Eisenbahnbauer arbeiten an Lokomotiven mit Gasantrieb
Lokomotiven und schwere Lkw in den USA werden künftig mit flüssigem Schiefergas statt Dieselöl angegetrieben. Eisenbahngesellschaften arbeiten gerade an neuen Antriebstechniken, erste Prototypen rollen bereits auf den Schienenstrecken des Landes.
Der Schiefergas-Boom in den USA beflügelt inzwischen auch die Hersteller von Lokomotiven und schweren Lastwagen. Denn flüssiges Schiefergas ist deutlich günstiger und bei der Verbrennung auch noch umweltfreundlicher als Dieselöl. Die amerikanische Eisenbahngesellschaft BNSF, eine der größten Bahngesellschaften der USA und im Besitz des Börsengurus Warren Buffet, lässt seit März umgebaute Lokomotiven im regulären Streckendienst testen. Auch amerikanische Lastkraftwagenhersteller experimentieren bereits mit Motoren, die Flüssiggas verbrennen.
BNSF-Chef: Geringere Kosten und Emissionen
„Der Einsatz von verflüssigtem Erdgas als alternativem Kraftstoff wird tiefgreifende Veränderungen für unsere Eisenbahn und für unsere Branche haben”, sagt BNSF-Chef Matthew K. Rose. „Zwar sind noch gewaltige technische und regulatorische Herausforderungen zu bewältigen, doch dieses Pilotprojekt ist ein wichtiger erster Schritt, durch den BNSF die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit der Nutzung von verflüssigtem Erdgas im Güterverkehr bewerten wird.“ Rose rechnet mit deutlich verringerten Treibstoffkosten und geringeren Emissionen von Treibhausgasen.
Für die Umrüstung auf Gas arbeitet BNSF eng mit den beiden Herstellern General Electric und der Caterpillar-Tochter EMD zusammen. Beide Unternehmen haben Prototypen geliefert, die nun im Praxiseinsatz zeigen sollen, dass die Gasantriebe leistungsfähig sind. Dabei greift BNSF auf Erfahrungen aus den 1980er Jahren zurück, als das Unternehmen bereits Lokomotiven mit Gasantrieb einsetzte.
Umrüstung auf Gasantrieb ab Ende 2014
Sollte der Versuch gelingen, will BNSF seine Lokomotiven ab Ende 2014 auf die neuen Antriebe umrüsten. Das wäre noch rechtzeitig vor dem Inkrafttreten strengerer Abgasnormen für Lokomotiven, die 2015 in den USA in Kraft treten.
Das starke Interesse am Flüssiggasantrieb von Nutzfahrzeugen in den Vereinigten Staaten hat seinen Grund im massiven Preisverfall für Gas. Noch im Jahre 2005 kostete in den USA die Standardeinheit Gas (1 Million British Thermal Units, kurz mBtu) rund 15 Dollar. Im vergangenen Jahr sackte dieser Preis zeitweise auf nur noch 2 Dollar. Anfang Juni bewegte sich der amerikanische Gaspreis leicht unter 4 Dollar je mBTU.
Neben dem Preis sprechen auch der geringere Verbrauch und Emissionen für den Gasantrieb. Die amerikanischen Verkehrsunternehmen haben hochgerechnet, dass sich durch den Gasantrieb mehr als eine halbe Milliarde Tonnen Erdöl im Jahr einsparen lässt. Das wäre immerhin mehr als die jährliche Rohölproduktion eines großen Erdöl-Produzentenlandes. Erreicht werden könnte diese Einsparung in den USA bereits bis 2020.
Große Schiefergasvorkommen in Großbritannien
Was für die Vereinigten Staaten gilt, könnte sich auch in Europa wiederholen. Im Mai diesen Jahres sind beispielsweise in Großbritannien so viele neue Schiefergaslagerstätten aufgespürt worden, dass sich aus ihnen der gesamte Gasbedarf des Landes für die nächsten 60 Jahre decken lässt. Noch vor Jahresfrist hieß es, dass sich mit dem künftig zu fördernden Schiefergas der britische Gasbedarf nur für weniger als ein Jahr abdecken lässt.
Die Erschließung der Schiefergaslagerstätten wird allerdings in Europa bei weitem nicht so schnell ablaufen wie in den Vereinigten Staaten. Zum einen sind die Hauptvorkommen für Schiefergas in den USA ungleich weniger stark besiedelt als in Europa. Damit fällt dort auch der Widerstand von Teilen der Bevölkerung deutlich geringer aus. Zum anderen müssen die Unternehmen, die Schiefergas fördern wollen, deutlich höhere Umweltschutzauflagen erfüllen und neue, verfeinerte Bohr- und Fördertechniken einsetzen, die mit spürbar höheren Kosten verbunden sein werden.
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