DLR entwickelt Crashkonzept für Züge der Zukunft
Ingenieure des DLR tüfteln an einem neuartigen Crashkonzept für Züge. Herzstück sind Deformationszonen. Sie sollen Passagiere bei einem Zusammenstoß schützen.
Die Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben Crashelemente konstruiert, die in den Türmodulen der Zugwaggons zum Einsatz kommen sollen. Sie bestehen aus einem Metallrahmen und mehreren in Längsrichtung verbauten Metallrohren.
Die Rohre nehmen bei einem Crash Energie auf – und zwar nach dem Prinzip der Verjüngung: Die Kraft einer Kollision schiebt dabei die zylindrischen Rohre durch einen enger werdenden Querschnitt. Dieser kontrollierte Verformungsvorgang nimmt einen Großteil der Bewegungsenergie aus dem Crash auf.
Die Folge: Der Rahmen und die dahinter liegenden Bereiche bleiben bei einem Zusammenprall weitgehend intakt. So weit die Theorie.
Erfolgreicher Crashtest in Görlitz
Seine Feuertaufe hat das Crashkonzept bereits bestanden. Die DLR-Ingenieure hatten auf der Zugcrashanlage des TÜV Süd in Görlitz den Prototyp des Crashelements und Sensoren zur Messung der Energieströme an einen stehenden, 80 t schweren Güterkesselwagen montiert. Dann wurde es laut. Ein zweiter Güterkesselwagen, den eine Lokomotive auf 18,5 km/h beschleunigt hatte, prallte auf den Versuchswagen.
Nach wenigen Minuten war klar: Die Struktur hatte die Energie des Aufpralls so weit aufgenommen, dass keiner der Wagen eine größere Beschädigung erlitt. Der Versuchswagen hatte sich auf den Schienen einfach nach hinten bewegt.
Mit den Sensordaten des Zusammenpralls führen die Wissenschaftler derzeit eine Crashsimulation für einen ganzen Zug mit mehreren Waggons durch. Sie wollen damit die Crashtauglichkeit vollständig virtuell nachweisen und eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten und den Technologietransfer in die Industrie bilden.
Sicherheitskonzept für Züge der Zukunft
Für die Industrie könnte das Crashelement interessant sein. Denn das Thema Leichtbau spielt in Hinblick auf den Energieverbrauch auch bei Zügen eine immer größere Rolle. „Ziel unseres Ansatzes ist es, nicht nur das Crashkonzept hocheffizient und möglichst leicht zu machen, sondern auch die nachfolgenden Wagenstrukturen – also das Fahrwerk- und Fahrgastmodul“, erklärt DLR-Forscher Michael Zimmermann. „Durch das Crashkonzept wirken bei einer Kollision geringere Kräfte auf diese Bereiche. So können wir signifikant leichter bauen.“
Auch am Berliner Fraunhofer-Institut entstehen Konzepte für sicherere Züge. Die Forscher entwickeln Funksensoren für Zugräder. Sie erkennen kleinste Schwingungsänderungen und Materialermüdungen und alarmieren im Notfall den Lokführer. Das könnte Unglücke wie in Eschede verhindern. Am 3. Juni 1998 brach ein Rad des Intercity-Express 884. Der Zug raste mit 200 km/h gegen eine Betonbrücke und entgleiste. 101 Menschen kamen ums Leben.
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