Elektrischer 40-Tonner versorgt Münchner BMW-Werk mit Material
Die Anwohner des Münchner BMW-Werkes werden aufatmen:Vom Sommer an transportiert ein rein elektrisch angetriebener Sattelschlepper Material vom Logistikunternehmen Scherm zum Werk. Mit dem 40-Tonner will BMW erproben, welche Logistikdienste E-Trucks im Kurzstreckenverkehr übernehmen können.
Das BMW-Werk München liegt seit 1960 mitten in einem Wohngebiet. Und der Lkw-Verkehr ist gewaltet. 800 Lkw fahren das Werk täglich an, um Fahrzeugteile für die Just-in-Time-Produktion zu versorgen, so BMW-Sprecher Kai Zöbelein gegenüber Ingenieur.de.
Immerhin ließen sich 100 Kurzstreckenfahrten durch elektrisch angetriebene Lkw ersetzen, sagte Zöbelein. Während es auf der Langstrecke zu Diesel-Lkw noch keine Alternative gibt, ließen sich die Kurzstreckenfahrten durch Elektrolaster ersetzen. Für den Stadtverkehr in München wäre das eine gute Nachricht. Denn Elektrolaster fahren ausgesprochen leise, hinterlassen keine Dieselabgase und belasten auch die Luft der Landeshauptstadt nicht mehr mit Feinstaub.
Ab Sommer soll nun zwischen dem BMW-Werk in München und dem Logistikunternehmen Scherm im Testbetrieb ein E-Laster fahren. Zwei Kilometer weit ist die Strecke, vorbei an Wohnhäusern. Mitten durch die Stadt. Achtmal täglich soll der elektrisch angetriebene Sattelschlepper des niederländischen Spezialfahrzeugherstellers Terberg seine Dieselkonkurrenten ersetzen und das Werk mit Felgen und Reifen beliefern.
Testlauf dauert ein Jahr
„Mit dem rein elektrisch angetriebenen Lkw verdeutlichen wir, dass wir kontinuierlich an innovativen Lösungen arbeiten und uns auch Herausforderungen im Logistikbereich stellen“, sagt Hermann Bohrer, Leiter des BMW-Werkes München. Der Testlauf ist für zunächst ein Jahr geplant. Wenn sich die Terberg-Zugmaschine YT202-EV bewährt, wollen die Partner den Betrieb noch ausweiten.
Vor allem kommt es darauf an, dass die Batterien so lange durchhalten wie vom Hersteller versprochen. Neun bis zehn Stunden schaffen sie, wenn das Fahrzeug so genutzt wird, wie Scherm und BMW es planen. Die dann nötige Ladezeit geben sie mit zwei bis vier Stunden an. Der Motor bringt eine Leistung von 202 Kilowatt.
Batterien reichen für eine komplette Schicht
Damit ist er für den Fernverkehr ungeeignet. 40-Tonner sind meist mit Motoren ausgestattet, die fast die doppelte Leistung haben. Und doch genügt die Leistung von 275 PS, um nicht nur die elf Tonnen Eigengewicht der Zugmaschine in Bewegung zu setzen. Hinzu kommt eine Sattellast von bis zu 34 Tonnen.
Die Energie liefern Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien mit einer Kapazität von 206 kWh. Für den Stadtverkehr reicht das allemal. Die Akkus, die dort montiert sind, wo normale Lkw Dieseltanks haben, sollen mehrere Tausend Ladezyklen überstehen, so die Niederländer. Außerdem könne ihr abgasfreier Truck problemlos in jede Halle fahren. Zudem benötige der Elektromotor praktisch keine Wartung.
BMW ist zwar der erste Autohersteller, der den Einsatz eines schweren Elektro-Lkw erprobt, doch der E-Truck YT202-EV wird auch schon andernorts eingesetzt. In Berlin zum Beispiel bringt er Container vom Westhafen zu den Kunden und beliefert zudem eine Berliner Kaffeerösterei mit den frisch angelieferten Bohnen. Der Logistiker Dachser setzt die Zugmaschine mit Elektroantrieb in Herne und Hamburg ein, um Container zu transportieren.
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