E-Sportwagen schafft 600 Kilometer mit neuartigem Akku
Ein Liechtensteiner Unternehmen hat einen spektakulären Sportwagen gebaut. Zum Aufladen tankt das Fahrzeug zwei Flüssigkeiten statt ans Stromnetz angeschlossen zu werden. Jetzt erhielt der Quant e die Zulassung für öffentliche Straßen.
Nach gerade mal 2,8 Sekunden hat der Quant e Tempo 100 erreicht. Das schafft das Fahrzeug mit der Kraft von vier Asynchron-Elektromotoren, die sich in den Naben der Räder befinden. Gemeinsam haben sie eine Leistung von 928 PS. Wer nun denkt, der Akku an Bord wäre bei derartigen Werten nach wenigen Kilometern leer, irrt ganz gewaltig. Erst nach 600 Kilometern muss aufgeladen werden. Das geschieht – noch ein Kuriosum – an einer Zapfsäule. Zwei Sorten Treibstoff fließen in jeweils 200 Liter fassende Tanks. Das dauert kaum länger als bei Diesel- oder Benzinautos. Das Geheimnis: Der Quant e ist mit einer Redox-Flow-Batterie ausgestattet, die auch schon mal Flusszellenakku genannt wird.
Hersteller Nanoflowcell erhält Zulassung für Roding in Bayern
Das Fahrzeug, das Nanoflowcell aus dem liechtensteinischen Vaduz im Frühjahr auf dem Genfer Automobilsalon erstmals der staunenden Öffentlichkeit präsentierte, darf ab sofort auf der Straße fahren. Es erhielt ein Kennzeichen des bayerischen Ortes Roding, das erst neuerdings wieder vergeben wird.
Gemeinsam mit Bosch und dem TÜV Süd hat Entwicklungschef Nunzio La Vecchia den Wagen so präpariert, dass das Kraftfahrtbundesamt die Zulassung erteilte. Wann es in Kleinserie hergestellt wird ist noch offen, ebenso der – vermutlich deftige – Preis.
Speicherkapazität hängt allein von Größe der Tanks ab
Redox-Flow-Batterien sind die einzigen elektrochemischen Systeme, die Strom nicht durch chemisch-physikalische Veränderungen in der Batterie speichern. Sie verändern vielmehr zwei sehr ähnliche Flüssigkeiten, in denen Salze gelöst sind. Sie werden extern geladen. Dabei wird, vereinfacht gesagt, eine der Flüssigkeiten mit Elektronen angereichert und der anderen Flüssigkeit entzogen. So vorbereitet landen sie in zwei Tanks an Bord des Fahrzeugs.
Beim Entladen fließen die Elektronen als Strom durch die Motoren und andere Verbraucher an Bord zurück in die elektronenarme Flüssigkeit. Die Speicherkapazität hängt allein von der Größe der Tanks ab. La Vecchia ist es gelungen, der Redox-Flow-Batterie eine gewissermaßen angeborene Unart abzugewöhnen, die bisher den mobilen Einsatz verhinderte. Sie entlud sich selbst, ohne dass elektrische Verbraucher Strom abzapften. Nach einem 14-tägigen Urlaub etwa wäre die Batterie leer.
Tanstellensystem fehlt
Der Quant e wird erst dann zu einem vollwertigen Auto, wenn es ein Tankstellensystem gibt. Da das Liechtensteiner Unternehmen derzeit das einzige ist, das Redox-Flow-Zellen in Autos einsetzt, dürfte noch einige Zeit vergehen, bis es ein Flächennetz gibt. Es könnte schneller gehen, wenn General Motors ebenfalls auf diese Stromversorgung setzt. Das US-Unternehmen arbeitet daran.
Große Flügeltüren für bequemen Ein- und Ausstieg
Der Quant e ist stolze 5,25 Meter lang, 2,20 Meter breit und nur 1,25 Meter hoch. Er bringt 2,3 Tonnen auf die Waage. Zwei riesige Flügeltüren ermöglichen einen bequemen Einstieg. Das Armaturenbrett ist komplett als Display ausgelegt.
La Vecchia hat sich noch eine Feinheit ausgedacht. Neben der Hauptstromversorgung sind so genannte Supercaps an Bord, die Bremsenergie speichern. Sie wird frei, weil die Motoren dann als Generatoren fungieren, ebenso bei Bergabfahrten. Zusätzlich verfügt der Quant e über ein konventionelles Bremssystem.
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