Digitaler Fingerabdruck für Frachtstücke erschwert Sprengstoffschmuggel
Ein Sicherheitssystem von Fraunhofer-Forschern soll garantieren, dass in einer Luftfracht auf ihrem Transportweg zum Flugzeug keine gefährlichen Substanzen wie Sprengstoffe versteckt werden: 3D-Kontur, Röntgenbild und RFID-Kennung einzelner Frachtstücken lassen sich dabei zu einem digitalen Fingerabdruck zusammenfassen und in einer Datenbank speichern. Kontrolleure können per Tablet-PC jederzeit auf dieses Sendungsprofil zugreifen.
Bislang sind die Prüfverfahren, etwa das Röntgen der Fracht oder Wischproben, bei denen analysiert wird, ob sich Sprengstoffpartikel an einer Sendung befinden, zeit- und kostenaufwändig und müssen wiederholt werden, wenn Verdachtsmomente aufkommen. Einfach überprüfbare Merkmale, die den sicheren Status eines Frachtstücks nachweisen, fehlen bisher.
Im Verbundprojekt Enhanced Security for Logistics (ESecLog) arbeiten deshalb Forscher des Fraunhofer Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg an einem Überwachungssystem, in dem anhand eines eindeutigen digitalen Frachtfingerabdrucks einer Fracht jederzeit der Sicherheitsstatus des Frachtstücks einfach und kostengünstig überprüft werden kann.
3D-Bild, Röntgenbild und RFID-Kennung ergeben einen digitalen Fingerabdruck
Und das geht so: Bestimmte Merkmale einer Sendung werden zu einem digitalen Gesamtbild, einem eindeutigen Fingerabdruck einer Fracht zusammengefügt. Bei diesen Merkmalen handelt es sich um die RFID-Kennung einer Sendung, ein Röntgenbildmuster und um ein dreidimensionales Bild oder ein Tiefenbild der Fracht. RFID steht für Radio-Frequency-Identification – ein Sender-Empfänger-System zur automatischen Identifikation.
Auf der Ware wird ein Datenträger – ein Transponder – aufgebracht, der eingehende Signale aufnimmt und darauf antwortet. Über ein RFID-Siegel sind ganze Container, Paletten oder auch einzelne Packstücke zu identifizieren. Alle im Frachtfingerprint kombinierten Merkmale werden unter einer eindeutigen ESecLog-ID in einem zentralen Informationssystem gespeichert und sind jederzeit per Internet abrufbar, also zum Beispiel auch mit einem Tabletcomputer, der an verschiedenen Kontrollstellen mobil einsetzbar ist.
Der Frachtfingerprint beschreibt also exakt, wie eine Sendung beschaffen sein muss, um als sicher zu gelten. Mit einem stationären Scanner oder einem Handscanner kann der Status der Fracht an jedem Umschlag- oder Kontrollpunkt in der Transportkette jederzeit abgeglichen werden mit den Informationen zur identifizierten Sendung im zentralen Datenpool. Veränderungen, zum Beispiel in der 3D-Kontur eines Frachtstücks, sind so schnell zu erkennen.
Ein Siegelbruch wird treffsicher erkannt
Aufgabe der Fraunhofer Forscher ist es auch, ein RFID-Siegel zu entwickeln, über das die Fracht eindeutig identifiziert werden kann, und das außerdem Manipulationen an einem Packstück meldet. Dazu wird das RFID-Siegel mit einem hauchdünnen Sicherungsdraht versehen, der an den Sollbruchkanten eines Pakets positioniert wird. Wird das Paket geöffnet, zerreißt der Draht. Die Sendung ist dann weiterhin identifizierbar, zusätzlich erhält der Kontrolleur aber die Information, dass der Draht beschädigt ist. „Mit dieser Technologie lassen sich auch ganze Paletten prüfen“, erläutert Fraunhofer-Forscher Olaf Poenicke. „Befindet sich ein Frachtstück mit gebrochenem Draht darunter, lässt sich die betroffene Sendung über die ID genau identifizieren.“ Zusätzlich kann mittels 3D-Scan die Kontur der Palette erfasst werden. Wird nachträglich ein Packstück auf die Palette gelegt, ändert sich die Kontur.
Bund unterstützt Projekt mit über zwei Millionen Euro
Besonders wertvolle oder dringend benötigte Waren wie Ersatzteile im Maschinenbau, Arzneimittel oder verderbliche Waren wie Lebensmittel oder Blumen werden weltweit per Luftfrachtsendungen verschickt. Häufig werden diese Güter in den Unterdecks von Passagiermaschinen als so genannte Belly‐Fracht befördert. Nach Informationen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) transportierte Lufthansa Cargo zum Beispiel im Jahr 2012 mit 47,1 Prozent knapp die Hälfte der gesamten Beförderungsmenge von 1,7 Millionen Tonnen in Passagierflugzeugen. Auch andere deutsche Airlines wie Airberlin, Condor und Tuifly transportieren Fracht auf diese Weise.
Mit mehr als zwei Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Verbundprojekt, an dem das Fraunhofer IFF zusammen mit Entwicklungspartnern und Anwendungspartnern wie Panalpina und Lufthansa Cargo seit Mai 2013 arbeiten. Noch arbeiten die Projektpartner an der Entwicklung von Lösungen in ihren Zuständigkeitsbereichen. Im kommenden Jahr soll das Frachtfingerprint-Verfahren in die Testphase gehen.
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