele Besitzer von Elektroautos eine reizvolle Alternative.

„Dieses Gesetz ist eigentlich lange überfällig“, so Andreas Zumschlinge, Geschäftsführer von Parkstrom. „Es gab 2016 bereits einen Entwurf, da war die Nationale Plattform Elektromobilität beteiligt. Es wurde schon damals gefordert, dass E-Auto Besitzer das Recht auf eine private Ladestation haben sollen. Dieser Gesetzesvorschlag schlummerte lange vor sich hin, wurde 2018 nochmal aufgegriffen und nun ist es endlich da“, so der Mobilitäs-Experte.

Elektroauto an der Haushaltssteckdose aufladen?

Je nach Hersteller und Modell benötigt ein Elektroauto an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose eine Aufladezeit von etwa 8 bis 15 Stunden. Während der Ladezeit wird die Ladeleistung der Steckdose voll ausgereizt, bei anderen Elektrogeräten ist dies jedoch nicht oder nur kurzfristig der Fall. Wenn beispielsweise ein Elektroauto mit einer 24-kWh-Batterie an einer normalen Steckdose mit einer Leistung von 2,3 Kilowatt geladen wird, dauert die Aufladung etwa 10 Stunden. Neben der langen Ladedauer stellt auch die Dauerbelastung der Steckdose ein Problem dar, denn dafür sind haushaltsübliche Steckdosen und Leitungen keinesfalls ausgelegt. Es kann zu Kurzschlüssen und im schlimmsten Fall sogar zum Schwelbrand kommen. Da schafft die neue Gesetzeslage nun Abhilfe.

Über 80 % der Ladevorgänge, werden zuhause oder am Arbeitsplatz stattfinden. Wir haben über 40 Millionen Wohnungen und viele Mieter haben keinen eigenen Stellplatz. Da ist vieles ungeregelt. Der Mieter hat nun grundsätzlich einen Anspruch, eine Ladestation am Wohnort zu bekommen. Ein Wohnungseigentümer hat dieselben Rechte und kann sein Eigentum mit einer Lademöglichkeit ausstatten. Das ist dringend nötig, da die öffentlichen Ladestationen noch zu gering sind und nicht ausreichen werden“, erklärt Zumschlinge.

Vorteile einer privaten Ladestation für E-Autos

Deutlich sicherer sind spezielle Ladestationen für den Heimeinsatz. Mit einer eigenen Ladestation oder Wallbox werden sicheres Laden und deutlich geringere Ladezeiten erreicht sowie die Effizienz optimiert. Moderne Ladestationen sind explizit auf die Ladeleistung von heimischen Elektroinstallationen abgestimmt und gewährleisten durch die Kommunikation mit dem Fahrzeug eine optimale und sichere Aufladung. Bedingt durch die deutlich kürzere Ladezeit verbessert sich zusätzlich die Effizienz. Während der Ladezeit sind Nebenverbraucher wie die Batterieüberwachung aktiv und ein kürzerer Ladevorgang reduziert hier unnötigen Stromverbrauch. Zudem besitzen Ladestationen bei höherer Ladeleistung einen spürbar größeren Wirkungsgrad, da sie deutlich weniger Energieverlust aufweisen.

Unterschiedliche Stecksystem bei Wallboxen beachten

Je nach Hersteller besitzen Elektroautos unterschiedliche Stecksysteme. Der Typ-2-Stecker ist das Standardmodell in Europa, bei amerikanischen und asiatischen Modellen kommt vereinzelt der Typ-1-Stecker zur Anwendung. Vor dem Kauf einer Ladestation sollte darauf geachtet werden, dass diese mit dem eigenen Elektroauto kompatibel ist. Dies ist insbesondere bei einem Modell mit fest installiertem Ladekabel wichtig, denn Möglichkeiten zum Einsatz von Adaptern existieren hier nicht.

Pauschale Aussagen zur Verkürzung der Ladezeit sind nicht möglich, denn die Ladezeit eines Elektroautos hängt von Ladeleistung und Batteriekapazität ab. Der On-Board-Charger, also das verbaute Ladegerät des Elektroautos ist ohne Zweifel ein maßgeblicher Faktor für die Länge der Ladezeit, allerdings sind Ladekabel und Ladestation ebenfalls relevant. Immerhin ist für die mögliche Gesamtleistung die schwächste Stelle entscheidend.

Erweiterter Schukostecker: Dieser Strecker ermöglicht das Laden von Renault Twizys und Hybrid-Fahrzeugen an Haushaltssteckdosen, die sogenannten Schuko-Steckdosen. Geladen wird mit Wechselstrom und einer Ladeleistung von 3,7 kW. Die Steckdose sollte zusätzlich abgesichert sein.

Typ-2-Stecker: Die Standard-Lösung für alle Elektroautos in Europa ist der Typ-2-Stecker, der mit Wechselstrom arbeitet. Mit ihm sind Ladeleistungen von bis zu 43 kW möglich und er passt an den meisten öffentlichen Ladesäulen (Stichwort: Standard).

CCS-Combo-2-Stecker: CCS steht für Combined Charging System und verrät eigentlich alles. Denn dieser Stecker ist für alle, die neben der Standardlösung auch mit Gleichstrom laden möchten. Er vereint einen Typ-2-Stecker mit zwei Gleichstrom-Steckerpolen und ermöglicht eine Schnelladung.

Chademo-Stecker:Im asiatischen Raum, wo die Elektromobilität wesentlich fortgeschrittener ist als in Europa, verwenden die meisten Hersteller den Chademo-Stecker. Er wurde in Japan entwickelt und wird u.a. von Citroën, Honda, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Subaru und Toyota genutzt

Tesla Supercharger: Das Softwareunternehmen Tesla, mit dem Elon Musk Elektroautos wie den Model S oder den Model X produziert, setzt auf einen eigenen Stecker und damit auch eine eigene Ladeinfrastruktur. Der Tesla Supercharger hat eine Ladeleistung von bis zu 120 kW, was die Ladezeiten auf unter zwei Stunden verkürzen soll. Er operiert mit Gleichstrom.

Quelle: VDI nachrichten

Wallbox, Keba, Webasto – Auswahl des Herstellers

Beim Kauf einer Ladestation ist die Entscheidung für einen Qualitätshersteller unbedingt empfehlenswert. Hersteller wie Keba, ABL, Alfen, Webasto und Wallbox sind bei den führenden Automobilherstellern gelistet und wurden auf Kompatibilität geprüft. In Hinblick auf erhältliche Ersatzteile, Serviceangebote und zukünftige Updates sind die renommierten Hersteller von Ladestationen somit sichere Partner. Von welchem Hersteller die Ladestation stammen sollte, hängt vom jeweiligen Elektroauto ab. Keba ist beispielsweise bevorzugter Favorit und Kooperationspartner von Daimler, während VW die Produkte von ABL empfiehlt. Das niederländische Unternehmen Alfen zeichnet sich durch smarte Ladestationen aus, die in erster Linie bei Gewerbekunden zum Einsatz kommen. Eine Wallbox „made in Germany“ bietet das Unternehmen Webasto – in einer als einfachen und einer smarten Variante. Die Ladestationen von Wallbox tragen ebenfalls das Prädikat „made in Germany“ und sind mit allen herkömmlichen Hybrid- und Elektrofahrzeugen sowie den klassischen Hausinstallationen kompatibel.

Zusatzfunktionen von smarten Wallboxes

Eine Ladestation kann neben der eigentlichen Ladefunktion noch mit unterschiedlichen Zusatzfunktionen ausgestattet sein. Für viele Unternehmen ist beispielsweise eine smarte Wallbox mit integriertem Abrechnungsservice sinnvoll, denn damit können sie individuell Abrechnungen für Mitarbeiter oder Hotelgäste erstellen. Aber auch für Privathaushalte kann sich der Abrechnungsservice als sinnvoll herausstellen, etwa wenn ein Firmenwagen zum Haushalt gehört oder der Nachbar tagsüber seinen E-Roller laden möchte. Die Bandbreite der möglichen Abrechnungsservices reicht vom integrierten Subzähler bis zur smarten Version mit automatischer Abrechnung durch einen externen Dienstleister. Ebenfalls möglich ist bei Firmenwagen die Abrechnung mit dem Arbeitgeber, wenn der Strom an der heimischen Wallbox geladen wurde.

In Gemeinschaftsgaragen oder frei zugänglichen Parkplätzen (Carport, etc.) kann eine Wallbox mit Zugangsbeschränkung empfehlenswert sein. Dieser Zugangsschutz per RFID gewährleistet, dass ausschließlich berechtigte Personen die Wallbox nutzen können. Werden mehrere Elektroautos gleichzeitig geladen, kann ein Lastmanagementsystem sinnvoll sein. So wird die verfügbare Leistung automatisch auf die angeschlossenen Elektroautos verteilt.
Wenn eine Verbindung zu eigenen Stromerzeugern wie einer Photovoltaikanlage hergestellt werden soll, ist eine Ladestation mit Energiemanager sinnvoll. Die Verbindung aus Elektroauto und Photovoltaikanlage durch ein Energiemanagementsystem ermöglicht die Einsparung von Stromkosten und ein zu 100% emissionsfreies Fahren. Beim Kauf eines externen Systems sollte unbedingt auf Kompatibilität zum Ladegerät geachtet werden.

Installation von Ladestationen ist Profisache

Die fachgerechte Installation einer Wallbox sowie weitere Montage- und Wartungsarbeiten erfolgen ausschließlich durch einen qualifizierten Elektroinstallateur. Individuelle Gegebenheiten wie die mögliche Montage an einer Wand, die Entfernung zum Sicherungskasten und die Möglichkeit zur Nutzung einer vorhandenen Leitung spielen bei der Installation eine wichtige Rolle und können von Laien meist nicht oder nicht ausreichend eingeschätzt werden. Elektrische Sicherungselemente sind ebenfalls wichtige Faktoren, denn jede Ladestation muss einen eigenen Stromkreis besitzen, der mit FI-Schalter und Leitungsschutzschalter effektiv abgesichert ist.

„Die Installation kommt natürlich auf den Einzelfall an, es kann auch mehrere Wochen dauern, da die jeweilige Immobilie geprüft werden muss, zum Beispiel wie viel Strom steht zur Verfügung. Jedenfalls bei größeren Immobilien stellt sich die Frage, ob der Netzanschluss verstärkt werden muss oder ein Lastmanagement gebraucht wird und so weiter. Das kann man nicht von der Stange kaufen. Daher sind auch die Installationskosten nicht immer so gering“, weiß Andreas Zumschlinge von Parkstrom. Die Parkstrom wurde 2012 gegründet und ist sehr erfahren im Bereich der Ladeinfrastruktur.

Recht auf eine private Ladestation ist ein Erfolgsschritt für die E-Mobilität

Für die Verbreitung und Akzeptanz der E-Mobilität stellt das neue Recht für Mieter und Eigentümer einen Erfolgsschritt dar. „Die Ladeinfrastruktur wird zudem auf Dauer gesehen zur Veredelung der Immobilie führen. Der Wert wird dadurch gesteigert“, gibt Zumschlinge an. Ladeinfrastruktur sollte auf lange Sicht auf jeden Fall in Immobilien ausgebaut werden, um konkurrenzfähig zu bleiben.

„Wenn man investieren kann, dann sollte man das Geld in die Hand nehmen – das ist man der nächsten Generation schuldig“, ist der Geschäftsführer von Parkstrom sicher.

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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