Von der Pleite zur Premiere 17.04.2025, 19:47 Uhr

Disney-Schiff verlässt Trockendock der Meyer Werft Wismar

Die Disney Adventure verließ am Donnerstag das Trockendock der Meyer Werft Wismar. Der Bau war ein Abenteuer für sich.

Disney Adventure

Hier ist die Disney Adventure noch als Rendering zu sehen, bald wird das Schiff in volle Pracht über die Weltmeere fahren.

Foto: Disney Adventure / © Disney Cruise Line

Nach langer Bauzeit und zahlreichen Rückschlägen öffnete sich am Donnerstagnachmittag das Hallentor der ehemaligen MV-Werft in Wismar. Zum ersten Mal zeigte sich der mächtige Rumpf des Kreuzfahrtschiffes „Disney Adventure“ der Öffentlichkeit. Am Bug des rund 340 Meter langen Schiffes prangt das bekannte Gesicht von Micky Maus – ein unmissverständlicher Hinweis auf den neuen Eigentümer.

Die „Disney Adventure“ wurde ursprünglich von einem asiatischen Konzern in Auftrag gegeben, doch erst Disney brachte das Mammutprojekt zu Ende. Der Kreuzliner soll 2025 in Singapur in See stechen – mit Platz für 6000 Gäste und einem maritimen Entertainment-Erlebnis, das so nur Disney bieten kann.

Von Genting zu Disney: Ein Schiff wechselt den Kurs

Die Geschichte des Schiffes begann 2016, als der asiatische Mischkonzern Genting Hongkong die drei MV-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund übernahm. Ziel war es, eine neue Klasse von Kreuzfahrtschiffen für den asiatischen Markt zu bauen. Die sogenannte „Global“-Klasse sollte luxuriöse Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 9.500 Passagieren umfassen.

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Mit dem Bau der ersten Einheit, damals unter dem Namen „Global One“ geführt, begann Genting 2018. Die Endmontage erfolgte ab 2019 in Wismar. Doch dann kam die Pandemie.

Corona bringt das Projekt ins Wanken

Mit den globalen Reisebeschränkungen brach Gentings Geschäftsmodell zusammen. Die Kreuzfahrtbranche lag monatelang brach. Infolgedessen geriet auch der Mutterkonzern in wirtschaftliche Schwierigkeiten und meldete Anfang 2022 Insolvenz an – ebenso wie die MV-Werften. Die unfertige „Global One“ war nun Teil der Konkursmasse.

Dabei hatte das Projekt bereits mehr als eine Milliarde Euro verschlungen. Öffentliche Gelder in Form von Bürgschaften waren ebenfalls beteiligt.

Disney kauft den Rohbau – und investiert weiter

Ende 2022 übernahm Disney Cruise Line den zu etwa 75 % fertiggestellten Schiffskörper. Medienberichten zufolge lag der Kaufpreis bei rund 40 Millionen Euro. Konkrete Zahlen zur anschließenden Investition in den Umbau nannte Disney nicht, doch das Unternehmen dürfte ein Vielfaches der Kaufsumme in den Innenausbau und die Technik gesteckt haben.

Mit der Fertigstellung beauftragte Disney die renommierte Meyer Werft, die unter anderem für ihre Kreuzfahrtschiffe in Papenburg bekannt ist. Viele ehemalige Beschäftigte der MV-Werften wurden für das Projekt übernommen. Bis zu 600 Fachkräfte arbeiteten an der Umgestaltung des Schiffes – darunter Schiffbauerinnen, Ingenieure und viele Dienstleister.

Neustart in Singapur geplant

Laut Plan soll das Schiff ab Dezember 2025 in See stechen – mit Heimathafen Singapur. Für mindestens fünf Jahre wird die „Disney Adventure“ von dort aus operieren. Die Routen bestehen hauptsächlich aus drei- bis viertägigen Kreuzfahrten mit Seetagen.

Singapur ist für Disney ein strategisch gewählter Standort: gut angebunden, mit moderner Hafeninfrastruktur und wachsendem Kreuzfahrtmarkt in Südostasien.

Ein Schiff der Superlative – aber nicht der Rekorde

Mit rund 6000 Gästen und 2300 Crewmitgliedern gehört das Schiff zu den größten der Welt – wenn auch nicht zum Allzeit-Rekordhalter. Der Umbau bringt nicht nur ein neues Design, sondern ein gänzlich anderes Konzept mit sich: Statt auf Masse und Effizienz setzt Disney auf Inszenierung und Themenwelten.

„Wenn die Disney Adventure im Dezember 2025 in See sticht, haben Gäste aus ganz Südostasien die Möglichkeit, die Magie ihrer Lieblingsgeschichten von Disney, Pixar und Marvel in ihrer eigenen Nachbarschaft zu erleben“, sagte Sharon Siskie, Senior Vice President bei Disney Cruise Line.

Themenwelten, Achterbahnen und Broadway-Shows

Die „Disney Adventure“ bietet ein Erlebnis auf See, das eher an einen Themenpark als an ein klassisches Kreuzfahrtschiff erinnert. In sieben Themenbereichen, darunter der „Disney Imagination Garden“, „Toy Story Place“ oder das „Marvel Landing“, wird jede Reise zur inszenierten Geschichte.

Ein besonderes Highlight: die Achterbahn „Ironcycle Test Run“. Mit über 240 Meter Länge schlängelt sie sich über die oberen Decks und lässt die Gäste in luftiger Höhe kreisen – ein Novum für die Disney-Flotte.

Daneben erwarten die Reisenden Shows im Broadway-Stil, darunter ein eigens entwickeltes Musical mit Figuren aus „Wall-E“, kulinarische Erlebnisse in Themenrestaurants und interaktive Begegnungen mit bekannten Charakteren.

Technische Transformation in Wismar

Der Umbau des Schiffs war nicht nur ein Design-Update. Viele technische Systeme mussten umgeplant oder vollständig ersetzt werden. Dazu gehören etwa die Energieversorgung, Kabineninfrastruktur, Sicherheitssysteme sowie Navigations- und Entertainmenttechnik. Die Integration der neuesten Umwelttechnologien war ebenfalls Teil des Umbaus, auch wenn Disney keine genauen Angaben dazu machte.

Die Arbeiten erfolgten größtenteils in der Halle und am Kai der ehemaligen MV-Werft. Nach der Ausdockung wird das Schiff dort verbleiben, um letzte Ausrüstungsarbeiten abzuschließen.

Die Zukunft der Werft: Von der Kreuzfahrt zur Rüstung

Die Disney Adventure könnte eines der letzten großen zivilen Schiffe sein, das in Wismar fertiggestellt wird. Denn bereits Mitte 2022 übernahm Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) die Werft. Künftig sollen hier vor allem Marineschiffe und U-Boote gebaut werden.

Viele der bisherigen Werftarbeiterinnen und -arbeiter erhalten dort neue Perspektiven. Der Übergang vom zivilen zum militärischen Schiffbau markiert einen tiefgreifenden Wandel in der norddeutschen Werftlandschaft. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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