Elektroflugzeug von Airbus überfliegt den Ärmelkanal von Lydd nach Calais
Etwa eine Dreiviertelstunde Zeit hat der Pilot des Airbus E-Fan 1.0, wenn er am Freitag von Lydd in Südengland über den Ärmelkanal nach Calais in Frankreich fliegt. Dann sind die Batterien leer. Doch die Zeit für die erste Ärmelkanalüberquerung eines Elektroflugzeugs sollte reichen. Der Luftfahrtpionier Blériot brauchte vor 106 Jahren in seinem Eindecker 37 min.
Als erster Mensch überhaupt überflog der Flugzeugbauer Louis Charles Joseph Blériot den Ärmelkanal am 25. Juli 1909 von Calais nach Dover in seinem Einsitzer Blériot XI. Mit seiner spektakulären Kanalüberquerung wurde Blériot zum Star und seine Maschine zum Massenprodukt: Blériots Unternehmen produzierte in der Folge rund 800 Stück des Typ XI.
Mit einer weiteren Premiere in der Geschichte der Luftfahrt will nun der Flugzeugbauer Airbus an die historische Kanalüberquerung Blériots erinnern: Am 10. Juli soll der Ärmelkanal erstmals mit einem Elektroflugzeug überquert werden. Der Elektroflieger Airbus E-Fan 1.0 wird am Freitagvormittag in Lydd an der englischen Südküste starten und soll rund 45 Minuten später im französischen Calais landen.
Serienproduktion startet 2017
Gleichzeitig läutet Airbus mit dem Event die Serienproduktion des E-Fan ein. Als Zweisitzer-Version 2.0 soll der E-Fan 2017 in Serie gehen. Gedacht ist der kleine Elektroflieger vor allem für die Pilotenausbildung. Denkbar ist aber auch der Einsatz auf kurzen, lokalen Strecken zum Beispiel bei Rundflügen, als Postflugzeug oder als Lufttaxi. Unter der Bezeichnung E-Fan 4.0 plant Airbus auch die Produktion eines Viersitzers, also für einen Piloten und drei Passagiere. Gebaut werden soll das Elektroflugzeug in Südfrankreich im „Aerospace Valley“ in Pau in der Region Aquitanien.
Der Prototyp des E-Fan besteht aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Mit einer Flügelspannweite von 9,44 m, einer Länge von 6,67 m und einer Höhe von 2 m hat das Flugzeug ein Leergewicht von 500 kg und erreicht eine maximale Fluggeschwindigkeit von 220 km/h. Die beiden Elektromotoren liefern zusammen 60 kW Energie und treiben zwei Propeller an, die hinten am Flugzeug montiert sind.
In den Tragflächen befinden sich 250 V Lithium-Polymer-Akkus, die Lage ermöglicht eine gute Belüftung und passive Kühlung der Batterien. Diese Standard-Akkus liefern elektrische Energie für rund 45 bis 60 min Betriebsdauer. Airbus plant jedoch, in der Serienproduktion der E-Fan 2.0 und 4.0 Batterien mit einer höheren Energiedichte einzubauen, um die Flugzeiten zu verlängern.
Abheben bei 60 km/h
Im Prototyp machen die Batterien 167 kg am Gesamtgewicht aus. Zum Wiederaufladen wird ein mobiles Ladegerät angeschlossen – über eine simple Stecker- und Steckdosen-Verbindung. Ein integriertes Energie-Management-System namens E-Fadec steuert alle elektrischen Funktionen automatisch. Dadurch könne sich der Pilot besser auf das Fliegen konzentrieren, heißt es bei Airbus.
Das ungewöhnliche Fahrwerk des Flugzeugs besteht aus einem Rad vorne und einem hinten unter dem Rumpf sowie aus zwei Stützrädern unter den Tragflächen. Das hintere Rad ist das Antriebsrad, das von einem 6 kW-Motor angetrieben wird. Beim Start beschleunigt das Flugzeug damit auf die erforderlichen 60 km/h, die es zum Abheben braucht. Das Haupttriebwerk wird beim Beschleunigen und Abheben also noch gar nicht benötigt.
Das Konzept des Elektroflugzeugs orientiert sich an den Zielen des „Flightplan 2050“ der europäischen Kommission, wonach Treibhausgas-Emissionen und Lärm in der Luftfahrt deutlich reduziert werden sollen. Bezogen auf das Basisjahr 2000 sollen demnach bis 2050 die CO2-Emissionen um 75 % und die Stickoxid-Emissionen sogar um 90 % sinken.
Doch der E-Fan ist nicht das einzige Elektroflugzeug, das derzeit Schlagzeilen macht. Gerade erst hat die Solar Impulse 2 als erstes Elektroflugzeug der Welt einen fünftägigen Non-Stopp-Flug von Japan nach Hawaii absolviert und damit gleich mehrere Weltrekorde aufgestellt.
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