Vernetztes Fahren 05.10.2021, 07:01 Uhr

App auf dem Handy soll Autounfall verhindern

Gemeinsam mit Deutscher Telekom, Vitronic und der Stadt Hamburg treibt das Unternehmen Continental ein Kollisionswarnungssystem voran. Aktuell wird es in Hamburg auf einer eigens eingerichteten Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren live getestet. Es soll den Straßenverkehr sicherer machen.

Kreuzung vernetztes Fahren

Gemeinsam mit Partnern hat Continental einen digitalen Schutzengel entwickelt. Der soll in Echtzeit vor Kollisionen schützen.

Foto: Continental AG

Verkehrsteilnehmer werden per Smartphone in Echtzeit vor Kollisionen und möglichen Unfällen gewarnt. Zukunftsmusik? Nein, in Hamburg auf einer Teststrecke ist das gerade Realität. Und wenn es nach den Kooperationspartnern Continental, Deutsche Telekom, Vitronic und der Stadt Hamburg geht, soll es so schnell wie möglich flächendeckend im Straßenverkehr zum Einsatz kommen. Schließlich funktioniere es wie ein digitaler Schutzengel und mache die Straßen sicherer.

„Für Continental hat unsere ‚Vision Zero‘– also null Verkehrsunfälle – bei der Entwicklung neuer Produkte oberste Priorität. Mit dem partnerschaftlich entwickelten Digitalen Schutzengel sind wir auf dem besten Weg, dem in Kombination mit unseren anderen Assistenzsystemen sehr viel näher zu kommen“, sagt Karsten Michels, Leiter der zentralen Vorentwicklung bei Continental. „Die Herausforderung war bisher, dass die Sensorik abhängig von den Sichtverhältnissen nicht alle Personen rund um das Fahrzeug erfasst. Daher ist die Konnektivität über die Cloud ein wesentlich effektiverer Weg, eine Vielzahl von Verkehrsteilnehmern zu erreichen und zu schützen.“

Continental will mit Warnung per App Verkehr sicherer machen

Das neu entwickelte System nutzt zum Beispiel in Bereichen von Kreuzungen Daten von Verkehrsobjekten, die das Unternehmen Vitronic zur Verfügung stellt, sowie Ampeldaten und eine genaue digitale Karte, welche die Stadt Hamburg beisteuert. Droht ein Zusammenstoß, erfolgt über das Low Latency Network der Deutschen Telekom eine Warnung an die Verkehrsteilnehmer. Das geschieht über eine entsprechende App von T-Systems, die auf nahezu jedem Smartphone funktioniere. Die Technologie soll vor allem besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer schützen, die nicht motorisiert sind. Dazu zählen besonders Fußgänger, Fahrrad- und Scooter-Fahrer. Autofahrer wurden selbstverständlich auch berücksichtigt.

Testphase für Prototyp eines autonomen Fahrzeugs startet jetzt

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (m/w/d) (FH-Diplom/Bachelor) für den Arbeitsbereich »Konformitätsprüfung Produkt (CoP-P)« Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)
Dresden Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrische Antriebe" THU Technische Hochschule Ulm
DB Engineering & Consulting GmbH-Firmenlogo
Erfahrene:r Planungsingenieur:in LST mit Entwicklung zum:zur Prüfsachverständigen (w/m/d) DB Engineering & Consulting GmbH
Stuttgart, Karlsruhe Zum Job 
DLG TestService GmbH-Firmenlogo
Prüfingenieur (m/w/d) Fahrzeugtechnik / QMB DLG TestService GmbH
Groß-Umstadt Zum Job 
Schneider Form GmbH-Firmenlogo
CAD Projektleiter (m/w/d) in der Produktentwicklung Schneider Form GmbH
Böblingen, Chemnitz, Dettingen unter Teck Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 

Vorteil dieses Systems: Kein Verkehrsteilnehmer, der sie nutzen möchte, benötigt eine spezielle Hardware. Sie lässt sich problemlos in Apps der Deutschen Telekom oder städtischen Angeboten, zum Beispiel kommunaler Verkehrsanbieter, einbinden. Die Kollisionswarnung kann in die Funktionen des Fahrzeugs integriert werden. Dadurch erhalten auch Autofahrer unmittelbar vor drohenden Unfällen eine Warnmeldung.

Continental erhält Daten für digitalen Schutzengel aus der Telekom-Cloud

Wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Systems: ein hoher Grad an Vernetzung und eine rasche Informationsverarbeitung. Damit das möglich wird, senden zum Beispiel Auto- und Radfahrer ihre Daten zu Position und Beschleunigung in die Cloud-Rechner der Telekom. Sie berechnen im Anschluss die Wege für die nächsten fünf Sekunden. Sollte dabei eine Kollision drohen, sendet der Cloud-Rechner eine entsprechende Warnung an die möglicherweise betroffenen Verkehrsteilnehmer. Entscheidend ist natürlich, dass diese Informationen so schnell wie möglich die Menschen erreicht. Das soll dadurch gelingen, dass immer der Cloud-Rechner im Mobilfunknetz zum Einsatz kommt, der am nächsten Ort des möglichen Zusammenstoßes liegt.

Die Partner wollen mit einer Genauigkeit von unter einem Meter das Smartphone der Verkehrsteilnehmer orten. Dafür nutzen sie das sogenannte Multi-Access Edge Computing, das in der Lage ist, das GPS-Signal in Kombination mit anderen Positionsbestimmungs- und Navigationsdaten so genau zu verarbeiten. Das Ergebnis: In weniger als einer Sekunde erhalten alle, die möglicherweise an einem Unfall beteiligt wären, eine Nachricht. Im Auto warnt das Assistenzsystem. Andere Verkehrsteilnehmer werden durch eine visuelle und akustische Nachricht mit Vibrationsalarm auf dem Smartphone oder auch der Smartwatch benachrichtigt. Der Zeitfaktor ist dabei immens wichtig, denn nur dann können auch die Nutzer noch blitzschnell reagieren und den Unfall verhindern.

Continental testet digitalen Schutzengel in Hamburg

An einer Straßenkreuzung in Hamburg wird das System aktuell getestet. Dafür hat das Unternehmen Vitronic ihre IDTE-Lösung (Intelligent Detection and Tracking Equipment) installiert. Sie beobachtet den Verkehrsfluss und die sich bewegenden Objekte. Die Daten fließen dann zu Continental. Das System kann auch auf die Daten der Ampelschaltungen zugreifen – dank Unterstützung der Stadt Hamburg. Damit wäre es möglich, Nutzer auch zu warnen, die bei roter Ampel trotzdem auf die Kreuzung zufahren. Das System erfasst sogar sogenannte Beinahe-Unfälle. Das könnten sich Verkehrsplaner künftig zunutze machen, damit den Verkehr in den Städten sicherer gestalten und zugleich bekannte Unfallschwerpunkte entschärfen.

Die Projektpartner stellen ihre gemeinsame Lösung demnächst auf dem IST World Congress in Hamburg vor, der vom 11. bis 15. Oktober stattfindet. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert die Technologie. Sie soll bereits 2024 für die breite Masse zur Verfügung stehen.

Mehr zum Thema autonomes Fahren:

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.