Elektro-Isetta soll dezentral gebaut werden – auch in Deutschland
Die BMW Isetta von 1955 kehrt als Elektroauto für kurze Fahrstrecken zurück. Nach der erfolgreichen Zulassung werden bald die ersten Fahrzeuge vom Band rollen. In Deutschland steigt die Firma Artega aus Delbrück in Nordrhein-Westfalen ein.
Wie ingenieur.de berichtete, plant der Schweizer Erfinder Wim Ouboter, eine Isetta mit Elektromotor auf die Straße zu bringen. Das Fahrzeug ist eine Reminiszenz an sein historisches Vorbild: Von 1955 bis 1962 baute BMW das bekannte „Motocoupé Isetta“ mit luftgekühltem Einzylinder-Viertaktmotor aus der Motorradfertigung. An dessen Erfolg will Ouboter anknüpfen. Vor wenigen Monaten hat er bereits eine europaweite Straßenzulassung erhalten. Seinen Microlino, so soll die neue Elektro-Isetta heißen, will er dezentral produzieren lassen: eine Lehre aus früheren Projekten.
Lieferengpässe des Elektroautos gefährden den Absatz
Ursprünglich hatte Ouboter vor, den Microlino komplett beim italienischen Elektro-Kleinstwagenspezialisten Tazzari fertigen zu lassen. Doch das Interesse der Konsumenten war größer als erwartet. Nach Vorbestellungen im fünfstelligen Bereich nahm Ouboter von seinen Planungen wieder Abstand. Bereits vor 30 Jahren hatte es bei einer Fahrzeugproduktion Lieferschwierigkeiten gegeben. Und lange Wartezeiten sind in der Branche ein No-Go, da sie zu empfindlichen Absatzeinbrüchen führen können.
Grund genug für den Entwickler, bei der Produktion auf ein dezentrales Prinzip zu setzen. Ouboter sucht in jedem Land, das Absatzmärkte bietet, interessierte Lizenznehmer. In Deutschland bekam Artega aus dem nordrhein-westfälischen Delbrück-Hagen den Zuschlag. Die Firma stellt eine 3.000 Quadratmeter große Halle eigens für das Retro-Gefährt Microlino zur Verfügung. Pro Jahr sollen 8.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Sie werden ab dem Frühjahr in der Schweiz und ab Mitte 2019 auch in Deutschland verkauft.
Synergien bei der Microlino-Fertigung nutzen
Artega ist in der Branche vor allem als Sportwagenhersteller bekannt. Im Jahr 2007 erblickte der Artega GT mit Otto-, bzw. Elektromotor das Licht der Welt. Und in 2019 soll der Artega Superelletra, ein elektrischer Sportwagen, als Prototyp hergestellt werden.
Damit nicht genug: Klaus Frers, seines Zeichens Eigentümer von Artega, ist auch Mehrheitsaktionär und Gründer von Paragon, einem Zulieferbetrieb der Automobilbranche. Er setzt auf die Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung, CO2-Reduktion und erhöhte Komfortanforderungen. Synergien für den Microlino könnten sich über Displays, Sprachassistenten, Lautsprecher und weitere Komponenten für Fahrzeuginnenräume ergeben. Das Paragon-Tochterunternehmen Voltabox hat Lithium-Ionen-Akkus für Gabelstapler und E-Bikes im Portfolio. Auch hier wären Anknüpfungspunkte denkbar.
Microlino: Platz in fast jeder Lücke
Doch zurück zum Microlino: Ouboter hat Konsumenten im Blick, die ein schnelles, platzsparendes Fahrzeug für den Stadtverkehr suchen. Mit 2,4 Metern Länge passt die Elektro-Isetta quer in fast jede Parklücke. Über den vom Vorgänger aus den 1950er-Jahren bekannten Frontausstieg gelangt man bequem auf den Bürgersteig.
Der Zweisitzer erhält einen kräftigen 15-kW-Motor. Er beschleunigt in 5 Sekunden von 0 auf 50 Stundenkilometern und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von maximal 90 Stundenkilometern. In der Standardversion kommt man mit der Batterie 125 Kilometer weit, mit der 14,4-kWh-Batterie sind es sogar 200 Kilometer. Der Microlino kann an jeder normalen Steckdose innerhalb von 4 Stunden aufgeladen werden. Mit einem Typ 2-Lader sind die Akkus in einer Stunde voll. Laut Angaben des Herstellers würden 40% weniger Teile als in ähnlichen Autos verbaut. Auf der Straße soll der Microlino mit 65% der üblichen Energie auskommen, verglichen mit ähnlichen Elektroautos. Als Basispreis gibt der Hersteller rund 12.000 Euro an.
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