Elektromobilität: Automobilhersteller und Zulieferer kooperieren
In die Entwicklung der elektrischen Antriebe für die Elektromobilität kommt Bewegung. Immer mehr Hersteller von Industrielösungen sehen mit ihrem Know-how in der elektrischen Antriebstechnik Chancen auf neue Absatzmärkte. Der Weg führt meist über Kooperationen mit etablierten Automobilbauern und Zulieferern, wie in Hannover diese Woche deutlich wurde.
Klein, leicht und leistungsstark müssen die elektrischen Antriebe für die nachhaltige Mobilität von morgen sein. Doch wer wird die Kraftmaschinen bauen – die Automobilhersteller selbst, Automobilzulieferer oder gar Hersteller von Industriemotoren? Toyota zum Beispiel baut seine elektrischen Antriebsmotoren selbst, Renault erhält elektrische Antriebe vom Zulieferer Continental und Daimler hat im vergangenen Jahr ein Joint Venture mit Bosch gegründet, um Elektromotoren für Automobile – sogenannte Traktionsmaschinen – zu entwickeln und zu produzieren.
Technisches Know-how für elektrische Antriebe haben aber auch Hersteller von Industriemotoren. Mit der Elektromobilität ist für sie eine Chance auf ein neues Geschäftsfeld entstanden. Viele Motorenhersteller arbeiten daher in Entwicklungsprojekten, Partnerschaften und Joint Ventures daran, ihre Antriebe für die Elektromobilität fit zu machen.
Mechatronikspezialist Wittgenstein überträgt seine Erfahrungen auf Elektromobilität
Auf der Leitmesse Mobilitec in Hannover präsentiert sich z. B. Wittenstein, Igersheim, als Entwicklungspartner für künftige Hochleistungsantriebe. Der Mechatronikspezialist überträgt hierfür seine Erfahrungen aus anderen Bereichen auf die Elektromobilität. Eigenen Angaben zufolge will Wittenstein jedoch keine Massenmärkte bedienen, sondern dauerhaft Nischen besetzen. Bereits jetzt bestehen Entwicklungspartnerschaften mit verschiedenen Automobilherstellern. Beim Flottenversuch Elektromobilität mit dem Golf Variant Twindrive von VW sind laut Wittenstein z. B. in jedem der 20 Plug-in-Hybridfahrzeuge eine Leistungselektronik und ein Motor des Unternehmens verbaut.
Das seit Juli 2008 laufende Projekt wird von sechs Kooperationspartnern aus Forschung und Wirtschaft unter Federführung von Volkswagen durchgeführt und läuft noch bis Juni 2012. Das Forschungsfahrzeug fährt vorwiegend mit Elektroantrieb, der Verbrennungsmotor dient für eine längere Reichweite. In den kommenden zwei Jahren plant Volkswagen zahlreiche Plug-in-Hybridautos auf den Markt zu bringen, die zum einen die bereits lieferbaren Hybridmodelle des Konzerns ergänzen, zum anderen aber auch seine ab 2013 debütierenden reinen Elektrofahrzeuge.
In einer strategischen Partnerschaft hingegen wollen Siemens und die Volvo Car Corporation gemeinsam die elektrische Antriebstechnik weiterentwickeln, aber auch die Leistungselektronik und die Ladetechnik. Über die im vergangenen Jahr geschlossene Partnerschaft will Siemens sein industrielles Know-how auf den Automobilmarkt ausdehnen.
Zukunftsmarkt Elektromobilität: Auch Zulieferer kooperieren untereinander
Mit einem ebenfalls im vergangenen Jahr gegründeten Joint Venture gehen der Motorenhersteller SEW Eurodrive und der Automobilzulieferer Brose Fahrzeugteile den Zukunftsmarkt an. Der Fokus dieses Zusammenschlusses liegt dabei auf dem kompletten Antriebsstrang, in den das jeweilige Know-how der beiden Partner einfließen soll.
Bei Antrieben für Zweiräder – E-Bikes und Pedelecs – ist der Motorenhersteller Heinzmann als Pionier bekannt, dessen Radnabenmotor die Elektrofahrräder der Deutschen Post seit Mitte der 90er-Jahre antreibt. Sein Engagement in der Elektromobilität verstärkte Heinzmann im Jahr 2008 mit der Übernahme von Perm Motor, dessen vollständige Integration in das Unternehmen Anfang 2012 abgeschlossen wurde.
Der von Perm entwickelte bürstenlose Scheiben-Synchronmotor kommt in der Elektro-Enduro Freeride E von KTM zum Einsatz, die 2012 mit einigen Hundert Exemplaren in die erste Serie gehen soll. Schon etablierte Projekte sind der eVivacity-Roller von Peugeot und die Elektro-Motorräder Enertia und Empulse von Brammo. Elektromobilitätsprojekte von Heinzmann spielen sich derzeit vorwiegend im Zweiradsektor ab. Dennoch schließt das Unternehmen nicht aus, künftig ebenso in Richtung Elektroauto zu gehen.
Elektromobilität: E-Motorenhersteller produzieren häufig nich für den Massenmarkt
Manch ein E-Motorenhersteller entwickelt zwar Lösungen für Elektromobile, zielt aber nicht auf den Massenmarkt, wie Oswald Elektromotoren. Der Mittelständler engagiert sich bei der Entwicklung der Elektromotorentechnik, dem Prototypen-, Null- und Kleinserienbau. Das Unternehmen aus Miltenberg optimiert für Kunden bestehende Elektroantriebe und entwickelt derzeit neue serielle und parallele Hybridantriebe. Ebenso wird an Hauptantrieben zum Einsatz in der Radnabe sowie für den zentralen Einbau im Fahrzeug gearbeitet.
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