E-Auto: Fahrspaß ist wichtiger als Steuerbefreiung
Einige Überraschungen bietet die erste große Befragung von E-Auto-Nutzern in Deutschland. So spielen äußere Anreize wie Steuerbefreiung und kostenloses Parken bei der Kaufentscheidung kaum eine Rolle. Und genutzt werden die Elektrofahrzeuge fast genauso wie herkömmliche Modelle, nur nicht für lange Fahrten – was wiederum wenig überraschend ist.
Männlich, gut gebildet, mit überdurchschnittlichem Einkommen und 51 Jahre alt. So sieht der statistische Durchschnittsnutzer eines Elektroautos in Deutschland aus. Das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mehr als 3000 private und gewerbliche Besitzer von reinen E-Mobilen und Hybriden befragt und damit erstmals ein klares Bild vom typischen Elektro-Fahrer gewonnen.
Finanzielle Anreize nur wenigen wichtig
Ein Bild, das der Politik zu denken geben müsste. Denn eines wird in der Umfrage ganz klar: Finanzielle Anreize wie die Befreiung von der Kfz-Steuer oder kostenlose Parkmöglichkeiten in der Stadt spielen nur für zehn Prozent der Besitzer eine wichtige Rolle. Weitaus wichtiger sind demnach drei andere Motive: Interesse an neuer Technologie, Umweltbewusstsein und Fahrspaß. Offenbar ist das ruhige Gleiten ein Genuss für viele. Immerhin 84 Prozent der Befragten geben an, dass sie den Kauf eines E-Autos weiterempfehlen würden.
Viele haben zweites Auto mit herkömmlichem Antrieb
Obwohl das Umweltbewusstsein für mehr als die Hälfte der Käufer ein Hauptmotiv war, zeigt die Studie auch: Vier von fünf Haushalten besitzen trotzdem noch einen benzin- oder dieselgetriebenen Wagen, den sie vor allem für Urlaubsreisen und längere Ausflüge nutzen. Hauptgrund dafür ist natürlich die immer noch geringe Reichweite der meisten – vor allem der erschwinglichen – E-Modelle.
Öffentliches Ladenetz spielt für E-Autonutzer geringe Rolle
Dementsprechend wünscht sich eine große Mehrheit auch eine deutlich größere Kapazität der Batterien. Die Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen spielt dagegen eine erstaunlich geringe Rolle. Nur jeder Fünfte gab an, mindestens einmal pro Woche eine solche Station zu nutzen. Vielmehr fordern die E-Auto-Nutzer, dass alle angeboten Modelle über Schnelllademöglichkeiten an gewöhnlichen Steckdosen verfügen. Fazit: Wenn die Batterie 400 oder 500 Kilometer hält und man sie zuhause in wenigen Stunden aufladen kann, ist das öffentliche Ladenetz nachrangig.
Mehrheit der gewerblichen Nutzer sind kleine Firmen
Die Studie räumt übrigens auch mit dem Vorurteil auf, dass große Unternehmen mit ihren umfangreichen Fuhrparks Vorreiter der Elektromobilität seien. Die Mehrheit der gewerblichen Nutzer sind kleinere Firmen mit maximal 49 Mitarbeitern und bis zu neun Fahrzeugen.
In der Nutzung der E-Fahrzeuge gibt es nach der Studie kaum Unterschiede zu herkömmlichen Pkw. Die durchschnittliche Leistung an einem Werktag liegt bei gut 40 Kilometern. Nur die Jahresstrecke ist wegen des Verzichts auf lange Wege naturgemäß geringer: Während sie bei Benzin- und Dieselfahrzeugen durchschnittlich 15.400 Kilometer beträgt, liegt sie bei reinen Elektroautos nur knapp über 10.000 Kilometern.
Forschung und Industrie sind gefragt
Die DLR-Forscher ziehen aus der Befragung keine weitreichenden Schlüsse. Die hohe Zufriedenheit der Nutzer, gerade auch der gewerblichen, biete allerdings „einen soliden Ausgangspunkt für die weitere Verbreitung von Elektrofahrzeugen“. Insgesamt macht die Studie aber wohl deutlich, dass weniger politische Maßnahmen als technische Fortschritte bei den Fahrzeugen selbst der E-Mobilität auf die Spur helfen dürften. Demnach sind vor allem Forschung und Industrie gefragt, um das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu schicken, zu erreichen. (LINK)
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