Doppelstöckiger Tunnel gegen Verkehrschaos in Maastricht
Mit dem Kaiser-Willem-Alexandertunnel entsteht in Maastricht ein imposantes Bauwerk: Es soll ab 2016 den Dauerstau auf der wichtigsten Autobahn der Niederlande, der A2, endgültig beseitigen. Im Rohbau ist der erste Doppelstöcker-Tunnel der Niederlande fertig. Ein Besuch vor Ort.
Im Gegenlicht der Nachmittagssonne glitzert der nackte Beton wie eine Wand aus Wasser. Wir stehen an einer der Eingangsröhren des König-Willem-Alexandertunnels. Die Macher sind stolz auf ihr Werk und zeigen es interessierten Gruppen gerne. Das Bauwerk führt auf einer Länge von 2,3 km mitten unter der niederländischen Stadt Maastricht hindurch und wird den Dauerstau auf einer der wichtigsten Autobahn der Niederlande, der A2, beseitigen. Denn unzählige Ampeln in Maastricht entlang dieser Autobahn sorgen heute für Stillstand.
Um das Zentrum von Maastricht zu durchqueren, benötigen Autofahrer derzeit rund 30 Minuten. Wenn der neue Tunnel im kommenden Jahr befahrbar ist, schnurren sie in nur drei Minuten unter Maastricht hindurch. 80 % des heutigen Verkehrsaufkommens wird der neue Tunnel völlig unbemerkt unter der limburgischen Metropole hindurch leiten.
Das Besondere: Der Tunnel ist ein Doppelstöcker, ein Novum in den Niederlanden. Die untere Ebene ist dem Durchgangsverkehr bis maximal 100 km/h vorbehalten, die obere Ebene dient dem regionalen und innerstädtischen Verkehr, der bis zu 80 km/h auf dem Tacho haben darf.
Gesamtinvestition von 1,2 Milliarden
Obendrauf wird es sehr ruhig und schön. Der begrünte Streifen mitten durch die Stadt gehört Fußgängern und Radfahrern. „Die Idee ist, Maastricht den Menschen zurückzugeben“, betont Desiree Florie vom Projektbüro A2 Maastricht. „Schon seit vielen Jahren wird das Leben der Leute rund um die Altstadt vom Verkehr dominiert. Mit der grünen Ader soll das anders werden.“ Insgesamt 4 km wird die neue Allee mit 2000 Linden lang sein.
Der grüne Läufer – so heißt das Infrastrukturprojekt – ist ein Mammutprojekt: Zwischen den Verkehrsknotenpunkten Geusselt und Europaplain wird Maastricht untertunnelt. Rund 800 Millionen € verschlingt der Tunnelbau. Dazu kommen noch einmal 400 Millionen € vom niederländischen Strukturentwicklungs- und Baukonzern Ballas Nedam, der im grünen Läufer mehr als 1100 neue Wohnungen errichtet. Ein Gebiet von etwa 30.000 m2 wird als flankierendes Gewerbegebiet erschlossen und vermarktet.
1,4 Millionen m3 Aushub
Den größten Posten von 681 Millionen € schultert die Abteilung Rijkswaterstaat des Verkehrsministeriums, die Gemeinde Maastricht ist mit 93 Millionen € im Boot. Die Provinz steuert 54 Millionen € dazu und die Gemeinde Meerssen packt 1 Million € oben drauf.
Der Rohbau steht, jetzt geht es an die Leitungstechnik. Vor diesem Rohbau musste richtig was bewegt werden: Mehr als 1,4 Millionen m3 Erde, Kies und Mergel wurde weggeschafft. Dafür waren 168.000 Lkw-Fahrten nötig, an manchen Tagen waren mehr als 450 Lkws im Einsatz.
Prinzip der kommunizierenden Röhren
Wegen der räumlichen Nähe zur Maas steht der Tunnel im Grundwasser. Damit der Tunnel nicht aufschwimmt, haben die Projektentwickler ein System zur Regulierung des Pegels entwickelt. Wie ein U schlingen sich an 16 Stellen Rohre außen um den Tunnel herum.
Die Pegelregulierung folgt dann dem Prinzip der kommunizierenden Röhren. In dem verbundenen U steht das Wasser immer gleich hoch in den Schenkeln, der Grundwasserstrom kann also völlig ungehindert abfließen. Das Grundwassermanagement entlang des Tunnels funktioniert ohne jede Pumpe. Es folgt einfach physikalischen Naturgesetzen.
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