Dieselautos ohne Partikelfilter müssen draußen bleiben
der Partikelfilter. Ob serienmäßig bzw. optional oder zum Nachrüsten. Einen neuartigen „City-Filter“ bringt HJS, Deutscher Umweltpreisträger 2003, im Januar auf den Markt.
Saubere“ Luft ist jetzt einklagbar. Grund dafür ist die neue EU-Rahmenrichtlinie 1999/30EG. Sie schreibt ab Januar 2005 strenge Grenzwerte für Feinstäube, Stickstoffdioxid (NO2) und Benzol fest. Das dürfte nicht ohne Folgen bleiben. Deutschlandweit wollen Umweltverbände gegen zahlreiche Kommunen klagen.
Als ihr Ziel gilt, den Autoverkehr mit Dieselfahrzeugen ohne Partikelfilter in den Städten zu verbieten, wenn die Luftschadstoffgrenzwerte in der Kommune überschritten werden. Weil Fahrzeuge mit Dieselmotor ohne Filter bis zu 1000-mal mehr Feinpartikel ausstoßen als solche mit Benzinmotoren, so das Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern. Mit Jahresbeginn 2005 dürften sich Dieselfahrer mit serienmäßigem oder nachgerüstetem Partikelfilter gegen zeitlich limitierte Fahrverbote versichern, die in einigen Innenstädten angeordnet werden könnten.
Schätzungen kommunaler Spitzenverbände zufolge ist die Luft fast aller deutschen Ballungsräume weit stärker belastet, als es das neue EU-Luftreinhaltungsgesetz erlaubt. Vor diesem Hintergrund erarbeiten immer mehr Kommunen Luftreinhaltepläne und durchforsten den Markt nach Möglichkeiten, die Schadstoffbelastung der Luft zu senken.
Vor allem in Städten und verkehrsnahen Gebieten lägen die Jahresmittelwerte für Feinstaub, „PM10“ (Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,01 mm), ganzjährig über den geltenden Limits und auch die Tagesmittelwerte würden häufig, zum Teil massiv, überschritten, stellte das BUWAL für die Schweiz fest. Trotz topografischer Unterschiede dürfte das auch für Deutschland zutreffen.
Der Partikelfilter für den Diesel ist ein probates Mittel um die Emission zu drücken. Bei Neufahrzeugen setzt er sich als Serien- oder Optionalausstattung immer mehr durch. Auch als Nachrüstsatz werden nun Filter angeboten, mit denen die Umwelt entlastet werden kann.
In zehnjähriger Forschungsarbeit entwickelte die HJS Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG, Menden, einen neuartigen Dieselpartikelfilter, der 2005 in den Markt eingeführt werden soll. Die Innovation wurde 2003 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.
Durch die Verwendung von Sintermetall anstelle der herkömmlichen Keramik konnten die Ingenieure des sauerländischen Mittelständlers (260 Beschäftigte) gleich mehrere Probleme auf einmal lösen. So hat der HJS-Dieselpartikelfilter eine hohe Speicherfähigkeit für die anfallende Asche, ist entsprechend langlebig und befreit Dieselabgase vor allem zu 99 % von Ruß und anderen Partikeln.
Durch die Verwendung des im Vergleich zum herkömmlichen Keramikfilter besser formbaren Sintermetalls bietet HJS gerade für die Nachrüstung eine fast unbegrenzte Typenvielfalt der Filteranlagen an. „Würden alle Dieselautos auf deutschen Straßen mit Filtern nachgerüstet“, so Christian Renfordt, HJS-Marketingleiter, „könnte man den Rußausstoß um über 5000 t jährlich reduzieren.“
Aktuell bereitet HJS die Markteinführung des auf Sintermetallbasis ausgelegten neuen „City-Filters“ vor, der ab 2005 für den nachträglichen Einbau in Diesel-Pkw vorgesehen ist. Nach der erfolgreichen Entwicklung werden in Menden derzeit die Produktionskapazitäten aufgebaut. Der Markt ist riesig. Heute rollen allein auf Deutschlands Straßen 7,5 Mio. Diesel-Pkw, von denen lediglich 300 000 nach der EU4-Norm ausgerüstet sind. Das HJS-Partikelfilterkonzept bietet aber alle Voraussetzungen, nicht nur für den Einsatz im Pkw-Bereich, sondern auch bei Lkw, Stadtbussen, Kommunalfahrzeugen, Bau- und Landmaschinen. Der Komplettpreis für den Filter einschließlich Einbau liegt je nach Pkw zwischen 650 € bis 750 €.
Um dem Autofahrer einen finanziellen Anreiz für die Nachrüstung zu bieten, macht sich das Bundesumweltministerium (BMU) stark, eine zweistufige Förderung für Diesel-Pkw durchzusetzen. Bisher ist das BMU am Widerstand des Bundesfinanzministers Hans Eichel gescheitert. Doch mit geschärftem Blick auf anstehende Wahlen könnte sich das ändern. Will doch das BMU Fahrzeugen, die den ab Januar 2005 geforderten EU4-Partikelgrenzwert von 0,025 g/km noch einmal deutlich unterschreiten, eine Förderung von 600 € zukommen lassen. Ebenso sollen ältere Dieselfahrzeuge, wenn sie mit einem Filternachrüstsatz den Partikelgrenzwert der nächst höheren EU-Norm unterschreiten, mit 300 € gefördert werden.
R. MYRITZ/W. PESTER
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