Druckluft-Hybrid von Peugeot und Citroën geht 2016 in Serie
Die meisten Autos fahren noch mit Benzin, bei Hybrid-Fahrzeugen summt auch noch ein Elektromotor. Doch nun haben die französischen Autobauer Peugeot und Citroën eine Alternative zur Alternative entwickelt. Ihr neuartiger Druckluft-Hybridantrieb geht 2016 in Serie, bestätigte PSA.
Die Idee der französischen Ingenieure ist verblüffend. Statt Energie in teuren und dazu schweren Batterien zu speichern, wollen sie Energie in Form von Druckluft lagern. Zehn bis fünfzehn Prototypen mit der neuen Antriebsart „HybridAir“ hat der französische Autohersteller PSA (Peugeot und Citroën) bereits gebaut und getestet. Ab dem Jahr 2016 will PSA Kleinwagen mit Druckluft-Hybridantrieb in Serie produzieren. Der PSA-Konzern bestätigte dies am Donnerstag auf dem „PSA Peugeot Citroën Innovationstag“ in Grevenbroich. Das System wurde vom PSA-Konzern gemeinsam mit Bosch und Faurecia entwickelt.
Bremsenergie wird im Drucklufttank gespeichert
Eine blaue Stahlflasche im Fahrzeugboden dient als Drucklufttank und damit als Energiespeicher. Die Flasche, die rein äußerlich einer Taucherflasche gleicht, kann mit einem Volumen von 20 Litern etwa 250 Bar zusammengepresste Luft sammeln. Dabei wird die Druckluft während der Fahrt laufend erzeugt. Immer wenn der Fahrer vom Gaspedal geht oder bremst, wird Bewegungsenergie zurückgewonnen und durch ein Hydrauliksystem in die Flasche befördert. Mit der überschüssigen Bremsenergie wird die Luft im Tank komprimiert und Druck aufgebaut.
Ist die Flasche gefüllt, kann der Verbrennungsmotor eine Pause machen und schaltet sich ab. Dann wird die Kraft der Druckluft über die Hydraulik zum Getriebe und damit an die Räder übertragen. Bis zu einer Geschwindigkeit von 70 km/h ist dieser Modus einsetzbar. Der Druckluft-Hybrid ist im Prototypen mit einem Dreizylinder-Benziner über ein herkömmliches Getriebe gekoppelt. Motor und Druckluft ergeben eine Gesamtleistung von 122 PS.
Aufladezeit nur zehn Sekunden
Zwar reicht die Kraft einer vollgeladenen Druckluftflasche nur, um das Auto 300 bis 400 Meter anzutreiben. Das entspricht einer Menge von 20 Milliliter Benzin. Doch die Wirkung ist enorm. Denn der Druckspeicher ist in nur zehn Sekunden voll aufgeladen. Deshalb kann ein Auto in der Stadt praktisch nach jedem Stopp mit Druckluft anfahren und braucht den Verbrennungsmotor erst, wenn das Auto Tempo aufgenommen hat.
Das Aufladen geschieht dabei nicht nur beim Bremsen und Ausrollen, sondern auch dann, wenn der Benzinmotor im optimalen Leistungsbereich läuft. Die kurze Aufladezeit ermöglicht, den Hybridantrieb insgesamt häufiger einzusetzen als einen Elektrohybrid, so PSA.
Günstiger Preis dank Verzicht auf Batterie
„Der Hybrid wird damit auch für Kleinwagen attraktiv und bezahlbar“, erläuterte in Grevenbroich Projektleiter Karim Mokaddem. Der Kostenvorteil im Vergleich zu einem herkömmlichen Hybridantrieb soll bei 50 Prozent liegen. Vor allem wird keine teure Batterie benötigt wie bei einem Elektroantrieb.
Enorm sind die möglichen Einsparungen an Kraftstoff: Mokaddem erwartet Verbrauchsreduzierungen von 45 Prozent im Stadtverkehr. Dies würde bedeuten, dass Kleinwagen wie der Citroën C3 oder der Peugeot 208 nur unter drei Liter Benzin auf 100 Kilometer benötigen. Die CO2-Emissionen liegen dann bei lediglich 69 Gramm pro Kilometer. Citroën C3 und Peugeot 208, die für die Serienfertigung des neuen Antriebs vorgesehen sind, sollen einen Normverbrauch von 2,9 Litern pro 100 Kilometer erreichen.
Die HybridAir-Technik könnte auch für Kleintransporter von Paketdiensten und Handwerkern interessant werden. Denn die Vorteile der Technik liegen besonders im Stop-and-Go-Verkehr. Für größere Fahrzeuge sieht PSA keinen Bedarf, da die Technik auf langen Strecken nicht einsetzbar ist.
Ein Beitrag von: