Dieser Zug fährt autonom, elektrisch – und auf virtuellen Schienen
Was ist das? Es sieht aus wie eine Mischung aus Zug und Straßenbahn, benötigt aber keine Schienen zum Fahren. Und einen Fahrer auch nicht. Es besitzt Räder wie ein Bus und kann Hunderte Personen befördern. Mit voll geladener Batterie 40 Kilometer weit.
Der erste schienenlose Zug der Welt wurde jetzt vom chinesischen Transportunternehmen China Railway Rolling Corporation (CRRC) präsentiert. Er ist 30 m lang, besitzt drei Wagen und läuft auf Gummireifen mit Kunststoffkern. Dabei bewegt sich das ART (Autonomous Rail Rapid Transit) genannte Transportfahrzeug mit Strom vorwärts.
ART schafft in der Spitze 70 km/h und kann mit drei Wagen bis zu 300 Passagiere befördern. Es ist möglich, zwei weitere Wagen anzuhängen, so dass insgesamt 500 Personen mitfahren können. Ob drei oder fünf Wagen: Der Zug verfügt immer über zwei Triebwagen, so dass er ohne zu wenden in beiden Richtungen fahren kann. Einen Fahrer braucht es dafür nicht. Der Strom einer vollen Batterie reicht für 40 Kilometer am Stück.
Ohne Schienen, ohne Fahrer
Wie das ART-Kunststück gelingt, ohne Schienen und Oberleitung autonom auf Kurs zu bleiben? Das smarte Fahrzeug folgt vorher festgelegten Routen. Diese sind durch weiße Linien – virtuelle Schienen – auf dem Boden gekennzeichnet. Mithilfe von Sensoren folgt das Fahrzeug der Markierung und überwacht zugleich mit Radarsensoren den fließenden Verkehr.
Eine zentrale Recheneinheit verarbeitet die Daten und sorgt dafür, dass der Zug den richtigen Weg nimmt. Immerhin soll der Zug bis zu 70 km/h schnell fahren.
Günstig und schnell zu verwirklichen
Gedacht ist die chinesische Erfindung für mittelgroße und kleine Städte, die sich keine teuren U-Bahn- und S-Bahn-Systeme und langen Bauzeiten leisten können. Die schienenlose Lösung lässt sich sehr viel schnell verwirklichen: So soll in der Stadt Zhuzhou in der Provinz Hunan jetzt eine 6,5-Kilometer-ART-Linie durch die Innenstadt gebaut werden – und schon 2018 den Betrieb aufnehmen. CRRC hat die Technologie bereits vier Jahre lang getestet und erprobt.
Das Einsparpotenzial ist enorm: So rechnet das Unternehmen vor, dass es rund 91 Mio. Euro koste, einen Kilometer U-Bahn Strecke zu bauen. Das ART-System mit drei Wagen hingegen soll für knapp 1,8 Mio. Euro zu haben sein. Allerdings fährt es oberirdisch. Aber es lässt sich rasch verwirklichen, weil der Zug herkömmliche Fahrbahnen nutzen kann.
China arbeitet intensiv an neuen Verkehrssystemen
China ist schon länger auf der Suche nach neuen Verkehrskonzepten, um den Individualverkehr vor dem Kollaps zu bewahren. So will das Land der Mitte bis 2020 rund 480 Milliarden Euro investieren, um sein Schienennetz für Schnellzüge um 11.000 km auf dann 30.000 km zu erweitern. 80 Prozent aller Großstädte sollen dann per Schnellzug erreichbar sein. Gleichzeitig baut China eine Magnetschwebebahn in Peking.
Auch wurde Anfang 2016 ein Riesenbus präsentiert, der auf Schienen rollt, die neben den Straßen verlegt werden sollen: Die Passagiere sitzen im Fahrgastraum in einer Höhe von 2,4 m.
Der sogenannte Transit Elevated Bus fährt als rollender Tunnel über die Straßen hinweg. Und die Autos ungehindert unten durch.
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