DLR entwickelt Konzept für Hochgeschwindigkeitszug in Großbritannien
Aus Deutschland stammt der Entwurf eines doppelstöckigen Hochgeschwindigkeitszugs für die britische Bahn der Zukunft. Mit ihrem Zugkonzept Aeroliner3000 schafften es das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und ein Münchner Architekturbüro in einem weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb für innovative Bahnkonzepte unter die drei Finalisten.
Mehr Menschen sollen in Zukunft besonders schnell, bequem und effizient mit dem Zug durch Großbritannien fahren. Deutsches Knowhow könnte dabei eine Rolle spielen. Der Entwurf eines doppelstöckigen Hochgeschwindigkeitszugs mit dem zukunftweisenden Namen Aeroliner3000, den das Münchner Architekturbüro Andreas Vogler Studio mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt konzipiert hat, zählt zu den drei besten Einsendungen beim britischen Wettbewerb „Tomorrow’s Train Design Today“.
Rund eine Millionen Euro Förderung
Der Wettbewerb wurde im Rahmen des „Future Railway Programme“ initiiert, einer gemeinsamen Initiative des britischen Bahnnetzbetreibers Network Rail und der britischen Bahnaufsicht Rail Safety and Standards Boards (RSSB). „Costs“, „capacity“, „carbon“ und „comfort“, so lauten die vier englischen Schlagwörter, an denen sich die wichtigsten Zielvorgaben im Wettbewerb orientierten: Kosten reduzieren, Passagierkapazität verdoppeln, Kohlenstoffdioxidemissionen senken und den Fahrgästen ein Maximum an Komfort bieten.
Die drei auserwählten von insgesamt 48 im Wettbewerb eingereichten Entwürfen werden nun mit zusammen 2,2 Millionen Pfund gefördert. Die Partner DLR und AV Studio erhalten für die weitere Ausarbeitung ihres Konzepts rund 750.000 britischen Pfund, also umgerechnet rund eine Million Euro.
Wie das DLR informiert, basiert die Technologie des Aeroliner3000 zu großen Teilen auf dem DLR-Zugkonzept „Next Generation Train“ (NGT). In diesem Projekt arbeiten Wissenschaftler aus elf DLR-Instituten interdisziplinär an zentralen Fragestellungen, wie die Hochgeschwindigkeitszüge der nächsten Generation noch schneller, sicherer, komfortabler und umweltverträglicher gemacht werden können.
Zwei Stockwerke dank Leichtbau
Die Doppelstockwagen des Aeroliner3000 böten 20 % mehr Sitzplätze im Vergleich zu dem Referenzzug, der im Wettbewerb vorgegeben war. Durch besseres Gepäckhandling und eine optimierte Steuerung des Passagierflusses beim Ein- und Aussteigen ermögliche das Konzept gleichzeitig, die Aufenthaltszeiten des Zuges in Bahnhöfen erheblich zu senken. Konsequent angewendeter Leichtbau, der das Gewicht des Wagenkastens um 25 % reduziere, sowie die aerodynamische Optimierung des gesamten Zuges sorge für geringere Betriebs- sowie Unterhaltskosten und verringere den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid sowie die Lärmemissionen.
Gleichzeitig ermögliche der Leichtbauansatz des Aeroliner3000 erst die Realisierung eines Doppelstockwagens: Die Tragstruktur des Wagenkastens sei optimal auf die Anforderungen und Belastungen angepasst, sprich das „Gerippe“ des Wagenkastens weise nur noch die Struktur auf, die wirklich zur Stabilität benötigt werde. Auf diese Weise lasse sich auch das Innere des Wagens flexibler gestalten und mache ein zweistöckiges Konzept möglich.
In den nächsten Jahrzehnten wird sich die Zahl der benötigten Züge im britischen Schienenverkehr deutlich erhöhen. Strategiepapieren der britischen Bahnindustrie zufolge muss sich die Flotte in den nächsten 30 Jahren nahezu verdoppeln. Dabei müssen auch alte Züge ersetzt werden. Gleichzeitig sollen neue Hochgeschwindigkeitsverbindungen etabliert werden.
DLR und Vogler wollen zur InnoTrans 2016 neuen Mittelwagen enwtickeln
Mit dem Preisgeld von rund einer Million Euro wollen DLR und Architekt Andreas Vogler bis zum Ende des Wettbewerbs 2016 einen Mittelwagen des Aeroliner3000 bauen. „Unser Plan ist es, das Modell auf der internationalen Schienenverkehrsmesse InnoTrans 2016 in Berlin auszustellen und Hersteller für das Konzept zu begeistern“, so Dr. Joachim Winter vom DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. „Ziel des DLR ist es, aus Ideen Innovationen zu machen und ab einem bestimmten Reifegrad der von uns entwickelten Technologien, diese der Industrie zu übergeben.“
Ein Beitrag von: